Als ich im Jahr 2007 zum ersten Mal nach Spay kam, um die Weine von Florian Weingart zu probieren, es war August, die Weine erst seit ca. 3 Monaten vorgestellt, da legte man mir eine aktuelle Preisliste vor, die zwei Dinge deutlich machte, dachte ich.
Erstens: der 2006er war nun nicht gerade ein mengenmäßig starker Jahrgang,
und zweitens: Die Weine der Weingarts erfreuen sich scheint’s großer Beliebtheit.
Seit diesem Besuch, bei dem ich gerade noch die 2006er Schloß Fürstenberg Spätlese ergattern konnte, ein Wein, der mich direkt zum Fan des Mittelrheins – wenn die Weine so ausgebaut werden wie hier – hat werden lassen, die Mischung aus ausladender Frucht von Kernobst, ein wenig Kräutern, klarer Mineralität und verhaltener Säure, changierender Süße. Das hat mir gefallen und ich wusste, dass ich im nächsten Jahr zurückkehren würde.
Ende Mai lud die Familie dann zur Jahrgangsverkostung ein und ich hatte kurz Zeit, vorbeizuschauen.
Die Menge an ausgebauten Rieslingen ist für so einen kleinen Betrieb verblüffend. Den Grauburgunder und den Spätburgunder lasse ich mal außen vor, das kann er nicht.
Neben zwei trocken, einem halbtrocken und einem süß ausgebauten grundehrlichen und qualitativ sehr überzeugenden Riesling findet man fünf Kabinette und elf Spätlesen. Dazu konnte ich eine erste 2007er Auslese probieren sowie alle auf Lager verfügbaren Beeren- und Trockenbeerenauslesen.
Der Jahrgang lebt durch eine straffe, aber durchweg harmonische Säure, die Mineralität ist deutlicher spürbar als im letzten Jahr und die Frucht geht etwas weg vom Kernobst hin zu Zitrusaromen und frischen grünen Äpfeln. Dazu immer auch etwas leicht pflanzlich-kräutriges und häufig ein wenig Tabacco.
Der Qualitätswein vom Mittelrhein etwas anders erinnert mich an Elsässer Lagen in seiner Verbindung aus pflanzlich-würzigen Aromen und Blumen. Dazu ordentlich Minerale und bissige Säure, die das Ganze nicht zu mädchenhaft werden lassen (4,50/Flasche).
Der Kabinett 0,8 (Restzucker) aus der Fürstenberger Lage liegt da wie ein offenes Messer. Klar und präzise, frische grüne Äpfel aufgeschnitten auf einem Tablett aus Schiefer kredenzt (5,50/Flasche).
Jahrzehnte hat es keinen Wein aus der Gemarkung Spay gegeben. Die Spayer Winzer besitzen ihre Lagen nebenan, vor allem in der renommierten alten Lage Bopparder Hamm. Weingarts haben nun eine alte Lage rekultiviert und daraus einen herrlich aromatischen Kabinett geschaffen. Ein Kleinod, von dem ich mir gerne den Keller voll gemacht hätte (6 Euro/Flasche), wenn es ihn drei Wochen nach der Jahrgangsverkostung noch gegeben hätte. Das Problem allerdings scheint wohl zu sein, dass Weingart im letzten Jahr so viel Aufmerksamkeit erregt hat (Gault Milliau, Wein Plus, ein schöner Artikel in »Wein spricht Deutsch« etc.), dass allein bei der dreitägigen Jahrgangsverkostung um die 1.000 Leute kamen und drei Wochen später, als ich mich mit einem Freund dort traf, der Kabinett aus Spay sowie drei trockene Spätlesen schon weg waren.
Dabei mag ich ja auch die halbtrockenen Weine sehr gerne. Unbedingt probieren sollte man den halbtrockenen Fürstenberg Kabinett, die Spätlese 80/20, deren mineralisch-trockene Feuerlay-Typizität durch 20 % leichteren Ohlenberg entschärft wird sowie die Spätlese anarchie, der Wein, der am schwersten fassbar ist, daher wohl auch der Name, und den ich daher am beeindruckendsten fand. Ein Wein, der irgendwo zwischen trocken und halbtrocken liegt, der mineralisch trocken und kühl daherkommt und in den sich dann mit einem Mal eine Süße mischt und ein Bouquet an Früchten und Pflanzen, ganz unerwartet. Toll!
Die Möglichkeit zu haben, diese bombastischen Trockenbeerenauslesen zu probieren, war wunderbar und wie gerne würde ich mir ein, zwei dieser Essenzen aus Karamell und Blumen, kandierten Aprikosen und Nektarinen, reifen Äpfeln und Orangen, Crema Catalan, Kräutern und Schiefer in den Keller legen und irgendwann durch die Kehle rinnen lassen …
Tja, nun, die spontanvergorene 2004er Auslese aus dem Bopparder Hamm Feuerlay jedenfalls haben sie zu einer Spätlese zurückgestuft und verkaufen sie für 9 Euro. Ein Kompott aus Karamell, Mandel und Trockenaprikosen mit einem Schuß Grapefruit und einer noch schön präsenten Säure. Das ist ja auch was.
Und nachdem ich in dieser Woche noch mal durch Spay gefahren bin und mein Vater sich den Kofferraum mit dem beschriebenen Qualitätswein gefüllt hat, habe ich mir mal ein paar Flaschen bei Nachbars Winzer Matthias Müller gekauft, der sein Handwerk ja nun auch mehr als ordentlich beherrschen soll. Da bin ich ja mal gespannt.
[…] bin der Meinung, dass Florian Weingart 2007 den bisher homogensten und beeindruckendsten Jahrgang seines Winzerlebens hervorgebracht hat. Da […]