Weinrallye 15: Urlaubswein

Ich hatte meinen Artikel, den ich schreiben wollte, fast fertig, war eh schon spät dran, habe ihn aber gerade in die Tonne gekloppt. Was soll ich über vergangene Urlaube schreiben, wenn ich jetzt, JETZT gerne Urlaub hätte? Was soll ich mir den Kopf zerbrechen über einige Anekdoten aus längst vergessenen Tagen, wenn ich in diesem Moment gerne etwas Sonne auf meiner Rübe spüren würde …

Was also tun? Was ist möglich an einem gewöhnlichen Arbeitstag, der um sechsdreißig beginnt und irgendwann nachts endet? Kind in die Schule gebracht, eingekauft, ran an den Schreibtisch, nachmittags Kind wieder abgeholt und Zeit mit ihm verbracht, bis ich es um acht Uhr ins Bett bringe, um dann den Schreibtisch wieder aufzusuchen?

Wenn ich in dieser Stimmung bin, hilft nur Seelenbalsam in Form von frischem Essen und einem schönen Glas Wein dazu. Das Essen hole ich mir manchmal in der Trattoria Cosi hier um die Ecke oder ich mache es selbst. Heute mache ich es selbst. Ich kam heute an meinem Gemüseladen vorbei und habe mir eine große Handvoll frischer Pfifferlinge gekauft und etwas Salat, habe den Salat vorbereitet und dann eine große Portion Tagliatelle mit Pfifferlingen, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, etwas frischem Chili in der Pfanne geschenkt. Zum Schluss habe ich mit einer guten Potion Meersalz und frischem schwarzen Pfeffer gewürzt und etwas Schmand untergehoben. Die Vorbereitung dauert 10 Minuten und ich finde, es gibt kaum etwas Besseres, um die Seelenlage zu beruhigen.

Dazu, und es ist ja eine Weinrallye, kommt mein Instant-Urlaubswein, nein nicht der aus der Tüte, den es im Outdoorladen zu kaufen gibt, sondern einer, den ich spontan zum Urlaubswein erklärt habe und der die Sonne im Glas hat in goldenen Reflexen und dazu die Süße und die Minerale und etwas Kräuter und etwas Steinobst und ein wenig Kokos und ach ja, ’ne knackige Säure. Und es ist gewagt, die Rieslingspätlese halbtrocken zu den pfefferigen, chilibehafteten Pfifferlingen zu wählen. Aber es hat sich gelohnt!

Der Wein stammt übrigens vom Weingut Müller in Spay, und wenn ich bei Weingarts Wein gekauft habe, gehe ich noch mal 50 Meter die Straße runter. Der Mann ist seit letztem Jahr VDP-Mitglied, macht schöne Weine und ist für mich die Nummer zwei am Mittelrhein. Die Weine sind etwas säurebetonter und häufig klarer mineralisch, ja straffer als die vom Weingart. Die Kabinette waren nicht so ganz mein Fall, diese Spätlese hier aber ist, ja, also wirklich …

Dank an GotoRio für die Ausrichtung der Weinrallye, das sollte nicht unerwähnt bleiben.

Weingut M. Müller, Bopparder Hamm Mandelstein, Riesling Spätlese 2007, Spay, Mittelrhein

2 Kommentare

  1. fishy

    Hach, yummie! Du machst das goldrichtig 🙂

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