Nach dem gemeinsamen Nachmittag in Spay bei der Jahrgangspräsentation der Weine von Florian Weingart haben wir uns einen Loire-Abend gegönnt. Während andere Männer mit Bierwägelchen durch die Lande zogen oder schon neben den ehemals rollenden Gefährten entschlummert waren, standen bei uns Sancerre, Vouvray und Saumur auf dem Programm.
Domaine Vacheron gehört seit langer Zeit zu den herausragenden Betrieben der Appellation Sancerre und bewirtschaftet seit 18 Jahren – und seit fünf Jahren zertifiziert – die 40 ha in biodynamischer Weise. Dabei fallen 32 ha auf den Basis-Sancerre, einige Hektar sind reserviert für die Weine des Les Romaines betitelten im Holzfass ausgebauten Spitzensancerre sowie einige Hektar für den Roten.
Kalkstein, Mergel und Silex ergeben die Grundlagen für einen sehr mineralischen, ausgesprochen feinen Sauvignon Blanc, der deutlich nach den typischen Stachelbeeraromen duftet. Dazu kommt etwas Zitrone, Heu und ein bisschen Feuerstein, was ein wenig riecht wie frischer Bremsgeruch beim ICE. Im Mund bleibt die mineralische Frische, die der Nase gefällt, und neben dem deutlichen Duft nach Stachelbeeren tauchen etwas Johannisbeere und grüner Apfel auf, auch die Zitrone schaut wieder ums Eck.
Der Vouvray von Huet und der Coulée de St. Cyr der Domaine Saint Just aus dem Saumur sind Weine, die mit der Feuersteinstachelbeerfrische des Sancerre mal genau gar nichts zu tun haben. Der Chenin Blanc ist deutlich dichter, schwerer, voluminöser als der frische Sauvignon Blanc von Vacheron. Wobei sowohl der Clos du Bourg 2007 von Huet als auch der Coulée der St. Cyr 2006 der Domaine de St. Just letztlich noch viel zu verschlossen sind und eigentlich noch Jahre im Keller verbringen sollten, bevor man sie öffnet. Einen Einblick gewähren sie trotzdem.
Wenn man von herausragenden Weingütern an der Loire spricht, wird man immer auch den Namen Domaine Huet l’Echansonne erwähnt finden. Dieses vergleichsweise junge Weingut der Huets (1928 gegründet) hat sich schnell einen Spitzennamen erworben und sich über Jahrzehnte hinweg mit kompromisslosem Qualitätsstreben und einigen ausgezeichneten Lagen im Vouvray an die Spitze befördert. Seit dem Zusammentreffen mit Nicolas Jouly vom Coulée de la Serrant arbeitet Huet biodynamisch, was wohl die Qualität noch einmal verbessert hat. Die Weine gelten in guten Jahren als fast unbegrenzt haltbar.
Der Clos du Bourg, tatsächlich ist es ein echter Clos, ein an das Burgund erinnernder Weinberg mit Steinmauerumrandung, gilt unter den drei Spitzenlagen, die anderen heißen Hau Lieu und Le Mont, als der mit den zunächst am meisten verschlossenen, dafür aber langlebigsten Weinen. Der Wein beeindruckt aber durchaus schon jetzt. Er ist tief und harmonisch selbst in seiner Zurückgezogenheit. Was bei der Dichte des Weines erstaunt, ist die tiefe Mineralität dieses Weines, in den sich Anklänge von Honig und Mandarinen mischen.
Wenn ich die Domaine Huet als jung bezeichne, so ist sie doch geradezu ein Urgestein gegen die Domaine Saint Just. Diese gibt es erst seit zwölf Jahren und Yves Lambert und sein Sohn Arnauld müssen sehr viel Geld investiert haben, um im Saumur diese moderne Kellerei mit 99 Hektar (!) zu erwerben. Das Angebot der Weine reicht vom weißen Saumur über die typischen Cremants zu Saumur Champigny, einem Roten aus dieser Region. Die Weinberge liegen auf Lagen von Kalkstein, Sand und Ton.
Der Coulée de St. Cyr wirkt ähnlich kräftig wie sein Kollege aus dem Vouvray. Dabei zeigt er sich schon offener, er ist nun auch schon ein Jahr älter, aber auch hier hatten wir den Eindruck, der Wein sei eher für die Ewigkeit gemacht als für den jetzigen Zeitpunkt. Dabei finde ich es sehr schwer, dem Wein einen spezifischen Geschmack oder Geruch zuzuweisen, es ist eher so, als würde man in ein paar Meter Abstand an einem Blumen- und Früchtestand auf dem Markt vorbeigehen. Es ist eine süße Traubendichte, das Goldgelb sehr reifer Trauben, der Druck und die Mineralität und der lange Nachhall dieses Weines, der jetzt schon einen sehr harmonischen Eindruck hinterlässt, aber ebenso dazu aufruft, ihn in den Keller zu sperren und bis auf Weiteres zu vergessen.
Zum Abschluss gab es Lebenswasser, aus Waldhimbeeren extrahiert. Einer, der dieses meisterhaft beherrscht, einer der großen Künstler des Eau-de-Vie, ist der Elsässer Jean-Paul Metté. Alle Eau-de-Vie und Spiritueux von ihm werden in drei Doppelbrandanlagen aus Kupfer hergestellt. Bei diesem Brand werden die Waldhimbeeren zunächst 4 Monate in 75-prozentigen Weinbrand gelegt, bevor nach Entfernung von Vor- und Nachlauf der Brand ein weiteres Mal gebrannt wird. Dieser 75 %-Stoff wird mit Quellwasser auf 45 % reduziert und verschwindet dann für acht Jahre im Edelstahltank.
Das Ergebnis ist ein fast reiner Duft und Geschmack nach Himbeeren, wie ich ihn so klar bisher noch nicht erlebt habe.
[…] führenden Betrieben im Sancerre gezählt werden. Den einfachen weissen Sancerre hatte ich schon beschrieben, die Beschreibung des Roten folgt […]
[…] zu dritt. Wenn wir das dritte Mal zu dritt sind werde ich die Mixtour umbennen. Es hatte bei den Loiregewächsen schon so schön gepasst, dass wir dachten, wir könnten mal wieder einen Abend in dieser Runde […]