Wurde mal wieder Zeit, an der Weinrallye teilzunehmen. Es war einfach zu viel los in den letzten Monaten, als dass ich die Ruhe und Muße gefunden hätte …
Das Thema, das die Winzerin Iris Rutz-Rudel, ihres Zeichens Winzerin von Lisson mit eigenem Blog, vorgegeben hat, ist es definitiv wert, mal wieder einzusteigen. Ich hätte sehr gerne mal ihre eigenen Weine probiert, angekündigt hatte ich es bei ihr auch, aber geworden ist daraus noch nichts. Noch, wohlgemerkt.
Ich habe das Gefühl, dass ich immer mehr Frauen wahrnehme, die Weine machen, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das der Wirklichkeit entspricht oder mir nur so vorkommt. Gerade an der Mosel und in Rheinhessen scheint es aber auffällig. Auf der Prowein habe ich Sandra Sauer getroffen, die zunehmend Hand anlegt und eigene Vorstellungen vertritt beim Ausbau der Weine im Keller ihres Vaters Horst Sauer. Das zum Gebiet Franken. Die Weine von Luise Freifrau von Racknitz und ihrem Mann habe ich schon einige Male hier besprochen (z.B. hier und hier), so weit kurz zur Nahe. Gerade beschäftige ich mich mit den Weinen des Ehepaars Riffel und nicht zuletzt habe ich kürzlich Weine der Jungwinzerin Eva Vollmer besprochen.
Stellen wir also Weine von Winzerinnen vor. Einige Winzerinnen oder solche, die es werden wollen, haben sich übrigens im Jungwinzerinnenkalender vorgestellt. Den kann sich der Winzer dann über’s Bett hängen, wenn er in Sachen Innovationen nicht mehr weiter weiß.
Ich jedenfalls fange mal an mit dem Wein einer Winzerin, von der ich nicht viel weiß, außer dass die Flaschen ihres Weingutes schöne Etiketten zieren und dass der Riesling Kabinett aller Ehren wert ist. Irene Söngen bewirtschaft mit ihrem Mann 8 ha Weinberge bei Hattenheim und Hallgarten. Diese sind ausschließlich mit Riesling bestockt.
Der trocken ausgebaute Rheingau-Riesling ist voller Frische, mit klaren, feinen Aromen von Pfirsich, Apfel und Ananas, mit saftiger Struktur und schöner Säure und Mineralität.
Aufmerksam geworden bin ich auf den Wein dank seines Etiketts, ich würde gerne mal mehr probieren und dazu muss ich mich wohl mal wieder aufmachen in denRheingau.
Im Rahmen des Gocher Weinzyklus haben wir bei der letzten Veranstaltung einen Chardonnay von Ses’fikile vorgestellt. Das ist das Projekt dreier ehemaliger Lehrerinnen aus Südafrika, alle drei von dunkler Hautfarbe, was ich deshalb betone, weil es in diesem Land noch durchaus ungewöhnlich ist, wenn drei farbige Frauen Wein erzeugen. Jacky Mayo, Nondumiso Pikashe and Nomvuyo Xaliphi haben sich Weinberge gemietet, weil sie das Geld zum Kauf noch nicht hatten, und erhalten im Keller Unterstützung von der Flagstone Winery. Das Projekt Ses’fikile, zu Deutsch Wir sind angekommen, ist ambitioniert und Erfolg versprechend. Es hat eine sehr gute Presse und Preise erhalten und – last but not least, die Weine sind klasse. Frisch und klar präsentierte sich der Rainsong Chardonnay mit einer satten, aber nicht aufdringlichen, eher erstaunlich harmonischen Neue-Welt-Frucht mit viel Melone und ein wenig Ananas und Papaya. Ich bin gespannt, was dieses Weingut in Zukunft auf den Markt bringen wird.
Von der 8 ha-Winzerin vom Rhein über die große neue Welt zurück in ein traditionelles Gebiet: die Champagne. Dort werden Weine nicht nur nach Frauen und Witwen benannt, sondern es gibt auch Winzerinnen. Eine zumindest kenne ich. Es ist Francoise Bedel, Winzerin in der dritten Generation, die sich im Jahre 1988 entschlossen hat, auf biodynamischen Weinbau umzustellen.
Auf knapp 7 ha werden die drei klassischen Rebsorten der Champagne kultiviert: Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier, der bei Bedels mit 78 % den größten Anteil ausmacht.
Die Bedels gehören zu der kleinen Gruppe unabhängiger Winzer in der Champagne, die die Fahne für außerordentliche Qualität weit in die Höhe halten. Immerhin werden im begrenzten Gebiet der Champagne mittlerweile ca. 340 Millionen Flaschen abgefüllt und 70 % dieser Flaschen teilen sich die 10 größten Produzenten. Die Nachfrage wächst und daher auch der Zwang, immer mehr zu produzieren. Dem stellt sich die kleine Gruppe von Winzern entgegen, die mit Liebe zum Detail ihre Weine noch von Hand abzählen kann. Noch kleiner ist die Gruppe, die ihre Weine auch noch nach biodynamischer Wirtschaftsweise an- und ausbaut. Larmandier-Bernier (hier und hier) und Fleury habe ich schon vorgestellt, Jérôme Prévost und de Souza werden noch folgen.
Die Basis-Cuvée Dis Vin Secret vollführt einen mineralisch-hefigen Tanz rund um Birnen, Mandarinen, Limetten und Brioche. Dieser Champagner ist ganz zurückhaltend und fein, keiner, den man mal in größerer Runde ausschenken könnte. Da wird er nicht überzeugen. Es ist einer, der Ruhe und Zeit erfordert, Zeit und Aufmerksamkeit. Wer sie ihm schenkt, wird sehr glücklich den Abend verbringen.
Die Frauen und der Wein … Drei Weine, die mir gefallen haben, so wie mir Weine gefallen, stammen von Elisabetta Foradori oder Ilse Mayer vom Geyerhof. Drei Weine plus die eingangs erwähnten Weine von Winzerinnen mit Link zu bereits bestehenden Artikeln sind Weine von Frauen, die definitiv ihr Handwerk verstehen und Weine von schöner bis außerordentlicher Qualität erzeugen, dabei aber nicht wirklich bekannt sind, es hoffentlich aber noch werden.
Die Weinrallye wurde ins Leben gerufen durch Thomas Lipperts Winzerblog. Dort erfährt man auch die Regeln. Bei Iris und Thomas bedanke ich mich für die Möglichkeit der Teilnahme.
Zum empfehlen:
Eva Vollmer, Mainzer St. Alban Riesling halbtrocken 2008, QbA, K&M Gutsweine
Irene Söngen, Rheingau Riesling, Kabinett trocken 2007, P&M Getränke
Ses’fikile Rainsong Chardonnay 2007, Swartland, Südafrika
Champagne Francoise Bedel, Dis Vin Secret Brut, Vinaturel
Hallo Christoph,
ein feiner Beitrag – man merkt, daß dir das Thema Spaß gemacht hat. Das Ses’fikile-Projekt gefällt mir, auch wenn ich nicht zustimme, daß die drei Frauen ihren Wein auf der Homepage als Life-Style-Produkt deklarieren.
Inspirierend kann der Jungwinzerinnenkalender allemal wirken. Warum gibt es aber bisher kein männliches Pedant dazu? Nur der Chancengleichheit halber 😉
Schön, das Du mal wieder dabei bist:-)! Und mit einem so ausführlichen und bei den Winzerinnen breit gestreuten Artikel, prima, danke:-)!
Zum Jungwinzerinnenkalender lass ich mich jetzt lieber nicht spontan aus, aber zitieren werde ich ihn sicher noch mal….
ja, ein Lifestyle-produkt sollte da nicht rauskommen, da gebe ich dir natürlich Recht.
Der Jungwinzerinnenkalender war mir irgendwann mal untergekommen im letzten Jahr. Ich glaube, es gibt so was ähnliches ursprünglich mit jungen Landwirtinnen.
Ein wirklich interessanter Beitrag zur Weinrallye. Macht Spaß zu lesen!