Thierry Germain stammt aus einer wohl nicht ganz unbetuchten Bordelaiser Winzerfamilie und hätte dort irgendwann die Güter seines Vaters übernehmen können. Er hat sich anders entschieden und 1991 die Domaine de Roches Neuves gekauft. Bezeichnend ist, dass sein Vater, Eigentümer diverser Lagen im Bordeaux, sich später angeschlossen hat und noch ein bisschen an der Loire dazugekauft hat.
Thierry Germain jedenfalls hat sich zunächst noch eine Weile vom Vorbsitzer der Domaine beraten lassen, bevor er dann das Ruder komplett allein übernommen hat. Für ihn gibt es ein klares Prinzip: Gute Weine entstehen im Weinberg und sollen so naturbelassen wie möglich ausgebaut werden. Er hat sich also der biodynamischen Wirtschaftsweise zugewandt, verzichtet auf Herbizide und Pestizide im Weinberg ebenso wie auf Reinzuchthefen im Keller. An der Loire steht er damit längst nicht allein. Nicolas Joly arbeitet schließlich in derselben Gegend und mittlerweile haben sich gerade in dieser alten Kulturlandschaft vergleichsweise viele Winzer der biodynamischen Bewegung angeschlossen.
All die eigenwilligen Verfahren nützen letztlich aber nur dann, wenn man grundsätzlich etwas vom Weinmachen versteht und der Wein, der schließlich erzeugt wird, auch etwas taugt. Das ist beim einzigen Weißen, den Germain produziert, der Fall. Der Wein stammt von uralten Chenin Blanc-Rebstöcken im Saumur. Hier findet man tonhaltige Kalkböden vor, die auch Löss sowie Kiesel aus Feuerstein und Sandstein enthalten, was zu einem klar mineralischen Charakter führt. Der Wein wird in neuen Fässern vergoren und dann im Barrique ausgebaut, was man kaum schmeckt, so gut eingebunden sind die Holznoten.
Viel präsenter als das Holz sind Mirabellen und Birnen und ein wenig Banane, bittere Orangen, ich würde sagen, Kumquats und Grapefruit, in die sich Karamell mischt. Je länger der Wein steht, desto mehr Melone und Papaya kommt hinzu und am Gaumen machen sich dann auch noch ein paar Stachelbeeren bemerkbar. Der Wein hat eine Dichte, die für diese Trauben im Loire-Tal wohl typisch ist, aus Südafrika kenne ich das auch anders. Und trotz der Dichte wirkt der Wein nicht zu schwer – die Minerale machen es und eine ausgewogene Säure, viel weniger als bei unseren hiesigen Rieslingen, aber doch genug, um den Wein leicht schweben zu lassen. Cremig ist er, schmelzig und hochgradig empfehlenswert.
Ach ja, eine schöne Website hat das Weingut auch.
[…] erwähnenswert. Das ändert sich. Neben Vacheron werde ich in Kürze mal einen Cabernet Franc der Domaine de Roches Neuves vorstellen vor dem man deutlich den Hut ziehen kann. Wobei man betonen muss, das die Domaine sogar […]
[…] charaktervolle, teils faszinierende Weine. Mehr zum l’Insolite und zu Thierry Germain habe ich hier […]
[…] einige alte Notizen hier im Blog zu La Marginale 2006, Terres Chaudes 2007, L'Insolite 2007 und Saumur-Champigny […]