Riesling Kabinett feinherb 2007, Joh. Jos. Prüm, Mosel

Den meisten Weintrinkern wird der Name Prüm immer ein unbekannter bleiben. Das liegt schlicht daran, dass die meisten keine süßen Weine trinken. Bei ganz vielen besteht leider ein eklatantes Misstrauen gegen Wein mit hohem Restzucker. Einen wirklichen guten restsüßen Wein von der Mosel, und zwar einen, der jenseits der 15-Euro Grenze liegt und auch noch kaum trinkbar ist, wenn man den aktuellen Jahrgang ersteht, solche Weine bleiben einer kleinen Klientel vorbehalten.

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Es gibt nicht viele Weingüter, die einen solchen Anachronismus pflegen wie es Dr. Manfred Prüm und mittlerweile auch seine Tochter Dr. Katharina Prüm tun. Denn es gibt keine trockenen Weine aus diesem Weingut (Korrektur durch das Riesling-Blog).

Lediglich zwei Ausnahmen lässt das Weingut zu, es ist der hier beschriebene feinherbe Kabinett, der deutlich aus der Art schlägt, und in manchen Jahren eine trockene Spätlese aus der Lage Zeltinger Sonnenuhr.  Man kann den feinherben Kabinett vielleicht als Einstiegsdroge bezeichnen für jene, die sich erst einmal langsam an den Prümschen Stil gewöhnen mögen.

Dieser Stil fordert die Nase, die sich erst mal durch die sehr eigenen Spontanvergärungsnoten des Prümschen Kellers kämpfen muss. Hier wenden sich viele angewidert ab. Apropos Keller. Dieser Keller ist der Ort des Prümschen Voodoos; denn kein Sterblicher, nicht Initiierter darf diesen Keller betreten.

Hat man die spontane Abneigung gegen den deutlichen Autowerkstattgeruch – den man ja in der Werkstatt ertragen kann, aber im Wein nicht unbedingt erwartet – überwunden und den Wein zusätzlich eine Zeit an offener Luft stehen lassen, wird diese, nennen wir sie mal Ausdünstung, von einer feinen Fruchtnote durchdrungen und auch die Mineralik schimmert durch.

Dieser Wein, und auch das ist ungewöhnlich für Prüm, dieser 2007er Kabinett ist sehr zugänglich, wirkt frisch und spielerisch. Der Wein bietet ganz viel Grapefruit, dazu kommen Kräuter, salzige Minerale, eine feine Säure, etwas Schmelz und eine tolle Länge. Das ist ein herrlich frischer, ausgewogener Moselwein. Er hat allerdings auch seinen Preis.

Riesling Kabinett feinherb 2007, Joh. Jos. Prüm, Mosel, sehr gut, 13,60 Euro

4 Kommentare

  1. Eine kleine Korrektur: J.J. Prüm erzeugt trockene Rieslinge. In manchen Jahren, in letzter Zeit aber recht regelmäßig, gibt es eine trockene Spätlese aus der Zeltinger Sonnenuhr.

  2. Ich sitze gerade auf meinem Balkon und trinke soeben meinen ersten Prüm-Wein.

    Ich habe die selbigen Erfahrungen wie Sie gemacht – zuerst hat mich der ungewöhnliche Duft verunsichert.
    Der Wein macht jedoch süchtig und ist vor allem ein charaktervoller, ungewöhnlicher Riesling, wie ich finde.

    Ein sehr guter Wein!

  3. Dr. Schuster

    Prüm ist groß. Hat man sich als Weinliebhaber erstmal an qualitativ hochwertige Restsüße herangestastet, kann man nicht mehr von lassen. Ich kann den Kollegen verstehen, wenn er von Suchtpotenzial spricht. Die Mosel hat in den beiden letzten Jahrzehnten dermaßen an Qualität gewonnen. Die junge Generation erzeugt Spitzenweine. Und man kann mit Fug und recht behaupten, dass es, wenn man Spaß an Restsüße hat, an der Mosel (Saar und Ruwer)die besten Rieslinge der Welt gibt.
    PS: Eine Flasche Restsüße Auslese zum Abschluss des Abends und man wird verstehen warum es der Wein ist, mit dem man zueinander findet…

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