La Belgique, le Vin

Ich hatte ja schon überlegt, ob ich nicht als Thema der 44. Weinrallye Weine aus BeNeLux nehmen sollte. Das wäre ein Spaß gewesen, aber für viele wohl zu schwierig, an geeignetes Verkostungsmaterial zu kommen. So breit gesät ist der Wein dort ja nicht. Und für mich ist auch die Frage noch nicht beantwortet, ob es dort überhaupt eine nennenswerte Anzahl guten Weines gibt. Ich kenne einige ganz ordentliche Tropfen von der luxembourgischen Seite der Mosel, leichte Weißweine, vornehmlich aus Elbling gekeltert und auch vom Rivaner. Den einzigen niederländischen Qualitätswein, den ich bisher probiert habe, fand sich als Blindgänger bei einer unserer Bonner Weinrunden, ein Auxerrois aus Thorn, Limburg.

Was mir bis vor Kurzem weniger bekannt war ist die Tatsache, dass auch in Belgien Wein angebaut wird, einige Weißweine und Sekte sind mir empfohlen worden und ich werde darüber in Kürze was schreiben. Als Einleitung gewissermaßen möchte ich eine Buch vorstellen, dass mich überhaupt erst einmal dazu gebracht hat, nach belgischen Weinen zu fanden. La Belgique, le Vin wurde Ende 2009 in der kleinen, ambitionierten Edition shadowsopinions herausgebracht und ist so etwas wie ein Kompendium der belgischen Weinszene.

Mit ambitioniert meine ich, dass dieses Buch optisch ansprechend gestaltet wurde und über eine Menge ausgesprochen abwechslungsreicher Fotos von Cici Olsson und Texten von René Sépul verfügt, die den Stil und die Vorlieben der jeweils vorgestellten Orte und Personen sehr deutlich machen. Bei den Fotos scheint immer wieder der belgische Sinn für trockenen, surrealen Humor hervor, beispielsweise wenn der Autor und Sommelier Eric Boschmann im Smoking auf dem Sofa abgebildet wird und man die Schwimmflossen an seinen Füßen magritte-like erst beim zweiten Blick entdeckt.

Dies ist ein Buch, für das ich gerne knapp 25 Euro ausgebe weil offensichtlich ist, dass alle mit Spaß bei der Sache waren. Es eint die Lust am Wein und zwar von verschiedenen Seiten aus betrachtet. Denn man gewinnt hier nicht nur einen Überblick über die Vorlieben der Weinhändler des Landes, aufgeteilt in Regionen und in der Klappe des Buches farblich kodiert hervorgehoben. Das Buch stellt ebenso Restaurants mit hervorzuhebender Weinkarte vor, Importeure und – hier finden sich auch die Winzer des Landes wieder. Und was die so produzieren werde ich, wie gesagt, beizeiten probieren.

Eines jedenfalls ist klar. Wer sich gerne auf französische Manier den Freuden des Genusses hingibt, ist in Belgien sehr gut aufgehoben. Das gibt es nicht nur sehr viel gutes Bier zu entdecken, die Gastroszene ist genau so exzellent wie die der Händler und das gilt natürlich auch für die Auswahl an Weinen. Wenn Matthias drüben bei Chezmatze schreibt, dass französische Lebensart gar nicht so weit von uns entfernt liegt, nämlich in Lüttich, und er nicht versteht, warum immer alle nach Maastricht fahren, was vielleicht nach aussen ansprechender wirkt aber viel weniger zu bieten hat, dann kann ich ihm da nur beipflichten.

La Belgique, le Vin, SH-Op Editions, 222 Seiten, französische und flämische Ausgabe erhältlich

3 Kommentare

  1. Toll, ich habe gejubelt, kein Mensch kennt sonst dieses Buch! Es gibt auch noch “Vignobles de Belgique” (http://www.amazon.fr/Vignobles-Belgique-Collectif/dp/2873865830/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1301781464&sr=8-1), ein nicht so spaßiges Werk, dafür aber mit technischen Daten zu allen belgischen Weinbergen und -erzeugern. Okay, für Fans 😉 Gibt’s in Lüttich in der Buchhandlung “Pax” und im Fnac.

    Ansonsten: Eric Boschman ist einfach der Brüller. Er macht auch noch bei der “Geschmacksakademie” B52 in Brüssel mit (http://www.be52.be/) und hat ein Kochbuch herausgegeben mit ebenso feinen Fotos: “La Cuisine des Boschman – Une Histoire de Famille”.

    Das aber nur so halb am Rande, denn trotz allen Jubels warte ich auch immer noch auf einen belgischen Wein, der mir wirklich gefällt…

  2. @christian
    Schöner Artikel, mit den Weinen muss ich mich mal näher beschäftigen.

    @chezmatze
    Ich hatte dich ja wegen Antwerpen angefragt und dann habe dann mal selbst in Brüssel nach Literatur gesucht und bin fündig geworden.

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