Fleurie 2007, Jean Foillard, Beaujolais

Manchmal treffen die Dinge scheinbar zufällig zusammen. Vor drei Wochen habe ich mich in einem Brüsseler Weinladen namens Basin & Morot rumgetrieben der sich vor allem französischen Vin Naturels und biodynamische Sachen verschrieben hat, und nehme dort unter anderem jene Flasche mit, von der ich heute berichten werde. Eine Woche später sitze ich mit Bloggerfreunden zusammen und wir trinken unter anderem einen Wein von Jean-Paul Brun. Ich habe den Wein hier beschrieben, er hat mich beeindruckt. Dieser Weine hier beeindruckt mich ebenso. Beides sind Beaujolais und ich fange gerade an, mich in dieses Gebiet einzulesen denn ich habe es jahrelang völlig vernachlässigt. Zu Unrecht, wie es scheint, denn hier, wie anderswo gibt es mindestens ein Dorf, das dem Eindringling (in Form von Aromahefen etc.) nachhaltig Widerstand geleistet hat. Dieses Dorf namens Villié-Morgon beherbergt den Club der Morgon Gang of Four – mittlerweile sind es eher sechs Winzer – die seit Jahren ganz konsequent auf den An- und Ausbau von Naturweinen setzen. Wobei ich beim nächsten Thema wäre. Eines, das Matthias in seinem Blog schon auf die Agenda gesetzt hat, denn es war eines der Themen, welches wir bei dem oben genannten Miniaturbloggertreffen angerissen haben. Naturwein also… doch dazu später mehr.

Kommen wir zurück auf die Morgon Gang of Four und Jean Foillard. Denn der ist Gründungsmitglied dieser losen Vereinigung, neben Guy Breton, Marcel Lapierre und Jean-Paul Thévenet. Mittlerweile sind Georges Descombes sowie Karim Vionnet hinzugekommen. Also lauter Winzer, die Parzellen in den Cru-Lagen von Fleurie, Morgon, Moulin-a-Vent etc. besitzen. Und lauter Winzer die nicht nur ohne jegliche Pestizide und Herbizide arbeiten sondern auch im Weinkeller so natürlich wie möglich arbeiten. Das übliche Bio-Siegel übrigens gibt ja nur an, das Weine entsprechend chemiefrei angebaut wurden, es sagt nichts aus über den Umgang der Weine im Keller. Dort darf der Bio-Winzer im Prinzip genau so schalten und walten wie ein konventioneller Winzer auch, es sei denn er hat sich freiwillig einem Verband angeschlossen, der strengere Auflagen hat (demeter, biodyvin…). Verzichtet man aber auf externe Hefen, vergärt also mit jenen Hefen, die sich auf den Traubenschalen und im Keller befinden, verzichtet man auf Schönung und Filtration und sogar auf Schwefel, dann wird es durchaus kompliziert im Keller. Ich kenne in Deutschland bisher niemanden, der so arbeitet, dass er selbst auf Schwefel verzichten würde und insgesamt ist es eine Herausforderung für den Winzer, auf das Stabilisieren des Weins durch Schwefel gänzlich zu verzichten. Foillard tut dies übrigens auch nicht immer. Er nutzt teils sehr kleine Mengen, wie beispielsweise bei diesem Wein und genauso klein ist auch der Hinweis auf seiner Flasche. Foillard misst den Bakteriengehalt des Weines bevor er sich entscheidet, Schwefel zu nutzen oder nicht.

Nach dem Öffnen der Flasche – ich muss mich leider durch einen Harz-Verschluss popeln – entströmt ein intensiver, warmer Duft von reifen Kirschen, leicht süsslicher, crèmiger Schokolade, etwas Brombeeren, etwas fleischig-käsige Noten, dazu etwas Anis und Zimt. Der Gamay, um diese Rebsorte handelt es sich ja hier, wirkt duftig und voluminös-kräftig zugleich. Das bleibt auch am Gaumen so. Gleichzeit leicht samtig und reif, kräftig und markant mit schöner Länge, wirkt der Wein elegant und erinnert an guten Burgunder von der Côte de Beaune. Der vier Jahre alte Wein wirkt so, als sei er noch am Anfang seiner Entwicklung und ich bin mal gespannt, wie er sich in ein paar Jahren entwickelt haben wird.

 

 

2 Kommentare

  1. Hallo Christoph,

    ich musste gestern noch an Dich denken, weil ich wegen aktueller Schwerstbepackung leider Jean-Paul Bruns “Cuvée première” im Weinladen “Les Domaines” in Nancy liegen lassen musste. Neben einem anderen “L’Ancien” von ihm, nämlich dem Brouilly, wenn ich mir das richtig gemerkt habe.

    Übrigens finde ich es auch sehr interessant, dass Marcel Lapierre ja zwei Morgons gemacht hat (sein Sohn führt die Sache in demselben Sinn weiter), nämlich einen leicht sulfitierten und einen schwefelfreien. Ersteren habe ich vor ein paar Wochen getrunken, samtig, süffig, sauber – natürlich trotzdem unfiltriert. Das wäre doch mal eine super Gelegenheit für eine Doppelverkostung, zumal beide Weine ansonsten völlig gleich sind (soweit ich weiß).

    Viele Grüße jedenfalls aus Lothringen, Matze

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