Umweltbilanz einer Flasche Wein

Ich finde ja, dass man sich bei jeder Flasche Überseewein die man kauft, ernsthaft fragen sollte, ob das, was drin ist, sich wirklich lohnt. Ob der Wein also, wie man heute neudeutsch sagt, ein Alleinstellungsmerkmal aufweist.

Ich habe gerade noch mal neu darüber nachgedacht als ich mir ein Probepaket von Dieter Meiers PURO-Weinen aus Argentinien bestellt habe. Da ist alles Bio, mit argentinischem und europäischem Bio-Siegel. Das wäre alles gut und schön, zumal die Weine auch wirklich Spaß machen, wäre da nicht die verheerende Umweltbilanz:

Der Schiffstransport kostet von Argentinien nach Rotterdam (ca. 12.000 km) pro kg ca. 588 g CO2 wenn man davon ausgeht, dass ca. 49 g CO2 pro 1.000 km pro kg per Schiff anfallen.

Hinzu kommen ca. 2.000 Kilometer LKW, die der Wein vom Ursprungsort bis zu einem argentinischen Hafen und von Rotterdam aus zum Zwischenhändler, zum Händler, zum Kunden zurücklegt. Rechnen wir mit 200 g pro 1.000 km LKW pro kg Wein, landen wir bei 400 g.

Das macht in der Summe ca. 988 g CO2/Fl. für einen argentinischen Wein.

Für einen australischen Wein werden übrigens ca. 1.500 g CO2 für den Transport einer FLasche Wein verbraucht.

Wenn ich mir einen Malbec aus Südwest-Frankreich importiere, kostet dies nach gleicher Rechnung ca. 280 g CO2/Fl. Ähnliches gilt für einen Syrah von der Rhône.

10 Kommentare

  1. So betrachtet stellt sich aber die Frage ob man überhaupt noch irgendetwas von irgendwo kaufen soll und/oder darf ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Abgesehen davon, dass der Wein selbst dann wohl auch keine Freude mehr macht, angesichts des Aufwandes sich das alles erst einmal auszurechnen 🙂

  2. Ich kaufe keine Überseeweine, so wie ich auch kein Fleisch aus Argentinien oder Obst aus Chile kaufe. Es gibt noch so viele Weine in der näheren Umgebung zu entdecken, da fehlt mir nix.

  3. @Leo Ja, das sollte man sich generell fragen, finde ich. Und verzichten sollte man auch. Zum Beispiel auf so genannte Bio-Äpfel aus Chile etc. Und der Aufwand hält sich in Grenzen. Die Kilokosten pro transportierter Ware sind ja immer gleich. Also kostet ein Kilo Äpfel aus Chile an CO2 pro 1.000 Kilometer genauso viel. Und da dürften wir dann bei über einem Kilo CO2 pro Kilo Äpfel sein während ich die Äpfel im Dorf weiter mit dem Fahrrad abholen kann. Die sind dann im Frühling halt gelagert und nicht so frisch.

    @Eline Genau, finde ich auch. Deshalb habe ich auch keine dieser Weine in meinem Online-Shop, obwohl ich mir ein paar durchaus darin hätte vorstellen können.

  4. @Christoph: Nun ja, grundsätzlich ist ja nichts verwerfliches dran Waren aus anderen Ländern und Kontinenten zu beziehen. Ich meine, wollen wir alle wieder dorthin wo es nur das gab was die eigene Umgebung zu bieten hatte? Wenn man das so einfach betrachtet wie zum Beispiel Elina, dann muss ich schon sagen, dass einmal jeder aufhören sollte um 299,- Euro um die halbe Welt zu fliegen nur weil es ein All-Inclusive-Schnäppchen ist und man sich ja sonst nichts gönnt. Das ist nämlich eine völlige Scheinheiligkeit und Doppelmoral. Wir fahren auch Autos aus Japan und deutsche Autos werden in China, Korea und was weiss ich wo produziert und teilweise wieder reimportiert. Das ist in Ordnung? Aber Wein aus Chile nicht? Sorry, das ist mir schon etwas zu einfach gedacht unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes.

    Ich persönlich genehmige mir lieber einen schönen Malbec aus Argentinien und kaufe aus Prinzip keine Textilien oder generell Waren von Unternehmen die nachweislich tausende von Kindern angekettet dafür schuften lassen und sich in der Öffentlichkeit ganz pressekompatibel ein “soziales Nachhaltigkeitsprogramm” umhängen. Ich denke das gleicht mein Minus am Umweltkonto mehr als aus 🙂

  5. Ich finde auch nichts verwerflich daran, Waren aus anderen Ländern zu beziehen. Ich finde es nur kritisch für 750ml Wein 990g Kohlendioxid zu verbrauchen. Abgesehen davon hat Eline nicht davon gesprochen, dass sie für 299,- All-Inclusive verreist und ich glaube auch nicht, dass sie das tut.

    Ich persönlich habe für jede Geschäftsreise die ich gemacht habe in den letzten Jahren bei Atmosfair einen CO2-Ausgleich bezahlt. So kann man es auch machen wenn man möchte. Muss man aber nicht, ist ja kein Zwang. Ich persönlich achte auch auf die Textilien, die ich kaufe, ich achte auch auf das Waschmittel und den Bodenreiniger, aber das kann ja jeder für sich selber entscheiden. Und darauf zu achten finde ich weder scheinheilig noch doppelmoralisch.

    Abgesehen davon finde ich es nicht “zu einfach gedacht” ich finde es lediglich “einfach gedacht”. Und wenn ich einfach denke kann ich auch vorwiegend regional denken. Und das sage ich mir, wenn mir Sauvignon Blanc schmeckt und ich einen Sauvignon Blanc in Rheinhessen finde, der mir gut schmeckt, muss ich keinen aus Neuseeland haben der ein Kilo Kohlendioxyd auf dem Buckel hat. Das ist doch in der Tat ganz einfach und auch kein großer Verzicht.

    Wenn ich ein ausgezeichnetes Stück vom Charolais-Rind haben kann, welches 150 Kilometer weiter von hier in der Eifel steht, muss ich keines aus einer argentinischen Herde haben, auch das ist einfach und kein großer Verzicht.

    Bei anderen Dingen ist das weitaus schwieriger in einer global vernetzten Welt, bei Autoteilen zum Beispiel. Allerdings werden die meisten japanischen und koreanischen Autos, von denen Du sprichst, die für den europäischen Markt produziert werden, zum Beispiel der Toyota Aygo den ich hatte, in Osteuropa gebaut.

    Und zum letzten Punkt noch mal: Der Verzicht auf Sweat-Shop-Produkte muss den Verzicht auf Übersee-Wein ja nicht ausschließen oder meinst Du, Du hast Dich schon verausgabt?

  6. […] die Ökobilanz der Transportwege eines Übersee-Weines am Beispiel eines argentinischen Malbec geschrieben. Es war ein kurzes Nachdenken über ein Thema, welches ich in näherer Zeit gerne vertiefen möchte […]

  7. David

    Also ich muss da ernsthaft schmunzeln. Zuallererst weil die Weine von Dieter Meier hoffnungslos überteuert sind (es gibt in Argentinier gleich gute Weine für weniger oder viel Bessere für das gleiche Geld). Als Weinkenner weisst man, dass Weine in Argentinien oder Südamerika oder sonst wo auf der Welt komplett anders schmecken als Weine in Europa. Anderes Terroir, klimatische Bedingungen und und und. Also ist es schlussendlich so, als würde man sagen: Warum soll ich einen Apfel essen, wenn ich auch eine Kirsche haben kann?
    Ausserdem interessant zu lesen: https://ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local?fbclid=IwAR0t62jW-GUZHHsaM79lnVsrL6N_osRudccAbvRuIlB_TEaYQpu4hbJk3U4

  8. Nun ja, das Postng ist neun Jahre alt, da hat sich in Argentinien aber auch bei mir Einiges getan und es ist sehr viel Erfahrung dazu gekommen.

  9. franz

    Würd gern wissen, ob die Handys in den Käffern dieser Verzichter gebaut werden, oder die Klamotten dieser ganzen Bio-Heuchler. Weiter gehts mit den Akkus für die Elektrogeräte. Es ist bekannt, dass jeweils die letzten hunderte Kilometer über LKW Transport ausschlaggebend sind, aber Zahlen sind für diese selbsternannten “Experten” ja nicht so wichtig wie der Glaube daran.

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