Cuvée Columelle 2007, Domaine Richeaume, Provence

Es dürfte schon einige Monate her sein, dass ich zu Hause einen Wein aufgemacht habe, den ich so vorbehaltlos gemocht habe, wie die 2007er Cuvée Columelle des Henning und Sylvain Hoesch von der Domaine Richeaume. Da ich schon hier etwas zur Domaine und dem ausgezeichneten Rosé (einer meiner All-Time-Favourite-Rosé) geschrieben habe, ausgeschmückt mit Fotos der Landschaft, konzentriere ich mich hier auf diesen ungewöhnlichen Wein.

Ich weiss, dass ich, wenn ich Weine dieser Domaine öffne, automatisch innerlich Richtung Montagne Saint Victoire reise und schnell den Duft, das Flirren der Wärme, die Geräusche im Ohr habe, Erinnerungen vieler Wanderungen durch diese zutiefst provenzialische Landschaft, eingefangen in dutzenden Bilder eines Paul Cézanne… Daher bin ich nicht wirklich objektiv. Also neige ich zur Übertreibung. Aber das ist nicht schlimm, denn die Begeisterung habe ich mit zwei unbelasteten Mitprobierern geteilt, insofern ist sie nicht unbegründet, zumal diese Begeisterung schon kurz nach dem Öffnen der Flasche eintrat, während der Wein sich über die nächsten drei Tage erst wirklich hervorragend entwickelt hat und noch sehr viel schöner geworden ist und ein bisschen ahnen lässt, wie er sich über die nächsten Jahre entwickeln mag. Denn, der Wein wurde zu jung getrunken, deutlich zu jung. Da ich ihn qualitativ auf gutem Cru-Classé-Niveau einstufen würde, könnte das Alterungspotential ebenfalls in diese Richtung gehen.

Mein Vergleich mit Bordeaux Cru-Classé kommt nicht von ungefähr. Diese Cuvée ist keine klassische südfranzösische Cuvée, keine Süd-Rhône-Cuvée. Hier verbinden sich zwei Sorten, die ich in dieser Klasse noch nicht zusammen verbunden probiert habe: Syrah und Cabernet Sauvignon. Und je länger ich diesen Wein trinke, frage ich mich, warum das nicht häufiger jemand macht. Das ist so ein bisschen Yin-Yang, Härte und Weiche, Expressivität und Intimität. Aber ich will eigentlich nicht schwadronieren.

Der Wein hat 14 Monate im Eichenfass gelegen, die Tannine sind ziemlich geschliffen, die Frucht ist noch präsent, Grafit ist bemerkbar und vor allem Schokolade. Er wirkt kühl und warm zugleich, bei angenehmen 13,5% Alkohol. Der Wein dürfte bei Mitte zwanzig Euro liegen, ist also wahrlich kein Schnäppchen. wer aber so viel Geld ausgeben mag und eine Bordeaux-Alternative sucht, sollte diesen Wein probieren.

Deutlich günstiger ist die Cuvée Tradition, wo sich neben Syrah und Cabernet mehr Grenache findet. Der Wein ist alles in allem typischer südfranzösisch, mit mehr Würze und Kräutern, die Grenache macht in zusätzlich süffiger und ungemein lecker.

Das war eines der Weingüter auf meiner Liste, deren Weine ich nun seit zwei Jahrzehnten kenne, die mich nie enttäuscht haben und die ich blind empfehlen würde.

4 Kommentare

  1. Neulich hatte ich aus irgend einer Kellerentrümpelung einen 2000er Richeaume Tradition im Glas. Ich war auch sehr sehr zufrieden. Nach elf Jahren in der Flasche war da gar nichts Müdes, Flaches oder Belangloses zu spüren, sondern rote Saftigkeit, viel Fleisch, immer noch ordentlich Frucht und abgerundete Tannine. Hat (glaube ich) beschämende 7,50 € nur gekostet, und ich muss sagen, dass ich nach dem Erlebnis die Provence-Roten wieder auf meine Aufmerksamkeitsliste nehme. (Okay, Richeaume ist schon besonders gut)

    Weshalb übrigens nicht mehr Winzer zur Hälfte Cabernet und Syrah mischen (wie es z.B. auch Trévallon tut), hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass sie dann keinen AOC-Status haben. Und viele Leute, die sich nicht so super auskennen, sind sicher nicht bereit, für einen “Vin de Pays” so viel Geld auszugeben. Bevor sie ihn probiert haben natürlich 😉

  2. Haben wir zwar gestern bei dem großartigen Kochevent schon diskutiert, aber das Internet ist ja nachtragend ;): Das mit dem AOC-Status bei der Cuvée Columelle kommt auf den Jahrgang an, weil das Rebsortenverhältnis offenbar nicht immer gleich ist. Hat der Wein mehr als 30% Cabernet Sauvignon (wie auch der Trévallon), gibt’s nur den Vin de Pays-Status, bei 30% und weniger den AOC-Status. Der 2007er scheint demnach ziemlich syrahlastig gewesen zu sein. Der 2008er ist dann “nur” noch ein Vin de Pays, und beim 2009er hat es den Hoeschs offenbar gereicht mit dem Behördenkampf. Den Wein haben sie nämlich gar nicht erst zur Prüfung angestellt und ihn als “Vin de France” deklarieren lassen…

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