Juste Ciel! 2009, Domaine de la Petite Baigneuse, Maury

Im Trific bin ich vor einigen Wochen über einen Wein gestolpert, der mich als Menübegleitung direkt fasziniert hat. Ich weiss nicht, wie Oliver Trific zu dem Wein gekommen ist – er passt jedenfalls ausgezeichnet zu seinem Interieur, was in ähnlicher Blau-Rot-Kombination gehalten ist. Kurz recherchiert fand ich den Importeur des Weins heraus, der witziger Weise auch noch in der selben Woche bei Hendrik Thoma in dessen Videocast Wein am Limit zu sehen war und an den ich mich dann auch durch Erzählungen von Matthias auf Chezmatze erinnerte. Kurz und gut, ein Probierpaket musste her von Vin Vivants und Axel Zülch. Der in Paris lebende Axel Zülch ist Weinbauingenieur und hat als Kellermeister die Domaine des Enfants mit aufgebaut und kennt sich entsprechend mit dieser Form von handwerklich und so natürlich wie möglich hergestellten Weinen aus.

Was ich meinen Freunden dann bei einer Blindprobe neben dem schon hier erwähnten Chablis ins Glas geschenkt habe, war Blind kaum zu erahnen und ging entsprechend weit auseinander. Wer kennt auch schon naturtrübe Weine aus Macabeo, Grenache Blanc und Grenache Gris? Praktisch niemand. Aber das ist genau das, was wir hier im Glas hatten.

Der Wein stammt von einem elsässischen Winzerehepaar namens Philip und Céline Wiess, das eine kleine Domaine in Maury führt, einer Gemarkung, die eher für hochklassige Süßweine bekannt ist. Das Besondere an diesen von Garrigue durchsetzten Weinbergen ist: Sie bestehen praktisch komplett aus Schiefer. Dass hier trotzdem kein Riesling wächst, liegt auf der Hand, spannend aber ist es, auch in anderen Weinen diese mineralische Komponente wiederzufinden. Die mineralische Note tritt auch durchaus zu Tage, da der Wein jedoch deutlich weniger Säure hat als Riesling, wirkt sie völlig anders. Sie schwingt eher diffus mit, wie der Hall der eigentlichen Mineralität (ich weiss, das ist ein bisschen seltsam formuliert). Beeindruckend ist die Kräuternote, die dieser Wein zweifelsohne besitzt, das Cremige, das Mundfüllende und der Geschmack nach Zitrus, oder eher Zitrusmarmelade (auch wenn der Wein weit davon entfernt ist, marmeladig zu schmecken). Marqueee meinte an diesem Abend, der Weine hätte eine Note von Leberwurst und er führe das auf den Ausbau im Keller zurück. Dort wird nur geringst geschwefelt und sonst nicht filtriert oder geschönt. Er hatte diese eine spezielle Note. Aber sie hat mich nicht gestört. Der Wein hat mir, genauso wie beim ersten Mal, ausgesprochen gutgefallen, und ich war nicht der einzige. Es gab Teilnehmer, die diesen Wein später bestellt haben. Ein richtiger Charakterkopf ist der Juste Ciel!, der irgendwo zwischen Leichtigkeit und Erdverbundenheit schwebt, ja beides miteinander verbindet und der meiner Meinung nach eine Spur Restzucker hatte, so süffig war er. Mittlerweile habe ich schon ein paar dieser weißen Weine aus dem Roussillon probiert, und ob es reiner Schiefer war als Grundlage, oder kombiniert mit Kalkschotter (wie bei der Domaine de l’Horizon), ob es Weine von Matassa waren oder von Sarda Mallet, diese Weine haben mich erwischt, sie beeindrucken mich. Ich möchte mehr davon!

 

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