Gin o’Clock: Islays einziger Gin -The Botanist von Bruichladdich

Eine meiner liebsten Destillen für guten Whisky is Bruichladdich. Die Jungs dort machen alles richtig. Zumindest nach zeitgemäßen Marketingmethoden und Qualitätskriterien. Ihre Distille auf der Insel Islay ist noch gar nicht so alt. Gerade mal 18 Jahre 12 Jahre alt, und doch spielen die „progressive hebridean destillers“ geschickt auf der Klaviatur von Tradition und Geschichte. Storytelling ist eben alles. Hinzu kommt die Exklusivität der Produkte. Der Whisky wird aufwendig destilliert, natürlich nur aus besten Materialien, Zutaten, die zunehmend wieder auf der Insel angebaut werden, dazu noch Bio. Außerdem sind sie die einzigen, die ihren Whisky noch auf der Insel reifen lassen. Alle anderen Distillen auf Islay tun dies längst auf dem Festland. Schließlich sehen die Flaschen auch noch gut aus und die verschiedenen Batches sind teils stark limitiert. Die Voraussetzungen, sich als Superpremiumprodukt neben Wagyu-Rind, Dry Aged T-Bone Steak, Label Rouge Lachs oder Plantagenschokolade einen Platz im Delikatessen-Regal zu sichern, sind also hervorragend.

@ Bruichladdich

Manchmal, auch wenn ich den Betreibern der Distille vielleicht Unrecht tue, machen mich solche Geschichten einfach müde. Andererseits gehören die Whiskys von Bruichladdich für mich tatsächlich zu denen, die ich zuerst öffne, wenn ich einen Whisky anbiete. Was also jetzt? Dieser ganze Premium Ultra Rare Käse geht mir manchmal einfach mächtig auf den Zeiger. Andererseits gibt es unter diesen Produkten in der Tat welche, die wirklich richtig gut sind. Und eigentlich will ich gar nicht darüber schreiben, sondern über Gin & Tonic. Doch da geht das Ganze ja weiter. Zum Beispiel Monkey 47. Auch hier wird rundum alles richtig gemacht: Die Story, die Flaschenausstattung, zunächst auch der Inhalt, in dem ich anfangs hätte baden können. Allerdings, beim Probieren der letzten Füllungen war ich nicht mehr ganz so angetan. Oder Tonic, es gibt immer mehr Tonic auf dem Markt. Ich habe davon ziemlich viel probiert, aber ehrlich gesagt, Schweppes Indian Tonic Water tut es auch, und das bekommt man zumindest überall, auch wenn es bessere gibt, Thomas Henry zu Beispiel, und der kommt aus Berlin. Die anderen gehen, wenn man den weit verbreiteten Schweppes als Maßstab nimmt, teils in die Extreme und passen dann nur noch zu bestimmten Gins. Da bräuchte ich dann irgendwann mein eigenen Tonic-Sommelier. (Muss ich mal drüber nachdenken für die Spitzengastronomie, als Ergänzung zum Wasser-Sommelier. Ach, gibt es bestimmt schon). Da wird es mir persönlich dann zu aufwendig. Ich möchte einfach manchmal einen guten Gin & Tonic, Punkt.

Daher zurück zum eigentlichen Thema. Die Jungs von Bruichladdich können nicht nur Whisky, sie behaupten auch, Gin zu können. Und sie nutzen natürlich die schöne alte “Ugly Betty” Pot Still, alle Schritte bis hin zum fertigen Produkt sind „authentically artisanal“ und der ganze Destillationsprozess dauert 17 Stunden. Verarbeitet werden die üblichen neun Inkredienzien, wie Zimtstange, Orangen- und Limettensschale und natürlich Wacholder, wobei hier sogar zusätzlich ein eigener Insel-Wacholder genutzt wird. Besonders ist tatsächlich, das hier zusätzlich zu den neun üblichen weitere 22 Botanicals der Insel verarbeitet werden. Bei anderen werden zusätzlich Kräuter aus dem Schwarzwald verarbeitet. Oder Safran. Oder spezielle asiatische Inkredienzien wie Zitronengras oder Ingwer. Hier ist es das, was man auf der Insel so findet. Den genauen Überblick gibt es hier. Und genau jetzt muss ich mit meinem kleinen Rant auch aufhören, denn der Gin, den ich auf einer anderen, viel kleineren Insel gekauft habe, ist wirklich gut. Die 46% Alkohol merkt man ihm nicht an. Weich ist er und überhaupt nicht alkoholisch. Stattdessen ausgesprochen duftig, leicht blumig (wo mir dann wieder einfällt, dass ich gerne mal den Geranium Gin probieren würde. Geranien im Gin? Passt das?). The Botanist gehört zu den leisen Vertretern seines Fachs und beeindruckt erst auf den zweiten Schluck. Dann allerdings wirkt das feine, komplex Aroma nachhaltig. Die Flaschenausstattung gefällt mir ebenfalls. Sie wirkt britisch, leicht gediegen, unauffällig, aber passend zur Liebe auf den zweiten Schluck.

7 Kommentare

  1. Auch bei den ungewöhnlicheren gibt es neben einigen Extremen, die bspw. in die säuerlich-frische Richtung gehen, sehr gute Allrounder, die gute Gins besser zur Geltung kommen lassen als die äußerst süße und plump-bittere Schweppes-Limo – Fever Tree wäre ein gutes Beispiel dafür, Britvic auch. Bei einem Drink, der zum größeren Teil (zumindest meistens 😉 ) aus Tonic besteht, ist die Frage nicht zu unterschätzen…

  2. Christoph

    Ja, Fever Tree fand ich auch überzeugend.

  3. Na, da haben sich aber doch ein paar Ungenauigkeiten eingeschlichen…

    Bruichladdich ist auf keinen Fall 18 Jahre alt, egal wie man zaehlt. Entweder sind es ueber 100 (seit Gruendung) oder seit der Wiedereroeffnung knapp 12 Jahre.

    Die einzigen die ihren Whisky noch auf der Insel reifen lassen, das stimmt so absolut auch nicht. Kilchoman macht das auch und ist dazu wirklich die einzige Distillerie die 100% Islay im Sortiment hat (Bei Bruichladdich passiert das malting komplett auf dem Festland). Mal davon abgesehen dass auch praktisch alle anderen Distillerien teilweise betraechtliche Lagerhaeuser auf Islay haben.

    Und das Bild ist eher Kilchoman als Bruichladdich, zum einen ist Kilchoman da viel naeher dran und zum anderen haben die sogar danach einen Whisky benannt (den Machir Bay).

  4. Christoph

    @Armin. Stimmt, ich hatte mich beim Alter verlesen. Jim Beam hat 1996 runtergewirtschftet und die neuen Besitzer haben die erste Abfüllung 2001 unternommen. Danke!

    Das Bild stammt von der Website. Und die Story. Tja, deshalb auch der Stil meines Artikels. Jeder versucht halt das Alleinstellungsmerkmal (oder mehrere) zu finden. Und das finde ich manchmal etwas anstrengend.

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