Wahrscheinlich habe ich es einfach nicht mitbekommen. Aber seitdem ich im Ethicurean Cookbook (ich habe es hier vorgestellt) Rezepte für den Einsatz von Sloe Gin entdeckt habe, fällt er mir immer öfter auf. Und letzten Freitag hat mir ein edler Spender einfach mal so eine Flasche Monkey 47 zukommen lassen. Ein Freund, der ebenfalls eher zufällig über diesen Sloe Gin gestolpert ist. In einer Bar in Tokyo, die eigentlich nur Whiskey anbietet, bis auf Gin und Sloe Gin aus dem Schwarzwald.
Beim Monkey 47 stimmt das gesamte Marketing. Die Flaschen sind ähnlich nett anzuschauen wie bei Hendricks und wer mal auf die Website schaut, wird auch ganz angetan sein. Storytelling funktioniert, Ausstattung, Präsentation. Wie ist der Gin? Die letzte Flasche Gin hat mir nicht so richtig gut gefallen, das hatte der Gin so einen leichten, geschmacklichen Durchhänger am Gaumen, während der Duft eigentlich betörend war. Der Directors Cut soll noch mal deutlich besser sein, den habe ich allerdings bisher noch nicht probiert.
Probiert habe ich allerdings den Sloe Gin. Es sind Schlehen, die in Monkey 47 mazeriert werden. Diese Sorte Gin, die eigentlich nicht wirklich Gin ist sondern eher eine Art Likör, sie hat auch nur 28% Alkohol, duftet wie süßer Monkey 47 mit einer eigenwilligen, zusätzlichen Note.
Wie duftet Schlehe? Das ist schwer zu beschreiben, finde ich. Die Schlehe oder auch Schlehdorn gehört zu den Rosengewächsen. Das riecht und sieht man nicht unbedingt, wenn man neben ihr im Garten steht. Allerdings kann man es erahnen, wenn man die Nase in das leere Glas Sloe Gin hält. Dann duftet es neben dem typischen Monkey 47 Aromen noch ein wenig nach schweren Heckenrosen. Alles von der Schlehe (bis auf die Wurzeln vielleicht) wird seit Jahrhunderten in der Heilkunde eingesetzt. Schlehe wirkt harntreibend (das Gefühl hatte ich auch), schwach abführend, fiebersenkend, entzündungshemmend und auch magenstärkend. Auch wenn die reife Beere ein wenig wie Wacholder aussieht, hat sie ansonsten wenig mit dem Zypressengewächs gemein. Vielmehr erinnert sie an eine Miniaturausgabe der Pflaume. Entsprechend leitet sich auch ihr lateinischer Name ab, prunus spinosa. Probiert man die Schlehe reif, aber roh, hat sie einen ausgesprochen säuerlichen Charakter – allerdings Unmengen an Vitamin C. Da sich der saure Geschmack nicht durchgesetzt hat, kocht man die Minipflaumen und macht daraus, mit Zucker versetzt, Konfitüren oder eben Schlehenfeuer.
Zurück zum Monkey 47 Schwarzwald Sloe Gin. Bei dem fällt auf, dass er neben dem leicht säuerlichen Schlehenaroma ein wenig nach Lavendel riecht. Dann kommt die Süße und im Hintergrund der Mix aus Kräutern und Wacholder. Am Gaumen setzt sich das Spiel fort – süß, säuerlich und breit. Bei Zimmertemperatur hat der Sloe Gin übrigens deutlich mehr zu bieten, als auf Eis. Er ist trüb, was darauf zurückzuführen ist, dass der Likör, der in Steingutfässern gelagert wird, nicht filtriert wurde. Er ist gut. Mir gefällt die Komplexität der Aromen. Ich habe allerdings keinen Vergleich, daher kann ich ihn nicht einordnen.
Im Ethicurean wird ein Cocktail aus hellen Beeren mit gleichen Anteilen Sloe Gin und Gin mit Tonic verrührt. Auch das ist sehr schmackhaft (wobei ich bei mir auf die Beeren mangels Anwesenheit verzichten musste, daher die Abbildung aus dem Buch, Copyright The Ethicurean).