Das Einfache ist oftmals das Besondere – gute Pasta, eine Dose Sardinen, eine Flasche Rosé und ein Bier

Die letzten zwei Wochen habe ich in meiner rheinländischen Heimat in Bonn verbracht und konnte nicht umhin, bei meinem früheren Feinkosthändler Olaf & Olaf vorbeizuschauen. Dort habe ich den Ziegenfrischkäse gefunden, den ich für den Rosé-Weinabend haben wollte, den ich für meine alte Bonner Weinrunde organisiert habe, und dessen Inhalt hier so nach und nach reintröpfeln wird.

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Man geht bei Olaf allerdings nicht einfach so mit lediglich einer Portion Ziegenfrischkäse aus dem Laden und so sind mir ein paar Dinge an den Fingern kleben geblieben. Zum Beispiel die Sardinhas Petingas Picantes, scharf eingelegte, extra kleine und feine Sardinen des portugisischen Vertriebs José, dessen aufwändig gestaltete Verpackung fast so gut ist, wie der Inhalt. Diese Sardinen mitguter Pasta, dem Öl, der Chili und den weiteren eingelegten kleinen Gemüse aus der Dose – mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein.

Ach doch, ein passendes Getränk wäre schön. ich habe zwei ausprobiert. Da wäre zum einen eine Flasche Enderle & Moll Spätburgunder Rosé 2012, den ich ein paar Tage zuvor bei Surk-ki Scharade in der Vincaillerie in Köln mitgenommen habe. Surk-ki, die Frau mit dem ungewöhnlichen Namen, gehört hier in Deutschland zu den Naturweinvertreibern der ersten Stunde und überzeugt mittlerweile auch deutsche Winzer, in Sachen Naturwein immer stärker die Grenzen auszuloten. Sven Enderle ist einer davon, und der macht mit seinem Kompagnon Florian Moll seit Jahren immer bessere und charaktervollere badische Spätburgunder. Im letzten Jahr haben die beiden für Sur-ki zum ersten Mal eine Charge Grauburgunder ungeschwefelt abgefüllt – ein Experiment, das wohl keine Eintagsfliege bleiben wird.

Der Rosé der beiden kommt immer dann zustande, wenn die Spätburgundertrauben nicht dem entsprechen, was er für seine Rotweine haben will. Das ist nicht direkt Ausschussware sondern hängt mit einem bestimmten Geschmacksbild zusammen, dass die Trauben nach der Lese bieten. Wenn die Trauben nicht so schmecken, wie Sven es sich vorstellt, wird es Rosé. Mehr als 30 bis 40 Hektoliter pro Hektar kommen auch für den Rosé nicht zustande und entsprechend intensiv ist der Wein. Der 2012er kombiniert viel Himbeerfrucht mit Kräutern, Stein und einem guten Schuss Minze. Die Intensität und Frucht passt ziemlich gut zu den scharfen Sardinen. Der Rosé hatte genügend Kraft und die saftige Frucht hielt die Schärfe in Schach.

Ziemlich spektakulär war das Pfefferbier vom weißen Kampot-Pfeffer, dass freigeist Bierkultur in der Braustelle Köln gebraut hat. Die Braustelle Köln mit Sebastian Sauer und Peter Esser ist für mich im Moment eine der, wenn nicht die ungewöhnlichste Brauerei in Deutschland. Ich will nicht sagen, Pale Ale kann mittlerweile jeder und ist schon ein alter Hut, aber was in der Braustelle passiert, geht weit über die Interpretation englischer und amerikanischer Brautradition hinaus. Hier wird wirklich experimentiert – und zwar mit dem Wissen um alte Braukultur und Brauverfahren in Deutschland. Eines dieser mehr als gelungenen Experimente war eine Serie von Pfefferbieren mit schwarzem, weißem und rotem Pfeffer, die hier entstanden sind und die, wie schnell klar wurde, exzellente Essensbegleiter sind. Diese Biere sind zusammen mit Hennes Finest entstanden und dieser Laden ist der vielleicht beste Pfefferimporteur der Republik. Das klingt jetzt alles nach ein bisschen viel Superlativen, aber was soll ich sonst sagen? Das Freigeist Bierkultur Kampot White ist einfach sehr gelungen – und das auf Grund der Braukunst und der besonderen Inhaltsstoffe. Freigeist verbindet kambodschanischen Pfeffer mit dem typischen Aroma eines Weißbieres und man hat so einen Effekt wie Erdbeeren mit grünem Pfeffer – nur besser. Erst kommt ein wtf? Und dann leuchtet die Birne der Erkenntnis auf: Es kommt zusammen, was zusammen gehört. Der Pfeffergeschmack ist jedenfalls sehr gut abgestimmt. Er ist präsent, aber nicht überbordernd, die Schärfe passt zur Süße des Bieres und beides wiederum zu Sardinen und Chili. Vielen Dank an Torsten, der mir eine Flasche hat zukommen lassen.

Den Rosé gibt es, wie gesagt, bei La Vincaillerie für nen 10er. Das Bier dürfte momentan kaum noch zu bekommen sein doch die Pfefferbiere sollen neu aufgelegt werden.

 

 

2 Kommentare

  1. Stefan

    Bei meiner momentanen Spätburgunderentdeckungstour passt der Rose doch gut rein, gleich mal sehen wo ich denn am sinnvollsten herbekomme im Münsterland.

    Frage: Heißt die Dame Surk-Ki (wie auf der Website der vincaillerie) oder Sur-Ki (wie in deinem Artikel)?

    Ansonsten bleibt mir nur an dieser Stelle zu sagen: Danke für die tolle Arbeit, ich freue mich schon auf den Podcast.

    Stefan

  2. Hallo Stefan,

    du hast natürlich recht, ich hatte ihren Namen peinlicher Weise falsch geschrieben. Und vielen Dank für Dein positives Feedback.

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