Der Rosé-Sommer ist noch nicht vorbei, ein paar Weine habe ich noch in petto. Liebend gerne beispielsweise hätte ich ausführlich den Blanc de Rosé Extra Brut Premier Cru von René Geoffroy vorgestellt. Der Champagne-Winzer, den ich in diesem Artikel schon mal vorgestellt habe, macht gleich zwei Rosé und dieser hier ist deshalb so besonders, weil Geoffroy die Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir zusammen vergärt. Das macht meines Wissens sonst keiner. Allein, es hilft nichts, wenn der Wein einen Böchser bekommt, der noch zwei Tage später als Wölkchen über der Flasche wabert. So konnte man leider das vermeintliche Highlight eines Rosé-Abends, dessen zweiten Teil dieser Wein glanzvoll eröffnen sollte, mit tränenden Augen beiseite stellen.
Was folgte waren zwei Weine, deren einzige Klammer ihre Herkunft war. Beim Rosé Grele 2012 ist es vor allem die Geschichte, die erzählt werden will. Denn es ist ein Drama in mehreren Akten. Eigentlich war Raimond de Villeneuve, der das Provence-Weingut Château de Roquefort bei Cassis besitzt, sehr zufrieden mit dem, was 2012 in seinem Weinberg stand. Kurz vor der Ernte jedoch zerstörte ein massiver Hagelschauer, der sich wie eine göttliche Heimsuchung über Raimonds Weinberg verdichtet hatte mit zerstörerischer Gewalt und golfballgroßen Hagelkörnern innerhalb von sieben Minuten die gesamte Ernte des 25-Hektar-Weingutes – bis auf 15 Kilo.
Ein solches Naturereignis kann einen Winzer in Minuten in den Ruin treiben, denn 25 Hektar zu verlieren, den gesamten Ertrag eines Jahres, ist kaum zu verkraften. Das wussten auch die anderen Winzer der Region. Deshalb haben sich viele von ihnen damals zusammengetan, und gesammelt. Nicht etwa Geld, nein, sie haben Trauben gesammelt, Raimonds Spediteur hat die Trauben von den insgesamt 35(!) Weingütern abgeholt, der Grafiker hat extra Etiketten entworfen, und, und und. So konnte Raimond statt des bekannten Rosé Corail und statt seiner Rotweine zumindest einige Tausend Flasche Grele Rosé und Grele Rouge abfüllen, Weine, die ihm das wirtschaftliche Überleben gesichert haben. Die Betriebe, die ihm geholfen haben, sind auf den Etiketten übrigens alle mit Logo erwähnt. Man erkennt hier Revelette, Richeaume, Pibarnon, La Coste, Vignelaure und viele andere. Es dürften also Trauben von guter Qualität gewesen sein, die Raimond verarbeiten konnte – und so schmeckt auch der Wein. Er ist regionaltypisch lachsfarben dank Direktpressung, würzig, hat Blütenaromen, viel frische Zitrusfrucht und jede Menge Trockenkräuter im Aroma. Dort hinein mischt sich rote Frucht, die aber immer nur ein kleiner Teil des Ganzen bleibt, nie dominiert. Dieser angenehm trockene, salzig-mineralisch wirkende Rosé bleibt immer vor allem auf der würzig-herben belebenden Seite. Ein schöner Wein.
Dem gegenüber stand Perrins, Jolies und Pitts Celebrity-Rosé des Château Miraval. Der Rosé in der auffälligen Flasche ist allerdings nichts aus dem Boden gestampftes, keine unpersönliche Abfüllung irgendeines namenlosen Massenproduzenten, bei dem die Promis lediglich ihren Namen hergeben und gründlich Kohle bekommen. Miraval, das im Tal Corrins liegt und Teil eines komplett biozertifizierten Ortes ist, hat eine längere Weintradition. Das große Gelände war vor der Übernahme durch Brangelina ein bekanntes Tonstudio samt Weinberg. Der Rosé, der hier erzeugt wurde hieß Pink Floyd, wie die Band, die hier ebenfalls früher Teile ihrer Platten produziert hat. Jolie & Pitt schließlich haben die Familie Perrin engagiert, um aus Miraval ein provençalisches Spitzenweingut zu machen. Der erste Wein des Gutes, der Miraval Rosé 2012 ist weltweit wie eine kleine Weinbombe eingeschlagen und hat es aus dem Stand in die Top 100 Liste des Decanter gebracht. Das dürfte vor diesem Wein noch keiner geschafft haben – zumal als Rosé. Da die Top 100 Liste aber nicht nur die Güte eines Weines berücksichtigt sondern auch den Einfluss im Markt, ist dies durchaus nachvollziehbar. Abgesehen davon können die Perrins, denen ja das berühmte Château de Beaucastel in Châteauneuf-du-Pape gehört, Wein machen. Und gemacht schmeckt der Rosé auch. Gut gemacht, aber gemacht. Stromlinienförmig, typisch, mit gewisser Tiefe und guter Balance. Man kann mit diesem Wein viel Spaß haben. Der Preis von €16,90 tut dabei allerding schon weh – allerdings bekommt man eine schöne Flasche samt Promiaufschlag.