Rosésommer: Wunderbares Burgund

Zwei der schönsten Rosé, die mir bisher untergekommen sind, sind die beiden Burgunder-Rosé der Herren Jouveaux und Pataille. Alexandre Jouveauxs Weine sind selten zu finden und ich bin eher durch Zufall in einem Laden in Belgien über die ungewöhnlichen Etiketten gestolpert – bei der Recherche habe ich die Weine dann in meinem meiner Lieblingsblogs gefunden. Jouveaux, ehermaliger Fotograf von Chanel hat sich 1999 ein kleines Stück Land im Mâconnais gekauft. Die Parzellen, auf denen seine fünf Weine entstehen sind so klein, dass er gerade einmal 6.000 Flaschen erzeugt, nicht pro Wein sondern pro Jahr. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb er praktisch nie irgendwo erwähnt wird. Er geht nicht zu Messen, er reicht keine Weine ein, aber diese 6.000 Flaschen sind schneller weg als man gucken kann. Ann-Claude Leflaive, die Grand Dame des Chardonnay soll übrigens eine eifrige Käuferin sein.

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Der Rosé, um den es hier geht ist, wie alle Weine von Jouveaux, ein Tafelwein. Daher kann er damit im Prinzip machen, was er will – der Wein muss kaum vorgegebenen Standards entsprechen außer seinen eigenen. Rosé ist eigentlich sowieso nicht vorgesehen im Burgund und eine Cuvée aus Gamay (60%) und Pinot (40%) schon gar nicht. Die Weine fallen unter die Kategorie vin naturel, denn weder im Weinberg noch im Keller werden künstliche Additive zugesetzt. Der Wein wird weder geschönt noch filtriert, er vergärt spontan, bleibt nicht allzu lange auf der Maische (im Falle des Rosé) und wandert dann ins alte Holzfass. Geschwefelt wird nur zum Schluss, und das ganz zurückhaltend. Jouveauxs Rosé Uchizy 2010 ist ein stiller aber nachdrücklicher Vertreter seines Fachs. Er ist kein Wein, der bei einer größeren Roséprobe nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Dafür ist er zu scheu. Er will, dass man sich ganz in Ruhe mit ihm beschäftigt. In diesem Wein verbinden sich typische Erdbeeraromen – aber eher die von kleinen Walderdbeeren – mit einer ganz leichten Röstnote, mit Salz, mit Blüten und etwas säuerlichen roten Johannisbeeren. Alles bleibt fein und zurückhaltend doch balanciert und mit einer schönen Länge.

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Deutlich offensiver und präsenter ist der Fleur de Rosé 2008 von Sylvain Pataille. Pataille lebt und arbeitet in der AOP Marsannay. Es ist die nördlichste AOP der Côte de Nuits, sie liegt mittlerweile am Stadtrand des ausufernden Dijon. Er hat ebenso wie Jouveaux seine ersten Parzellen im Jahr 1999 angekauftt. Die Vorgeschichte dazu allerdings ist anders, denn Pataille hat im Gegensatz zu Jouveaux in Beaune und Bordeaux Önologie studiert und war zunächst als Berater tätig. Neben extrem klaren, sauberen und präzisen Chardonnays und Pinots, füllt Pataille in manchen Jahren einen Rosé ab. Dieser ist absolut selten zu finden und eigentlich nur für wenige französische Gastronomen gedacht, die sowieso seine Weine beziehen. Der Rosé ist kein Nebenprodukt, das bei der Mostkonzentration der Burgunder anfallen würde. Vielmehr unterlaufen die Trauben (85-90% Pinot Noir und 10-15% Pinot Gris!) eine Kohlensäuremaischegärung, bevor sie dann für 15 Monate ins bis zu 40% neue Holz wandern. Diese macération carbonique wird normalerweise vor allem für die Erzeugung jung zu trinkender Weine wie dem Beaujolais Nouveau eingesetzt. Dies hier aber ist kein jung zu trinkender Wein. Der 2008er Fleur de Rosé dürfte jetzt vielleicht gerade seinen Zenit erreichen. Und die Kombination von Ganztraubenmaischung und Holzfasslagerung scheint Sinn zu machen, zumindest für bestimmte Weine. Der Fleur de Rosé jedenfalls schafft eine geradezu perfekte Balance zwischen burgundischer Kraft, Finesse und Leichtigkeit. Er verbindet die leichten, schwebenden Aromen von Erdbeeren und Himbeeren mit leicht rauchigem Holz, mit Orangenschalen, mit fein säuerlicher Kirsche und Hagebutte. Der Wein ist neben dieser gereiften Frucht deutlich salzig-mineralisch, hat eine klar definierte feine Säure und eine brillante Länge. Mochte ich den Vinudilice von Salvo Foti schon ausgesprochen gerne als Vertreter der kräftigeren, kantigen Art, so ist das hier für mich der perfekteste Vertreter einer eleganten und doch kraftvollen Form von Rosé, die ich bisher probieren durfte.

Die Weine von Alexandre Jouveaux gibt es bei terrovin.be, die auch nach Deutschland liefern und an sich schon ein tolles Programm haben und den Fleur de Rosé wird es als Jahrgang 2011 ab KW48 bei Lobenberg geben.

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