Drei Flaschen Wein – Pinot-Rosé von Pataille, Horiot, Lamprecht

Rosé sind für mich ebenso passende Essensbegleiter wie maischevergorene Weißweine. Im Prinzip gehören sie für mich zu einer Familie. Zumindest, wenn die Rosé ernsthaft gemacht werden und nicht zur Kategorie der kaltvergorenenen Himbeerbonbon-Plörre gehören. Beide Arten von Wein, Rosé und Oange spielen ja so ein bischen mit dem Zwitterwesen von Frische und Leichtigkeit einerseits und Gerbstoff und Grip andererseits. Man kann das natürlich negativ sehen wenn man sagt, das wäre weder Fisch noch Fleisch, ich sehe es eher positiv, denn die Weine passen meist sowohl zu Fisch als auch Fleisch. Sie funktionieren gerade im Sommer leicht gekühlt natürlich hervorragend solo, aber der ideale Platz für mich ist der auf dem gedeckten Esstisch.

wp-1454697170909.jpegFleur de Pinot 2012, Sylvain Pataille, Burgund
Was Pataille in seine Flaschen zaubert, kann man nach meiner Erfahrung durchweg empfehlen und zumindest seine Einstiegsweine gehören noch zum vergleichsweise günstigen Burgund – auch wenn sie langsam der Qualität entsprechend preislich anziehen. Er hat seine Lagen in Marsannay, was mittlerweile ein Vorort von Dijon ist. Pataille berät seit Beginn der 1990er verschiedene Betriebe im Burgund, hat dann aber 1999 mit seinem eigenen Projekt begonnen. Für den Fleur de Pinot nutzt er ca. 85 bis 90% Pinot Noir und einen Teil Pinot Gris von siebzig Jahre alten Rebstöcken. Die Trauben werden als Ganzes eingemaischt und der Saft bleibt relativ lange mit der Schale im Kontakt. Später kommt der Wein für 15 Monate ins Barrique mit einem Neuholzanteil von 40%.

Für mich gehört der Fleur de Pinot, von dem ich mittlerweile fünf Jahrgänge kenne, mit zum Besten, was es an Rosé auf dem Markt gibt. Er baut eine große Spannung auf, zeigt Biss, Saft von Sauerkirschen und roten Johannisbeeren, ist immer auf der frischen und auch (Achtung!) mineralisch-steinigen Seite, federt dies aber leicht durch ein markantes, aber nicht überladenes Holz ab, das dem Wein gerade in diesem jugendlichen Alter neben dem Vanille-Touch ein wenig Weichheit und Süße gibt. Mit älteren Jahren verliert sich der Vanille-Ton weitestgehend, während das Strukturgebende des Holzes natürlich bleibt. “Der Wein ist elegant wie ein weißer Burgunder und so subtil wie ein roter”,  schrieb der Gault Millau vor eingen Jahren über diesen Wein, den Pataille vor allem in die französische Gastronomie verkauft, und das kann ich nachvollziehen. Fleur de Pinot ist ein gelungener Namen für diesen Wein, der fein wie eine Salzblume ist und doch eben immer auch ein burgundischer Pinot bleibt.

Die Flasche hat ein Freund zum Essen mitgebracht. Das Essen fand im Jellyfish statt, wo der bisherige Sous-Chef Laurin Kux das Zepter übernommen hat und gerade sein erstes eigenes Menü offeriert. Eine Bereicherung und eine unbedingte Empfehlung! Fleur de Pinot  und Rosé es Riceys haben Pulpo und Kalbskopf, Skrei mit Tomatengel, Loup de Mer mit Grünkohl, Pinkel, Sanddorn und Rote Beete sowie das Secreto vom Iberico hervorragend begleitet. Den Fleur de Pinot 2011 gibt es bei Lobenberg für € 36,-

 

wp-1454697176532.jpegRosé de Riceys »En Barmont« 2010, Olivier Horiot, Les Riceys (Champagne)
Zu den wenigen Stillwein-Appellationen der Champagne gehört Les Riceys an der Côtes des Bar. In diesem Teil der Champagne, der näher am Chablis als an Reims liegt und der deshalb lange gar nicht gleichberechtigt wahrgenommen wurde, wächst vor allem Pinot Noir, und das auf einem Kalkboden, der dem Chablis ebenfalls näher ist als die Böden rund um Reims oder Épernay. Lange Zeit war der stille Pinot Noir denn auch deutlich bekannter als der Schaumwein. Ein Relikt aus dieser Zeit ist die Appellation des Rosé des Riceys. Olivier Horiot, einer der noch jungen, durchstartenden Winzer dieser an Talenten so reichen Region ist eigentlich eher ein Fan seiner Rosé denn seiner Champagner. Auch wenn er für seine ungewöhnlichen Schaumweine, in denen Pinot Blanc, Pinot Gris, Arbane und Petit Meslier genauso vorkommen wie Pinot und Chardonnay, deutlich bekannter ist. Ein Zeugnis seiner Rosé-Liebe ist der Rosé aus der Einzellage »En Barmont«, der in der Revue du Vin de France regelmäßig hervorragend bewertet wird. 10% des Pinot wird im Cuve mit Füßen angepresst, der Rest wird als ganze Trauben darüber gelegt. Nach fünf bis sechs Tagen Vergärung kommt der Saft in gebrauchte Fässer und reift dort vier bis fünf Jahre. Der Wein wird weder geschönt noch filtriert.

Was zunächst überrascht ist neben der dunklen Farbe der parfümierte und ausladende Duft. Hier treffen Veilchen, Hagebutte, Schlehe und aufgeschnittene Kirschen auf ein Walderbeerenkompott mit einem Hauch Rumpunsch. Wenn man die Champagner von Horiot kennt, bekommt man beim Rosé fast ein wenig Angst, so viel reifer wirkt er in der Nase, als die Champagner. Was sich dann am Gaumen abspielt, hat mir Überreife oder zu später Lese aber rein gar nichts zu tun. Duft und Geschmack spielen in zwei verschiedenen Stadien, der Rosé zeigt sich kraftvoll aber gleichzeitig präzise mit einer klaren, reifen Säure und einer leicht seidigen Textur. Neben der Kraft zeigt sich aber vor allem eine wunderbare Balance zwischen Säure und Frucht sowie eine samtige Textur, die dem langen Ausbau gedankt sein dürfte.

Musterflasche von Vinaturel, Ladenpreis € 33,-

 

wp-1454697183580.jpegPinot Noir Rosé 2014, Herrenhof Lamprecht, Steirerland

Gottfried Lamprechts Pinot Noir Rosé ist einer, den ich bei jeder Rosé-Probe dabei haben möchte. Spätestens, seit ich auf seinen ersten Rosé, den 2010er erworben hatte. Doch im Herrenhof in der Steiermark gibt es den Rosé immer nur, wenn das Wetter entsprechend war und die Säure eher zu einem Rosé denn zu einem dunklen Pinot passt. Trotzdem ist der Pinot-Noir-Rosé des jungen steirischen Meisters der Gemischten Sätze kein Nebenbeiprodukt und das merkt man dem Wein genauso an, wie den beiden anderen Pinots. Die Rebstöcke stehen direkt neben dem Haus am Buchertberg auf braunem Opok, wie das verdichtete, lehmige Sedimentgestein in der Steiermark genannt wird. Am Buchertberg finden sich neben dem gepressten Lehm vor allem Kalksteineinschlüsse. Insofern unterscheidet sich der Boden dieses Pinot deutlich von den reinen Kalkböden der französischen Pinots. Gottfried Lamprecht hat den Pinot angepresst und fünf Tage auf der Maische gelassen um den Saft dann ganz abzupressen und ihn für ein Jahr in ein gebrauchtes 300-Liter-Fass zu geben.

Schon in der Nase ist hier alles auf der frischen, hellen und roten Seite. Pomelo, Ribisi, Cranberry, etwas Virginia-Tabak, etwas Klebstoff und eine leicht cremige Note zeigen viel Substanz. Am Gaumen gibt es viel Saft von heller roter Frucht, auch hier wieder Zitrusfrüchte, viel Druck am Gaumen, Frische und wieder die cremige Note, die schon in der Nase zu erahnen war. Sie legt sich kurz über das Mundinnere und wird dann vom nächsten Schwung Säure hinweggespült.

Wer mehr über Gottfried und seinen Herrenhof erfahren möchte, höre diesen Podcast.

Ab Hof gekauft. Noch erhältlich bei Weinfurore für €12.90

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