Drei Flaschen Bier: Gebrautes aus der Bretagne (1)

Was macht man, wenn man als passionierter Weinschreiber in eine Urlaubsgegend fährt, in der kein Weinbau stattfindet? Man nimmt sich entweder Wein mit, geht auf die Suche nach guten Weinhandlungen oder widmet sich dem zweiten Lieblingsgetränkethema, dem Bier. So geschehen im letzten Sommerurlaub in der Bretagne. In drei Wochen Normandie und Bretagne war ich lediglich in zwei Weinläden, habe drei Flaschen Wein gekauft, die ich allesamt zu Austern unterschiedlicher bretonischer Provenienz probiert habe, dafür aber war ich in diversen Bierabteilungen und habe acht Fläschen Bier und einen Cider mit nach Hause gebracht. Und ebenso die Frage, ob ich so etwas wie einen typischen bretonischen Bierstil entdecken kann.

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Die Ferien waren, wie gesagt, eine weitgehend weinfreie, überhaupt alkoholfreie Zeit. Lediglich zu Austern, die in der Bretagne nun in Hülle und Fülle gibt, konnte ich nicht widerstehen, den ein oder anderen Muscadet zu öffnen. Und außerdem musste ich es ausnutzen, dass dort so gut wie jeder Supermarkt La Chouffe im Angebot hat. Den einzigen Weinstock der Bretagne habe ich in einem Klostergarten in der Abbaye de Beauport gesehen, der war dafür von beachtlicher Größe. Aus diesem Klostergarten wiederum stammt ein exzellenter Cidre, dessen Äpfel von rund 60 verschiedenen historischen Sorten stammen, die allesamt im Garten der Abteiruine stehen und in einer Cidrerie verarbeitet werden, die es seit 1920 gibt. Ok, also es gab Muscadet, La Couffe und den ein oder anderen Cidre. Die Biere, die ich teils aktiv gesucht habe, über die ich teils gestolpert bin, habe ich mir dann aber mit nach Hause genommen. Hier gibt es einen Blick auf die ersten drei.

Alter Weinstock im Garten der Abbay de de Beauport, der locker über acht Meter an der Mauer entlang wächst.

Alter Weinstock im Garten der Abbay de de Beauport, der locker über acht Meter an der Mauer entlang wächst.

Kékette red, bière artisanale
Ich fange mal mit dem schlechtesten Bier an, das ich seit langer Zeit getrunken habe. La Kékette red stammt aus der Brasserie de Gayant in Douai. Douai liegt nicht etwa in der Bretagne sondern nördlich von Calais. Da es unter den bretonischen Spezialitäten einsortiert war, hatte ich es aber auf Grund von fehlender, tiefergehender Ortskenntnis mitgenommen. Die Brasserie wurde 1919 aus einem Zusammenschluss von vier Brasserien gegründet und hat lauf Wikipedia bereits 1970 das erste alkoholfreie Bier auf den Markt gebracht, was mir ganz schön früh vorkommt. Neben dem alkoholfreien Celta entstehen eine ganze Reihe blonder (bière blonde) und brauner (bière brune) Biere, sowie diverse Spezialbiere, so dass die Website auf 36 Biere kommt.

Das Kékette red genannte Fruchtbier Cassis ist nachvollziehbarer Weise nicht mehr darunter. Das pinke Biere mit leichter Schaumkrone riecht wie ein aufgelöstes Cassis-Bonbon, oder besser, wie ein aufgelöstes Cassis-Hubbabubba. Am Gaumen erinnert es mich ein wenig an Knallbrause mit chemisch erzeugtem Himbeergeschmack. Das Bier ist süß, leicht carbonisiert und schmeckt so künstlich, das es schwerfällt, es überhaupt zu schlucken. Mit artisanale hat dieses Bier geschmacklich definitiv wenig zu tun.

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Mutine, bière traditionelle blanche
Die Brasserie des Abers besteht seit 1999 und ist tatsächlich bretonisch. Sie liegt im Örtchen Ploudalmezeau im Finistère. Unter der Marke Mutine werden 12 unterschiedliche obergärige Biere gebraut.

bretagne_03Das Mutine blanche mit 5 % Alkohol wurde mit einem Pilsener- und einem Weizen-Malz sowie mit einem wässernden (oder was heißt amerrissant?, ich denke, es ist eher eine Bittervariante gemeint) und einem aromatischen Hopfen gebraut. Wie es für den blanche-Stil üblich ist, wurde Koriander verwendet, sicher auch Zitronenschalen. Schön fruchtig kommt das Mutine daher. Es ist erfrischend, was zum einen an dem Zitrus- und Grapefruit-Kick liegt und zum anderen am präsenten CO2. Am Gaumen zeigt das Bier süßes Malz, neben den Agrumen kommt grüner Apfel durch, der Koriander wird präsent und das Mutine endet in einem leicht bitteren, kreidigen Finale. Ein wirklich gutes Blanche.

 

philomenn, bière artisanale blonde
Ebenfalls im Finistère auf halben Weg von Paimpol nach Lannion liegt der Ort Treguir, wo man die Brasserie artisanale Touken findet. Dort braut Bertrand Salomon seit 2007. Es werden sowohl belgische Stile gebraut, als auch britische.

Das blonde ist ist zwar hell in der Farbe aber kein typisches blonde, denn den Stil bringe ich eher mit einem stärkerem Alkoholgehalt und einer gewissen Süße in Verbindung. Das 5,6% philomenn blonde verfügt eher über einen blanche-Charakter, denn es zeigen sich Weizenaromen genauso wie Zitrus und Gewürze, die an Koriander und Kardamon erinnern. Im Mund ist das Bier frisch, verfügt über eine lebendige Karbonisierung und eine frische Zitrus- und Pampelmusennote. Der Malzgeschmack erinnert an Pale-Ale-Malz und zum Schluss kommt Süße auf. Ein gutes Bier, wenn auch nicht sonderlich hervorstechend. Dafür aber ausbalanciert und harmonisch.

Abbaye de Beauport

Abbaye de Beauport

Gibt es schon was typisch Bretonisches zu vermelden? Eher nicht, aber es liegen ja auch noch einige Biere kalt.

3 Kommentare

  1. Uh, ich habe in den Savoyen auch das schlechteste Bier seit langer Zeit getrunken: Mort Subite Witte Lambic http://www.ratebeer.com/beer/mort-subite-witte-lambic/22315/

    Dort findet sich auch eine Kritik, der ich nichts hinzuzufügen habe:

    Another Wit with great looking head. Unfortunately the rest is wrong. Aroma is sweetish farts, yeasty dough, chemical bubblegum, orange adhesive. Wow. It tastes even worse. Drain pour.

    Ich habe es weggegossen.

    Das besonders irritierende ist, dass das eigentliche Mort Subite ganz wunderbar ist.

  2. Eben, deswegen stutzte ich auch direkt. Das normale Lambic ist wirklich gut. Vielleicht sind die andere Biere abseits vom Kékette ja auch gut und es war nur ein Ausrutscher. 🙂

  3. Wobei ich mein erstes Morte Subite auch nicht mochte. Es war allerdings damals auch das erste Lambic meines Lebens. 😀

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