Wein am Sonntag: Domaine de La Taille aux Loups, Clos de la Bretonnière 2015

Wenn Jacky Blot morgens aus dem Küchenfenster seines Hauses in Montlouis sieht, schaut er auf einen seiner Weinberge im benachbarten Vouvray, dem Clos de la Bretonnière. Getrennt werden die beiden Orte durch die Loire – und außerdem durch die Bestimmungen der AOC und damit jenes Verbandes, der die Herkunftsbezeichnungen der einzelnen Weingebiete in Frankreich deklariert und schützt. Diejenigen, die die Einhaltung der Richtlinien für die AOC Vouvray bestimmen, sind nun im letzten Jahr auf Kriegsfuß gegangen mit Jacky Blot und seinem Winzerkollegen François Chidaine. Denn die  beiden besitzen zwar Weinberge in Vouvray, füllen diese aber im Nachbarort. Montlouis  Bis 1938 war das kein Problem, da gehörte Montlouis noch zur AOC Vouvray. Seitdem Montlouis jedoch eine eigene Herkunftsbezeichnung hat, sind die Oberen von Vouvray kompromisslos. Und deshalb findet sich auf dem Etikett des Clos de la Bretonnière kein Hinweis mehr auf Vouvray. Dafür steht dort selbstbewusst und in großen Lettern Vin de France.

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Vielleicht sind die Oberen von Vouvray ja auch deswegen etwas verstimmt, weil Montlouis vor allem durch Jacky Blot und seiner Domaine de la Taille aux Loups immer stärker in den Fokus der Weinöffentlichkeit gerückt ist, dass sie sein Wirken in Montlouis als Konkurrenz sehen. Wie auch immer, der Mann, der gerade im Herbst diesen Jahres in die oberste Kategorie des Weinführers Bettane & Desseauve gerückt ist und sich den Status mit Häusern wie Krug, Pétrus, d’Yquem und ähnlichen Kalibern teilt, dürfte seinen Vouvray trotzdem verkauft kriegen. 2003 war der erste Jahrgang, in dem Blot den Chenin Blanc aus der drei Hektar kleinen Monopol-Lage abgefüllt hat. Der Clos liegt an einem südöstlich ausgerichteten Hang, direkt an der Loire und besteht aus einem Mix von Kalkstein und Lehm. Die Rebstöcke sind im Schnitt 45 Jahre alt, der Ertrag liegt bei 25hl/ha und Blot baut den Chenin für sechs Monate im Barrique aus, wobei ein Viertel davon neu ist.

Was mir bei Blot immer wieder auffällt, ist sein Sinn für den richtigen, eleganten Holzeinsatz. Der Wein ist eigentlich angelegt auf eine längere Einlagerung im Keller. Entsprechend markant ist seine Säurestruktur und auch das Holz. Doch schon jetzt verbindet sich beim Clos eine geradezu tonisch wirkende Frische und Lebendigkeit mit einem zurückhaltenden Holz, das dem Wein eine feste Struktur gibt. Wenn man dem Wein in dieser jugendlichen Phasen genügend Luft gibt, hat man ein hervorragendes Beispiel für einen Vouvray im Glas. Der Chenin blanc singt geradezu. Er duftet nach jeder Menge Zitronen- und Limettenschale, harter grüner Birne, etwas Ananas und nassem Kiesel. Farblich gesehen liegt der Wein aktuell irgendwo zwischen grün und hellem gelb, was sich im Laufe der Zeit ins vollgelbe Farbsprektrum verschieben dürfte. Am Gaumen zeigt sich viel frischer Saft einer konzentrierten, noch schlummernden Frucht, dazu eine gewisse Salzigkeit und außerdem viel Druck. Eigentlich sollte man von dem Wein eine Kiste im Keller haben.

Kaufen kann man ihn hier für €28.90.

 

 

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