Wein am Sonntag: Domaine du Collier, Saumur rouge »La Charpentrie« 2012

Eigentlich sollte der 2012er Domaine du Collier Saumur Rouge »La Charpentrie« mein Sonntagswein werden. Doch am Sonntag war er so verschlossen und leicht und wässrig, dass ich zunächst ein wenig enttäuscht war und dachte, ich lasse ihn noch mal stehen. So ähnlich war mir das mit Antoine Foucaults Saumur blanc auch schon gegangen. Moment, Foucault? Ja genau. Der Besitzer der Domaine du Collier ist der Sohn von Charlie Foucault, dem Mitbesitzer von Clos Rougeard, der letztes Jahr verstorben ist. Antoine hat einige Jahre mit Vater Charlie und Onkel Nady auf der Domaine Clos Rougeard gearbeitet, bevor er sich entschied, eine eigene Domaine zusammen mit seiner Lebensgefährtin Caroline Boireau aufzubauen. Bei der Auswahl und dem Kauf der damals 2,5 Hektar war ihm seine Familie behilflich, denn er wollte seine Hektar in Brézé erwerben, also dort, wo auch der Chenin von Clos Rougeard steht – und das ist ihm auch gelungen. Seit 1999 arbeitet er auf seiner eigenen Domaine und bewirtschaftet die mittlerweile 7,5 Hektar (2/3 Chenin blanc, 1/3 Cabernet Franc) ähnlich wie er es schon im Clos Rougeard gewohnt war – minimalistisch und ökologisch. Auch wenn er kein Aufhebens drum macht und es nicht auf die Etiketten druckt, ist das Weingut komplett durch ECOCERT zertifiziert. Man findet ihn in Chacé am Place du Collier, daher auch der Name der Domaine.

wp-1478591971585.jpg

La Charpentrie ist ein Clos, den Antoine und Caroline 2004 erwerben konnten. Dort stehen sowohl Chenin-Blanc- als auch Cabernet-Franc-Reben auf kieselsäurehaltigem Ton mit Kalksteinuntergrund. Aus dem Boden ergibt sich der Charakter und der Stil der Weine. Sie sind straff, wirken zunächst fast karg, tragen aber eine elektrisierende Mineralität in sich. Nachdem sich der rote Saumur geöffnet hat, bleibt er zwar auf der leichten Seite, wird aber immer tiefer. In der Nase floral und duftig mit dem absolut typischen Duft von Johannisbeere und einem Hauch Paprika, etwas Sauerkirsche und Kräutern, dazu wenig Holz. Mit einem Tag Luft hat sich der Wein am Gaumen immens entwickelt. Nicht in Richtung Kraft sondern in Richtung Feinheit. Was zu Beginn wässrig war, hat jetzt Substanz und Stoff bekommen: das Tannin fühlt sich an wie eine Lage fein gerollter Filz, die Frucht ist frisch und hell, die Säure präsent und klar. Das ist ein herrlich duftiger Cabernet Franc und stilistisch eigenständig, mit einem ganz anderen Holzeinsatz als die Clos Rougeards aus Saumur-Champigny.

Den Wein gibt es bei Joachim Christ.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert