Es ist ja ärgerlich, wenn man sich für knapp 20 Euro ’ne Flasche Wein kauft – so dicke habe ich es jetzt auch nicht – und dann festellen muss, dass der Wein hinüber ist.
So am Freitag passiert. Mein bester Freund Holger war da und wir haben ein, zwei Weinchen getrunken.
Angefangen mit »Prinz zu Salm Dalberg’sches Weingut, Schloss Wallhausen Riesling Kabinett 2005«, Nahe, 9 % Vol. Alc. Den meine ich nicht mit der schlechten Erfahrung. Den fanden wir beide beeindruckend ob seiner fruchtig-süßen Opulenz. Ein Wein, den man als lieblich betiteln würde, wenn das nicht so herabwürdigend würde. Gut gemacht. Ein schönes Zusammenspiel von Säure und Frucht. Typische Rieslingnoten, etwas Rosen, saftige Melonen. Begeisternd! Um die 10 Euro im Bioladen, in diesem Fall bei Basics.
Als zweiten Weine habe ich ihm den 2004er Wagner-Stempel »Riesling vom Porphyr« aufgeschwatzt, dem Holger. AH! DA IST ER WIEDER DER WAGNER-STEMPEL! O.k. es ist das inoffizielle Wagner-Stempel-Weblog. Ich geb’s zu.
Also, ich meinte im Vorfeld zu ihm, dass das einer der besten Rieslinge bis 15 Euro sei, die er bisher getrunken habe, und ich glaube, der Meinung war er auch. Zumindest fand er ihn beeindruckend und das nicht wegen seiner vordergründigen Qualitäten, sondern wegen seiner Seele, die, so Holgi »ich zwar nicht verstehe, aber doch verehre«. Ein Wein, der nach warmem Stein schmeckt. Und nach viel mehr.
Der dritte Wein war dann die Enttäuschung, und das, obwohl ich mich so darauf gefreut hatte. Der »Vertente« 2001 von Dirk van der Niepoort.
Die Niepoorts sind eine Legende in Portugal und mittlerweile das einzige verbliebene Familienunternehmen, wo der Name der Unternehmung noch dem der Familie entspricht. Die Portweine sind ebenfalls eine Legende.
Und neben den Portweinen hat Dirk van der Niepoort seit einigen Jahren Weine von epischer Größe vinifiziert – zum Beispiel »Batuta«, »Charme« und »Redoma«. Daneben einen erfolgreichen 10 Euro-Wein namens »Fabelhaft«, der auch wirklich lecker zu trinken ist. Und in der Mitte der »Vertente«. Die Reben für »Vertente« kommen aus Weinbergen im Umkreis von 15 km rund um die Quinta de Nápoles im Tedo Tal (einem Seitental des Douro). »Vertente« besteht hauptsächlich aus Touriga Nacional, Tinta Roriz und Touriga Franca. Die Trauben stammen aus 15 bis 60 Jahre alten Weinbergen, die größtenteils gemischt bepflanzt sind. Der Boden ist reiner Schiefer. Aufgrund des sehr kargen Bodens und des hohen Alters der
Reben beträgt der Ertrag nur rund 25 Hektoliter je Hektar.
Soweit die Theorie.
In der Praxis war es ein Wein, der furchtbar nach Alkohol und Kleber stank und erst nach zwei Tagen in der Karaffe so weit trinkbar war, dass man etwas erkennen konnte. Was blieb, war der bemitleidenswerte Geschmack wahrhaft billigen Port-Fusels. Der Wein hatte leider gar nichts mehr mit dem zu tun, was er mal war und wie er in diversen Verkostungsnotizen beschrieben war. Schade. Wir haben dann einen Chateau Trois Moulis getrunken, einen ehrlichen, fast klassischen einfachen Bordeaux. Schmeckt frisch, erdig mit einer leichten, nicht störenden Säure. Das Richtige für den Ausklang mit eh schon zu viel Alkohol im Kopf.