Eigentlich wollte ich mich dort ja mit Holgi treffen, doch fuhr ich gestern mit Vater und Sohn an Spay vorbei und dachte, dass ich ja dann auch mal kurz dort halten könne, da mein Vater eh auch gerne Riesling trinkt.
Das war eine gute Entscheidung, denn der Herr Weingart ist praktisch restlos ausverkauft und das, obwohl Gault Millau und Eichelmann und so noch gar nicht erschienen sind. Wenn die erscheinen, gibt es bei Weingarts nix mehr zu holen. Also aus dem gesamten Angebot an trockenen und halbtrockenen Weinen gab es nur noch die »Schloß Fürstenberg Riesling Spätlese« trocken. Dann noch alle süss-fruchtigen und Auslesen, Trockenbeerenauslesen usw. Die Kabinettweine? Alle weg. Die Spätlesen aus den Bopparder Lagen ebenso.
Nun, es hätte schlimmer kommen können˛ denn den Fürstenberg möchte ich mal so beschreiben: Der Wein duftet nach frischem und eingelegten und kandiertem Steinobst in einem Mineralmantel. Er ist sehr saftig im Mund, dabei klar und mit viel Mineralität und feiner Säure. Der Wein hallt lange nach, er hat eine tolle Substanz und Balance.
Er kostet sage und schreibe 6,50 Euro und ich würde einmal behaupten, dass es einen solchen Riesling zu dem Preis eigentlich gar nicht geben dürfte und man ihn wohl auch anderswo nicht findet. Das ist zwar ziemlich hochgegriffen, aber ich habe schon so einiges aus dem Rheingau, aus Rheinhessen oder von der Mosel getrunken und denke, dass man für einen solchen Wein dort mindestens 11 Euro bezahlt.
Aber es ist nicht das Preis- Leistungsverhältnis, von dem ich hier schwärme, sondern die Raffinesse, mit der Florian Weingart diese Weine macht. Und er hat dies hinbekommen in dem so schwierigen Jahrgang 2006, wo viele andere Winzer ein wenig aufstecken mussten. Das alles ging natürlich auf Kosten der Menge und in der Tat konnte Weingart nur knapp halb so viel Wein verkaufen wie im Jahr davor. Trotzdem hat er die Preise nicht erhöht, obwohl er es – gemessen an der Qualität – durchaus ohne Weiteres gekonnt hätte. Das ist nett, sehr nett sogar und ich meine darin eine Liebe zum Wein und zu den Mitmenschen erkennen zu können.
Ich habe dann noch den Fürstenberg in seiner fruchtig-süßen Variante probiert. Das ist ein Wein, von dem ich genau ein Glas trinken kann, aber das ist so wie bei einem Stout. Dieses Glas ist perfekt. Und so also der süße Fürstenberg mit einer ähnlichen Kernobstkomponente mit etwas mehr Geschmack nach Kandiertem. Ein paar Gerbstoffe, genügend Mineralik und ein langer, süßer Abgang. Einfach schön!
Der Spätburgunder, barriqueausgebaut, ist in seinem ersten Jahr und das schmeckt man. Die Fässer sind noch jung und alles ist in diesen frischen Fässern ausgebaut. Dementsprechend schmeckt der Wein gegrillt. Da muss man wohl noch etwas warten, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht wegen der Roten im nächsten Jahr wieder bei Weingarts auf der Matte stehen werde, und zwar im Mai, wenn’s noch alles gibt. Bis dahin muss ich mich begnügen mit zwei Kartons Fürstenberg trocken und einem kleinen Fläschen »Bopparder Hamm Feuerlay« Riesling Auslese 2004, hochfein.
Spay gehört übrigens zum Weinabaugebiet Mittelrhein, liegt in einer der schönsten Landschaften Deutschlands, was man beim UNESCO-Kommitee auch irgendwann gemerkt hat, weshalb der dortigen Teil des Rheins komplett Weltkulturerbe ist. Neben Spay gehören Städte wie Boppard und Bingen dazu und natürlich auch die Loreley. Als Weinanbaugebiet ist der Mittelrhein eher Stiefkind.