Wie erwartet, war nun die Reihenfolge der zu probierenden Weine. Ich überspringe den Champagner, weil ich dazu nicht allzu viel sagen kann und ich gerade den Haut-Brion getrunken hatte, als der Champagner geöffnet und mir ein Glas angeboten wurde.
Das Weingut Emrich-Schönleber gehört seit vielen Jahren zu den weltbesten Erzeugern von urwüchsig-klassischen, authentischen Rieslingen. Werner Schönleber versucht äußerst sensibel und zurückhaltend das Beste aus seinen Rieslingen herauszuholen; aufwendige Boden- und Laubarbeiten, späte selektive Lese ausschließlich von Hand, kühle Spontangärung im Holzfuder und Edelstahltank sollen so klar wie möglich den parzellentypischen Charakter unterstreichen.
Ein klares Beispiel hierfür ist der mineralische Monziger Schieferboden und der Wein, der darauf gewachsen ist. Um es klar zu sagen: Dieses 2006er Große Gewächs wirkt noch sehr verschlossen. Ich habe nur erahnen können, was da mal in zwei, drei Jahren herauskommen wird. Jetzt schon aber findet sich eine zurückhaltende Fruchtigkeit, verbunden mit einer sehr feinen Mineralik. Da gibt es keine vordergründigen bombastischen Fruchtaromen, sondern das alles erschließt sich nach und nach. Ananas, Apfel und Pfirsich verweben sich im feinen, filigranen Mineral-Säurespiel. Dieser Wein erinnert mich an kleine, feine Tänzerinnen in den Gemälden von Degas. Nichts ist überschminkt, nichts ist übertüncht und geschönt, sondern es sind das ehrliche Leben und die harte Arbeit am Stil des Weines, die eine bezaubernde Leichtigkeit hervorbringen.