Nun ist es so, dass ich vor einem halben Jahr aufgehört hatte, Fleisch zu essen. Ich komme damit wunderbar zurecht und vermissen tu ich grundsätzlich auch nichts.
Vorgestern dann habe ich mit einem Freund zusammen einen Berghof in der Schweiz besucht, um mal wieder ein echtes Schweizer Käsefondue zu essen. Das Fondue war ausgezeichnet und ich habe gar nicht gewusst, dass man – obwohl schon ordentlich Kirschwasser im Fondue selber ist – das Brot vorzugsweise, bevor man es in den Käse tunkt, auch noch in einem Glas mit Kirschwasser sättigt. Nach einem Plausch mit dem Wirt wussten wir es. Wir haben gut geschlemmt und im See ist auch keiner von uns gelandet. Nun hatte es aber an diesem Wochenende Schlachtfest gegeben auf diesem Hof. Die Schweine waren nicht von weit her herangekarrt worden, sondern es waren die eigenen wenigen Hausschweine, die dort unters Messer gekommen waren, und geboten wurde neben Kotelett frische Blut- und Leberwurst. Der ganze Saal duftete am Samstag schon nach diesen Würsten und wir hatten das Gefühl, wir würden etwas verpassen, wenn wir nicht probieren würden.
Wir also am Sonntag noch mal hin. Bei der Kellnerin wollten wir dann eben diese Blut- und Leberwurst bestellen. Nun schien die Blutwurst schon aus zu sein und ich war kurzfristig enttäuscht; denn ich hatte mich den ganzen Tag seelisch auf Wurst eingestellt. Nach kurzer Zeit aber kam die Frau strahlnend aus der Küche zurück und meinte, es hätte dort doch noch zwei Blutwürste gegeben. Wir haben also bestellt, in Kombination mit Rösti, Sauerkraut und dunklem Bier – obwohl die Weinkarte gut war und erstaunlich viele Schweizer zum Essen, auch zu Pommes, Wein trinken. Deutlich mehr als bei uns.
Was uns dann vorgesetzt wurde, war das beste Essen, das ich seit langer Zeit zu mir genommen habe. Ich habe kurzfristig überlegt, ein Foto von den aufgeplatzten Würsten zu veröffentlich, aber das wäre ihnen nun wirklich nicht gerecht geworden und hätte unter Umständen beim ein oder anderen spontane Übelkeit verursacht, denn besonders fotogen sah das nicht aus.
Das Sauerkraut frisch aus dem großen Topf mit leicht nussigem Geschmack und feiner Säure. Die Würste, speziell die Leberwurst, so frisch, dass sie hätten vom Teller hüpfen mögen, prall gefüllt mit Kräutern, Gewürzen, Träubchen … Und Rösti können sie eh, die Schweizer.
Vertragen habe ich es auch gut, da war ich mir ja nicht so sicher, von Null auf Hundert musste der Magen was ertragen. Und bereut habe ich den kleiner Abstecher erst recht nicht. Was wäre das Leben ohne Ausrutschter, ohne situationsbedingte, spontane Inkonsequenz?