Gestern gab’s südfranzösische Weine mit ein wenig authentischem Slowfood. Speziell ich wollte ja sehr gerne meine Sofa-Weinreise fortsetzen und hatte dann eingeladen zu:
Chateau de la Negly, Brise de la Mer 2005, eine Cuvée aus Granache Blanc, Clairette und Rousanne
Domaine des Perrières, Ansata 2003, eine Cuvée aus Syrah, Merlot, Grenache
Pierre Clavel, La Copa Santa 2005, eine Cuvée aus Syrah, Grenache, Mourvèdre
Dazu hatte ich einen Salat gemacht mit warmen Paprikas und Sardinen in einer Senf-Vinaigrette sowie eine Tarte mit verschiedenerlei Pilzen, Lorbeer, Thymian und Ziegenfrischkäse.
Die Brise de la Mer erinnert stark an weißes, mit Butter gesättigtes Toast, auf das jemand eine Schicht Birnenquark geschmiert hat (und der Birnenquark im Speziellen erinnert an den leicht unnatürlichen Geruch von Fruchtzwergen der ersten Generation). Trotz des Fruchtzwerggeruchs fanden wir das sehr einladend, dummerweise wird dieses Geruchserlebnis nicht durch ein entsprechendes Geschmackserlebnis unterstützt. Da bleibt der Wein einigermaßen nichtssagend. Er schweigt und schweigt und lässt sich auch im Dekanter nichts entlocken und die Zeit heilt da auch keine Wunden – am nächsten Tag ist es nicht besser. Die Qualität, würde ich mal behaupten, bleibt weit hinter der der Rotweine zurück.
Derweil besticht der Ziegenkäse, den ich statt Räucherspeck – so wird es wohl im Original kredenzt – als Gegenpol zum Thymian in die Tartefüllung gemischt hatte und den ein etwas ausgeprägterer Weißwein wunderbar hätte unterstützen können. Na ja. Nehmen wir stattdessen den Ansata.
Marc Kreydenweiss ist eine Institution im Elsaß, die Domaine Kreydenweiss wird in der 22. Generation geführt, das Gut arbeitet komplett bio-dynamisch und erzeugt werden sehr terroirgeprägte Rieslinge, Pinot Gris und Gewürztraminer von teilweise fantastischer Qualität. Deshalb war ich gespannt, was Kreydenweiss wohl in Südfrankreich erzeugen würde und das, was da aus dem Dekanter strömte, versprach viel.
Wir mussten die Nase gar nicht direkt über die Öffnung halten, es genügte, den Dekanter auf den Tisch zu stellen, und es roch nach Kirsche, Brombeeren und morschem Holz™, vermischt mit ein wenig südlichen Kräutern. Am Gaumen die gleichen Aromen in deutlich abgeschwächter Form. Dazu kamen starke Tannine und eine Säure, die lange nachhielt. Auch hier: Was der Wein verspricht, kann er erstmal nicht halten. Ich hatte die Hoffnung, dass er sich im Laufe des Abends entwickeln würde. Tat er erstmal nur geringfügig und wir waren ein wenig enttäuscht. Nun, einen Tag später schütte ich ihn noch mal ins Glas. Wieder dieser wunderbare Geruch und – im Mund ganz anders als gestern. Weich, rund, die Säure wunderbar eingebunden, ebenso die Tannine. Heute würde ich denen zustimmen (Eichelmann etc.), die dem Wein eine Note über 90 gegeben haben, und es macht wohl Sinn, dem Wein noch seine Zeit zu geben und ihn erst in vielleicht zwei Jahren wieder hervorzuholen.
Das gilt auch für den Copa Santa. Der 2005er ist noch viel zu jung. Der Wein ist noch eingermaßen verschlossen, noch zu starke Säure und Tannine. Am zweiten Tag merke ich, dass er sich ein Stück weiter geöffnet hat, und wenn ich in den schummrigen Raum schaue, der hinter der Tür liegt, dann erfahre ich eine jetzt schon angenehme Verbindung von Thymian, geröstetem Kaffee, Wildbeeren und Mineralen. Bin gespannt, was sich in zwei, drei Jahen tun wird.
Bis dahin werde ich Cado trinken. Aber dazu später mehr.
Mir läuft das Wasser im Munde zusammen… 🙂
🙂
Das machen wir auch mal, gell?
Aujaaaa 🙂
also. ich weiß ja nicht so recht, was ich sagen soll: aber ich bin begeistert von der verkostungsnotiz.
wir arbeiten derzeit an einer erweiterung der sortenreinen obstsaft-serie um haschberg-holundersaft, “haus-zwetschge” pflaumensaft und “konstantinopeler apfelquitte” quittennektar (alle ab sommerkatalog bei manufactum). ich würde mich freuen, auch dazu verkostungsnotizen – vielleicht gemeinsam in bonn – anzufertigen.
trotz gemeinsamer kita: gruß und damit verbunden herzliche einladung bei uns in bonn auf verkostung.
peter van nahmen (0172 525 2452)
p.s. an der homepage arbeiten wir übrigens gerade.
[…] Rahmen der letzen Weinrallye habe ich ja schon den Cado, eine Zeit vorher den Copa Santa vorgestellt. Nun also den Rosé der gleichen Domaine. Und ich muss sagen, das dieser Monsieur […]