Gestern ging ich hier um die Ecke nach langer Zeit mal wieder in den hiesigen Feinkostladen, um zwei Stücke Käse zu kaufen. Oft bleibt mir ja bei solchen Gelegenheiten was an den Fingern kleben – und das sind nicht unbedingt saure Drops.
In diesem Fall waren es zwei Flaschen Apfelsaft der Privatkelterei van Nahmen aus Hamminkeln. Natürlich hat mich schon die Optik und die suggerierte Besonderheit der Säfte angesprochen, darüber hinaus aber sind die van Nahmens trotz des Hamminkelschen Betriebes in Bonn ansässig und die Kinder gehen mit meinem Sohn in die gleiche Kita. Dass sie in Saft machen, wusste ich, Produkte hatte ich indes noch nie gesehen.
Die Rote Sternrenette gehört seit langer Zeit zu meinen Lieblingsäpfeln. Allein die Farbe der Schale, wie zu vermuten rot, die sich aber ins Fruchtfleisch hineinzieht bis zum Kerngehäuse. Man sieht es hier sehr schön. Auf Grund der tiefroten Schale war die Sternrenette früher der ideale Weihnachtsapfel, zumal er sich als Lagerapfel bis März hält. Man sieht ihn leider nur noch selten und EU-Normen geben der Vielfalt kaum noch Raum. Dabei hat er eine so schöne feine, würzige Frucht mit nur leichter Säure.
Der Saft, den die Kelterei abgefüllt hat, schmeckt ebenso. Sehr weich, sehr runde Frucht, ganz leicht säuerlich, fast schon konzentriert. Abgefüllt in 7.409 Flaschen bei 54 Oe und 8,9 g.S./L.
Allgemein nur Boskoop genannt, ist der Schöne von Boskoop 1856 als Zufallssämling eines Wildtriebs entdeckt worden, hat sich auf Grund seiner Widerstandskraft und Geschmacksfülle schnell durchgesetzt. Auch der Boskoop ist ein beliebter Einlagerungsapfel und im Keller meiner Oma lagen die Regale voll, damals *seufz* als noch Kartoffeln gelagert wurden und Äpfel und Eingemachtes in großen Gläsern stand. Eine Geschmacksvielfalt, die ich gerade noch erleben durfte in den Ferien bei meiner Großmutter, mein Sohn aber schon nicht mehr erschmecken können wird. Denn wie groß ist doch der Unterschied zwischen einem Glas eingeweckter Supermarktkirschen und den selbst gepflückten und selbst eingeweckten aus den alten Kellern?
Als ich nun die Flasche Apfelsaft vom Boskoop aufmachte, entströmte ihr ein Duft, den ich zuletzt erlebt habe bei einem Saft vom Schloss Wissen, da gab es früher noch diese handgemachten Säfte, auch das lange Vergangenheit …
Dicklicher Saft, also wirklich Saft, nicht Wasser mit Geschmack, stark nach Boskoop riechend mit einem Hauch von Birnenaroma und nur ganz leichter Säure in der Nase. Im Mund dann mehr Säure, aber weniger, als man von einem Biss in den frischen Apfel gewohnt ist. Wunderbar! 5.184 Flaschen, 50ºOe mit 7,9 g.S./L.
Wenn es Weine wären und ich würde bewerten, würde ich sagen: 95+
Schade, dass die Kelterei so überhaupt nicht über’s Internet zu erreichen ist – ich hätte mir gerne ein Pfropfreiser von der roten Reinette bestellt und auf einen meiner wilden Apfelbäume gepfropft.
Die wachsen vermutlich besser, als manufactum Lebendpflanzen auf wuchsschwacher Unterlage, die aus dem hohen Norden in unser trockenes Mittelmeerklima verpflanzt würden…
Tolle Verkostungsnotiz, auch mindestens 95+ , wenn du willst, darf’s aber auch ruhig ein Pünktchen mehr sein:-)
🙂
Stimmt, im Internet sind die gar nicht zu finden. aber anrufen kann man unter 0049.2852.5335
Versuch’s doch mal. vielleicht sind sie ja so nett und schicken dir einen Pfropfreiser.
sie haben aber jetzt eine seite. http://www.vanNahmen.de
Nachdem Herr van Nahmen zufällig über meinen Beitrag gestolpert war als er den Namen seiner Firma bei Google eingab und sah, dass ich auch solche Dinge mache haben wir uns zusammengesetzt und eine Seite gestaltet und mit Inhalt befüllt.
[…] war, dass der Besitzer Peter van Nahmen zwei Tage später durch Zufall im Internet über meinen Weblog-Eintrag gestolpert ist und dies zum Anlass genommen hat, mir auch die anderen sortenreinen Säfte zukommen […]