Gestern gab’s Bordeaux vom Heiligen Julian, dazu im Vergleich etwas von einer sehr kleinen neuseeländischen Insel und zum Schluss zum Käse und etwas Süßes.
Konkret hat das Château Lagrange 2001, Saint Julien, den Stonyridge, Waiheke Island 2001 von Larose deutlich nach Punkten hinter sich gelassen. Stonyridge könnte nach Geruch auch ein Johannisbeerwein sein, so dicht strömt es aus dem Glas. Hinzu kommt etwas, das mich entfernt an Chillisoße aus der Pommesbude erinnert – und an Kapern, aber so ganz konkret fassen kann ich das nicht. Ich hätte gemeint, dieser Wein bestünde einfach mal zu hundert Prozent aus Cabernet. Hätte ich nicht gewusst, dass da nur 56 % Cabernet, 15 % Petit Verdot, 11 % Merlot, 9 % Malbec und 9 % Cabernet Franc drin sind. Das steht nämlich auf dem Etikett. Aber merken tut man’s nicht.
Der Wein ist gut ausbalanciert, aber überhaupt nicht dicht, hat nicht das Dunkle, das Feste, das häufig erscheint, wenn Petit Verdot untergemischt wird. Eher mittlerer Körper, der schnell sein Alter zeigt und zerbrechlich wird. Der Wein baut keinen Druck auf, ist nicht allzu lang und wird schnell vergessen. Insgesamt eher ein wenig müde und eindimensional.
Monsieur Lagrange wartet mit 65 % Cabernet, 28 % Merlot und 7 % Petit Verdot auf und, wenn ich die beiden Gläser nebeneinander halte, bin ich fast sicher, dass dies der Wein von der anderen Seite der Welt ist. Stimmt aber nicht. Er tut nur so. Neue Bordeaux-Moderne, die nach Pflaume duftet und Brombeere, dazu nach Toast und getoastetem Holz. Insgesamt erdig schwer, dunkel, leicht süß.
Im Mund wird er deutlich dunkelschokoladig und süß. Ein wenig Kirsche gefällig? Die Tannine und Säuren finden sich ein und geben ein rundes Bild von einem einigermaßen modernen, in sich ruhenden feinen Bordeaux, der mir allerdings ein bisserl zu wenig eigenständigen Charakter zeigt.
Zum Käse gibt es das Beste vom Château Suduiraut des Jahrgangs 2002. Ein kleines Fläschchen, das viel zu schnell zur Neige geht, wo doch so viel passender Käse da ist. Blauschimmel, ja, aber viel besser der Deichkäse von der Nordseeküste.
Der passt wunderbar zu Honig und Honig und Honig. Und frischer Aprikose. Und kandierter Aprikose. Und Banane. Und Karamel, Toffee … Ach. Was soll man da noch sagen bei so viel Süße und Frucht und dieser enormen Frische, die das Überbordende harmonisiert? Legt euch Süßwein in den Keller, so lange man ihn noch bezahlen kann …