Eigentlich wollte Clemens Busch vor allem trockenen Riesling produzieren. Daran hing und hängt sein Herz. Wirklich bekannt, in gewisser Weise berühmt geworden ist er aber vor allem für seine edelsüßen Qualitäten. Ob im Eichelmann oder Gault Miliau (99 Punkte für die TBA 2007 aus der Pündericher Marienburg), ob Wein-Plus oder Stuart Pigott. Alle haben sie ihn längst entdeckt und er wird gefeiert.
Der Botrytisbefall sucht die Hänge der Marienburg erst seit etwa einem Jahrzehnt heim und so sind diese edelsüßen Weine eigentlich noch ein Novum im Keller des Ehepaars Busch.
Nach einer ausufernden Käsepause, in der es einen opulenten, botrytisschwangeren 2006er Riesling aus der Marienburger Falkenlay zu verkosten gab, läutete der Riesling vom roten Schiefer 2007 die fruchtsüßere Riege ein. 13 Gramm Restzucker als Basis für einen relativ zurückhaltenden würzig-mineralischen, harmonischen Wein.
Der Fahrlay aus der Marienburger Ersten Lage. Eine Spätlese vom blauen Schiefer mit einer dichten Nase aus hellen Früchten mit leichter Würze. Feine Säure, viel Minerale – muss ich es immer wiederholen? Die Weine, alle Weine strotzen mehr oder weniger davon. Aber wie unterschiedlich wirkt sich die Farbe, die Beschaffenheit des Schiefers aus? Der Blaue hier führt zu deutlicher Astringenz – hat dafür aber auch schon einiges an Schmelz, was den Wein jetzt schon in jungen Jahren sehr rund wirken lässt.
Der Falkenlayer Riesling aus der ebenfalls Ersten Lage wirkt dagegen viel dunkler als der helle Fahrlay. Er ist deutlich würziger – grauer Schiefer – noch heftigere, ungezügelte Mineralität, Steinobst, eingemachtes Steinobst, etwas Botrytis, 20 Gramm Restzucker und auch hier viel Schmelz. Für mich im feinherben Segment der Wein des Abends, den ich in den Keller legen möchte, um zu sehen, was in den nächsten Jahren passiert.
Die beiden edelsüßen Weine bildeten dann den dritten Teil des Abends. Die Auslese aus der Ersten Lage Marienburg vom roten Schiefer wirkt zunächst fast noch ein wenig plump, weil sie noch zu sehr nach Aprikosenmarmelade schmeckt. Dabei aber ist sie sehr frisch mit klarer Säure und Mineralen. Dazu wirkt sie etwas staubig mit ein wenig leichtem Hagebuttentee. Staubiger Hagebuttentee? Wo führt das hin? Nun, ernsthaft kann ich nur sagen: Finger weg und liegen lassen und in zehn Jahren wieder hervorholen.
Das gilt auch für die in halbe Flaschen gefüllte 2006er Auslese vom Marienburger Rothenpfad. Auch wenn diese schon ein wenig, ein wenig offener und reifer wirkt, kann man auch hier nur erahnen, wohin der Weg führen wird. Im ersten Moment der Geruch von verbranntem Gummi, ganz leicht und er verfliegt schnell. Dann kommen Karamell und Rosinen und Steinobst und schwarzer Tee. Cremig und schmelzig ist der Wein und ein schöner Abschluss für diesen Abend.
Clemens Busch hat viel erzählt und zum Schluss hat er trotz der Tatsache, mitprobiert zu haben, einen trockenen Mund. Sehr kurzweilig war es mit ihm und beeindruckend, weil er genau weiß, was er in seinem Metier will. Und beindruckend war das schöne Ambiente im Bordeaux-Keller von Fegers & Berts allein schon auf Grund der Güte und klar eigenen Stilistik der Weine von Busch. Er bleibt eindeutig einer meiner bevorzugten Winzer in Deutschland.