Es ist noch nicht so sehr lange her, als man praktisch nur einen Wein von den Hängen des Duer kannte. Es war Vega Sicilia. Ein Mythos. Noch immer. Aber neben diesem teuren Mythos gibt es mittlerweile noch eine ganze Menge anderer außerordentlicher Weine wie den Flor de Pingus von Peter Sissek, die Bodegas Aalto usw. Die Qualität dieser Weine wurde früher unter anderem von der Traubenqualität der Reben von Pedro Cuadrado mitbestimmt. Dieser besitzt 47 ha in bester Lage. Er macht nicht viel Aufhebens um sich und seine Weine, aber was er erzeugt, ist einerseits teuer und herausragend – der Wein heisst Nebro, die Flasche kostet an die 200 Euro und er hat für diesen Wein schon in drei Jahrgängen 98 Punkte von Parker bekommen – andererseits keltert er einen Wein namens Finca Villacresces. Der ist mir zum ersten Mal vor Jahren in einer Sendung von Gary Vaynerchuk aufgefallen. Dieser war schier aus dem Häuschen über diesen Wein und das ausgezeichnete Preis-Leistungsverhältnis (ca.25 Euro). Skeptisch war ich, hatte ich doch damals viel zu viele iberische Marmeladenweine probiert, die genauso angepriesen worden waren, wenn auch nicht von Gary. Ich war damals vom 2003er ähnlich begeistert wie Mr. Vaynerchuk.
Nun habe ich zum ersten Mal einen 2004er aufgemacht. Das ist ein herrlicher Wein. Der Wein hat für mich etwas Ähnliches wie Pontet-Canet im Paulliac. Preislich deutlich unterhalb der Top-Range, bieten beide Weine einen unglaublichen Genuss für ihr Geld, wobei man das qualitativ wiederum nicht ganz vergleichen kann; denn dieser wunderbar harmonische Kraftprotz der Tesserons im Bordeaux spielt doch noch mal in einer anderen Liga.
Dieser Wein riecht nach frischer, leicht mit Vanillezucker gesüßter Sahne mit etwas Kirschen. Er riecht weich. Mann könnte davon ausgehen, dass er nicht mehr ist als ein flauschig weicher Kuschelhase™. Stimmt aber nicht. Zum Schluss finden sich noch ein paar Röstaromen in der Nase und überhaupt ist der Wein dann ein ganzes Stück komplexer als die buttrig weiche Nase vermuten lässt.
Er schmeckt sehr rund, mit Aromen von Kirschen, schmelzender Schokolade, leicht geröstetem Holz und einer Spur Vanille. Dann offenbart sich das Säuregerüst und gibt dem Wein die Balance. Herrlich rund, frisch, fruchtig, angenehm voluminös und überaus elegant kommt er daher. Das Einzige, was ich ihm vorwerfen könnte, ist, dass er ein wenig schnell verschwindet nach meinem Geschmack.
Ich hatte das grosse Glück mir gleich 24 Flaschen davon im Keller zu bunkern können. Einige Flaschen habe ich gleich mal versteckt denn die werde ich wohl erst in fünf oder sechs Jahren öffnen.
Den 2005er habe ich auch gebunkert, er kommt aber nicht ganz an den 2004er heran.
Übrigens soll der Finca Villacreses 2004 sogar auf der spanischen Hofkarte offeriert werden. Wenn man ihn einmal genossen hat, dann versteht man auch warum dies so ist.
Für mich ist der Finca Villacreces grosses Kino!
Fast schwarz in der Farbe, ein wunderschönes Bouquet und am Gaumen weich und rund, mit herrlich frischer Frucht, leichter Säure und wie Sie es auch schreiben, überaus elegant.
Für einen Ribera del Duero dieser Klasse ist er noch dazu sehr preiswert und, wie ich finde, wirklich jeden Cent wert.
Ich mag diese modernen spanischen Weine, bei denen die Frucht und nicht das Holz im Vordergrund stehen, ganz besonders gerne.
Also, wer den Wein noch ergattern kann, unbedingt zugreifen und geniessen!
Dass der 2004er auf der Hofkarte stand, habe ich auch gelesen. Ich mag den 2004er ebenfalls sehr. Bei aller Frucht und Weichheit hat er eine sehr schöne Frische, das tut den Weinen sehr gut und hebt sie von vielen ab, die mir deutlich zu überbordend marmeladig sind.
Ganz schön ist auch der kleine Bruder, der Pruno.