Alvaro Palacios gehört gemeinhin zu den wichtigen modernen Vertretern der spanischen Weinelite. Ähnlich wie Telmo Rodriguez ist er mittlerweile in vielen Teilen des Landes unterwegs, er ist derjenige, der L’Ermita abgefüllt hat und so das Priorat aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat. Es gibt also eine Aura, einen Nimbus. Zudem wird, was ich ja durchaus schön finde – wiederum ähnlich wie bei Telmo Rodriguez – auf die Flaschenausstattung erhöhter Wert gelegt, ebenso auf die biodynamische Anbaumethode. Das ist alles sehr schön. Und das, was im Bierzo sein Cousin zusammen mit ihm macht, gefällt mir auch durchaus.
Nun habe ich also mal zwei Vertreter seines Weingutes im Rioja probiert. Ich bespreche sie zusammen, weil mir zu den Weinen gar nicht viel einfällt, außer dass sie ohne Fehl und Tadel sind. Runde schlanke moderne Weine. Der eine gealtert und etwas tiefer, etwas konzentrierter, der andere jugendlich frisch, beide mit mittlerem Körper. Geschmeidig. Ja, das ist es. Geschmeidige Weine.
Beide kann man immer weiter trinken, jedem Gast werden sie gefallen. Ungwöhnlich der dominierende Anteil von 55 % Garnacha, im Rioja eher unüblich, dominiert dort doch Tempranillo. Palacios: „Sie ist die typische und authentische Rebe für unsere Region hier. Garnacha ist Natur und Geschichte, ist wie verzaubernde Musik.” Ist aber irgendwie eher Popmusik, Fahrstuhlmusik, würde mein Vater sagen.
Erstaunlich ist, wenn es stimmt, was der Brüsseler Weinhändler mir zum La Vendimia gesagt hat, dass dieser Wein tatsächlich bei Sarkozys Festmahl zum 14. Juli gereicht worden sei, was natürlich wiederum daran liegen mag, dass Sarkozy erst mal all das mag, was von außen hübsch und verführerisch aussieht. Aber das ist eine Unterstellung – und ein anderes Thema.
Zum Schluss frage ich mich nur, was diese Weine mit Rioja zu tun hatten. Mir fällt nichts ein.