Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich bei pivu einen Artikel über die Rückbesinnung des Deinhardschen Weingutes auf alte Werte und alte Namen gelesen und habe mich spontan dazu entschlossen, mir ein Probierpaket des Winningschen Weingutes zu bestellen. Die Flaschenausstattung ist ausgezeichnet. Schwere dunkle Flaschen tragen ein auf hochwertigem Papier gedrucktes Gold mit feiner Prägung. Die Machart der Weine, Spontanvergärung, Verzicht auf Filtration, extreme Selektion der Trauben deutet darauf hin, dass der neue Besitzer in die Spitzenliga der deutschen Weingüter zurückkehren möchte.
Den ersten Wein, den Deidesheimer Paradiesgarten fand ich durchaus bemerkenswert in seiner traditionellen Machart. Ich mag diese Weine. Mein Weblog in der neuen Gestaltung hat damals genau mit einem solchen Wein, dem Ruppertsberger Reiterpfad derer von Bürklin-Wolf und einem entsprechenden Artikel in Marion Scheuermanns Büchlein Wein und Zeit begonnen.
Die drei Weine, die Siggi und ich geöffnet haben, waren jeder auf seine Art noch nicht wirklich überzeugend. Ein seltsamer Weinabend. Den 2006er Halenberg von Emrich-Schönleber, den wir gleichsam als befriedigendes Gegenstück zu unserer Enttäuschung konsumieren wollten, hat uns ebenfalls nicht überzeugt, zu deutlich stachen die Alterungsnoten hervor, zu schnell verabschiedete er sich vom Gaumen, während der Ruppertsberger Reiterpfad, der uns von den Dreien noch am wenigsten zugesagt hat und von dem mehr als die Hälfte in der Flasche geblieben ist, am nächsten Tag deutlich angenehmer geschmeckt hat.
Weingut von Winning, Ruppertsberger Reiterpfad, Riesling trocken 2008
Lediglich 1.000 Flaschen hat man abgefüllt von diesem Riesling, der auf einem Bett von Buntsandstein und Kies gewachsen ist. Der Wein wirkte auf uns allzu stark säurebetont mit einem stark gemüsigen Einschlag und einem Mangel an Frische und Würze.
Diese Würze und Mineralität kam über Nacht noch mal deutlicher in den Vordergrund. Da hat anscheinend das Karaffieren, man nennt es wohl so, nicht weitergeholfen. Sehr viel Zeit brauchte der offene Wein, nicht nur Luft.
Weingut von Winning, Forster Ungeheuer, Riesling trocken, 2008
Tiefer als der Ruppertsberger kommt der Riesling aus der altehrwürdigen Forster Lage daher. Cremiger, würziger mit einem Hang zur Nelke in Verbindung mit Aprikosen. Aber auch dieser überzeugt uns nicht. Da ist zu wenig Kraft, zu wenig Frische vor allem. Natürlich merkt man ihm eine Verschlossenheit an, die ich auch von vielen Bürklin-Wolfschen Weinen kenne. Die brauchen oft sehr, sehr viel Zeit. Aber das scheint mir nicht das einzige Problem zu sein.
Weingut von Winning, Deidesheimer Grainhübel, Riesling trocken 2008
Es gibt Kenner die behaupten, dass diese knapp 7,5 Hektar kleine Lage mit zu den besten Riesling-Lagen überhaupt gehört. Im Untergrund findet sich ein urzeitliches Kalksteinriff mit feinsandiger Lößauflage und mergeligem Kies, welcher früher auch Grien oder Grain genannt wurde.
Dieser ebenfalls unfiltriert und spontanvergorene Riesling zeigte sich noch rastlos, noch verschlossen mit einer leichten Veränderung während des Abends in Richtung Opulenz. Ein wenig. Es zeichnet sich eine eigene charaktervolle Mischung aus Gewürzen, Gemüsigem, Floralem und Fruchtigen ab, die man durchaus verfolgen sollte. Ein Wein für die nächsten Jahre, dem das Rückgrad erst noch erwachsen muss.