Ich weiß gar nicht, wann ich zum ersten Mal einen Wein von Ilse Maier getrunken habe. Es wird so Anfang bis Mitte der Neunziger gewesen sein. In der Weinabteilung des Bioladens meines Onkels gab es einen Grünen Veltliner vom Hohen Rain und einen roten Zweigelt vom Ried Richtern. Beide Weine habe ich immer ausgesprochen gerne gemocht. Die Qualität, so hatte ich das Gefühl, wurde immer besser und, so schien es mir, der Name Geyerhof auch immer bekannter. Das musste man ja tatsächlich in den Neunzigern erst einmal schaffen: aus der Bioecke rein in den anerkannten Qualitätsweinbau. Fast alle dieser Weinbauern wie Ilse Maier oder Clemens Busch, die früh begonnen haben, auf Herbizide und Pestizide im Weinbau zu verzichten (ich weiß, es gehört noch viel mehr dazu, aber ich stelle es mal gerade etwas verkürzt dar), galten ja in Zeiten, als die meisten noch wie die Irren gespritzt haben, als ziemlich verschroben und auch die meisten Kritiker haben diese Leute erst mal schlicht ignoriert. Heute ist es anders. Heute, so las ich vor kurzem, schreiben Winzer schon biodynamisch drauf, auch wenn es gar nicht drin ist – weil es en vogue ist und sich besser verkauft, so scheint es.
Ilse Maier aber arbeitet aus Überzeugung so und das seit vielen Jahren. Und sie steht in einer Reihe mit anderen Winzerinnen wie die noch bekanntere Elisabetta Foradori. Liegt bei ihr aber der Fokus auf dem roten Teroldego, ist es bei Ilse Maier umgekehrt. Auch wenn der Zweigelt ausgezeichnet ist, sind es doch die Weißen, der Grüne Veltliner und der Riesling, an denen ihr Herz hängt und für die sie bekannt geworden ist.
Wenn ich den noch jungen 2008er Riesling vom Kirchensteig, der neuen Einzellage des 15 ha großen Geyerhofs, verkoste, dann weiß ich, warum das so ist. Das ist ein ganz fein gewirkter, zunächst zurückhaltender Wein, der mit leichten Pfirsich-, Honig- und Pfeffernoten in der Nase kaum verrät, was sich am Gaumen offenbart.
Und das ist vor allem die dem Wein jetzt schon innewohnende Eleganz und Dichte. Auch hier Pfirsichnoten, dazu Apfel und Blüten mit etwas Kräutern, Mineralität und eine feine 11-Gramm Restsüße bei 12,5 % Alkohol. Er wirkt jung und gereift zugleich, jung in seiner Frische und noch leichten Verschlossenheit, gereift in seiner Eleganz. Dieser Wein dürfte in zwei Jahren noch heller strahlen.