VDP Tour Grosses Gewächs in Köln

Vorgestern waren wir in Köln. Genauer gesagt im Vintage. Dort bot der Verein der Prädikatsweingüter (VdP) Fachpublikum von 14 Uhr bis 17 Uhr die Möglichkeit, die Großen Gewächse von der Nahe, aus Rheinhessen, aus der Pfalz und von der Ahr zu verkosten. Wir dachten, wir kommen mal sehr pünktlich, letztes Mal war es ja so voll und da wird es dann schwierig, konzentriert zu verkosten. Um zwei Uhr hatten wir unser Glas und unseren Notizblock auf einen der Stehtische gelegt und begannen, die GGs von Bassermann-Jordan zu begutachten.

Zehn Minuten später standen auf der anderen Hälfte des Stehtisches sechs Gläser einer Gruppe von Weinliebhabern, die ganz natürlich zunehmend den Stehtisch okkupierten, weil neben den sechs Gläsern auch noch Platz für die drei Blöcke sein musste. Dazu standen dort eine Flasche Wasser, ein Spucknapf und zwei Kerzen, die immer wieder angezündet wurden, nachdem wir sie, weil störend, ausgeblasen hatten.

vintage_2010

Weitere zehn Minuten später war die untere Etage des Vintage zum Bersten gefüllt, ich vermisste schmerzlich meine Ohrenschützer und leichtere Kleidung. Die kleinen Spucknäpfe, ich habe insgesamt 12 gezählt für ca. 600 Leute, waren alle Nasen lang voll, verschwanden dann zwecks Entleerung oder wurden, während wir uns einen Wein vom nächsten Winzer holten, einfach entwendet, weil man sie woanders brauchte. An die ausgestellten Weine kam man kaum noch heran, weil viele während der Verkostung der verschiedenen Lagen einfach penetrant vor den Winzertischen herumlungerten, statt sich in die Tiefe des Raums zurückzuziehen.

Es dauerte nicht lange, bis wir den Eindruck hatten – was von zahlreichen Äußerungen untermauert wurde –, dass viele eh nur zum Saufen da waren.

In der oberen Etage war es zwar dann ruhiger, dafür hatte man sich den Witz einfallen lassen, in der offenen Showküche so was wie Lauchkuchen zuzubereiten. Lauch! Jenes Gemüse, das bekannt dafür ist, eine fantastische olfaktorische Symbiose einzugehen mit filigranen Rieslingen aus Rheinhessen.

Auch oben bildeten sich zunehmend Gruppen von Menschen – die Anzahl an Frauen in Dreiergruppen mit ähnlichem Aussehen: Polo-Ralph-Lauren-Bluse, blondiertes Haar, Sonnenbankbräune mit Cremeschimmer war auffällig hoch –, die eher zum, sagen wir mal, Lustwandeln vor Ort waren. Bei uns am Tisch stand ein urkölsches Paar, welches sich von Minute zu Minute immer schwerer auf dem Tisch abstützte, während abwechselnd neue Getränke geholt wurden, wobei sich der Aktionsradius zunehmend verringerte.

Ach so, ja. Nach anderthalb Stunden haben wir die Veranstaltung dann verlassen. Es waren wirklich schöne Weine dabei, glaube ich.

Vielleicht sollte man das Konzept der Tour noch mal überdenken. Nur so, als Anregung.

6 Kommentare

  1. Das Konzept ist schon ok, eventuell die Location ungeeignet? Auf der gleichen Veranstaltung im Hotel Jacob in Hamburg war es zwar auch voll, aber das verteilte sich in den weitläufigen Räumlichkeiten. Meist war Zeit für ein Gespräch mit den Winzern, jeder Winzer verfügte über einen Tisch, auf dem ein Spucknapf stand (so sollte es ja auch sein, oder!?).

    Einziges Manko: unmöglich in so wenigen Stunden so viele Weine zu verkosten, und dabei noch mit Bekannten und Weinmachern zu klönen…

  2. Ja vielleicht. Ich denke, es würde mehr Sinn machen, wie sonst auch üblich, drei Stunden Fachpublikum einzuladen und danach offen zu gestalten. Und das meine ich überhaupt nicht arrogant. Aber wenn man sich durch Guppen von Leuten schlagen muss die sich mit Großen Gewächsen eine antrinken macht das keinen Spaß mehr.

    Die Winzer hatten in Köln meist keinen eienen Spucknapf und wenn du dich mit Ihnen unterhalten wolltest hast du den Rest davon angehalten, an den Tisch zu bekommen.

  3. Hallo, also in München im Hotel Königshof herrschte eine sehr professionelle Atmosphäre, es war auch nicht so viel los, so dass man mit jedem Winzer problemlos sprechen konnte.

    Gruß Christian

  4. vinozeros

    “Jenes Gemüse, das bekannt dafür ist, eine fantastische olfaktorische Symbiose einzugehen mit filigranen Rieslingen aus Rheinhessen.”

    Bezieht sich dies jetzt speziell auf rheinhessische Rieslinge?

    Grüße

  5. Hö hö. Nein, aber während auf der unteren Ebene Weine aus der Pfalz, von der Nahe etc. präsentiert wurden standen auf der oberen Ebene die Rheinhessen und die Burgunder von der Ahr im Dunst des gezwiebelten Gemüses.

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