1972 begannen der gerade ausgebildete Anwalt Jayson Pahlmeyer und sein bester Freund John Caldwell eine Passion auszuleben die darin bestand, einen Kalifornischen Mouton zu produzieren. Es waren zwei begeisterte Bordeauxtrinker die hier ans Werk gingen. Zutaten waren zum einen die vermeindlich nicht gerade von der Natur begünstigten Weinberge aus dem Bestand des Weingutes Caldwell, zum anderen aus Frankreich importierte Bordeauxklone und schließlich eine Menge Optimismus.
Gegen alle Widerstände und hämische Kritik entstanden Weine, die nach nur wenigen Jahren ungläubiges Staunen hervorriefen. Der erste Jahrgang des Proprietary Red erhielt aus dem Stand 94 Punkte von Robert Parker. Von nun an gaben sich Weingrößen und Winemaker wie Helen Turley, Randy Dunn, Michel Rolland und Erin Green die Klinke in die Hand, um das Projekt zu fördern und zu unterstützen und nicht zuletzt der teuerste und wohl beste Spezialist für Weibergsmanagement und selber 100 Punkte-Parker-Preisträger, David Abreu, legte neue Weinberge an. Mit wachsendem Erfolg hielten auch Rebsorten wie Pinot Noir oder Chardonnay Einzug in das Portfolio der Winery. Der Merlot Pahlmeyer gehört heute zu den am höchsten dekorierten Weinen dieser Rebsorte.
Der 1997er besteht aus 73% Cabernet Sauvignon und 17% Merlot, hinzu kommen etwas Cabernet Franc, Malbec und Petit Verdot die aus den bersten Lagen des Napa-Valley stammen: Spring Mountain, Howell Mountain, Soda Canyon, Wooden Valley und Carneros.
Ein hoch dekorierter Wein mit 98 Parker-Punkten, ein Weingigant den ich an diesem Abend gegen einen 1996er Château Pontet-Canet verkosten durfte. Zwei Cabernet-betonte Bordeaux-Cuvées von großem Unterschied. Der Franzose duftet fein nach leicht medizinischen Noten, mineralisch, eukalyptisch mit typischem Duft nach Zigarrenkiste und Johannisbeeren.
Der Pahlmeyer möchten den subtilen Pauillac fast wegdrücken, ein gigantischer Kerl mit Muskelpaketen, ein betörender, tiefer Duft von überaus reifen dunklen Beeren, Johannisbeeren und flüssiger Schokolade. Der ganze Mund wird ausgefüllt von dieser Wucht an Frucht, er ist ungeheuer präsent, dabei überraschend kühl und mineralisch, was die Opulenz ein wenig zügelt. Zum Schluss stört mich, das muss ich sagen, denn das hier ist hohes Niveau, eine ganz leichte Bitternote, nicht viel aber doch wahrnehmbar.
Der Pontet-Canet hält mit in seiner deutlich schlankeren Art. Ein herrliches Beispiel für besten Bordeaux, ein Paradebeispiel an feiner Komplexität, an subtilen Aromen gepaart mit Holz und dabei sehr frisch und jung wirkend, so dass ich mal behaupten würde, dass er seine Trinkreife gerade erst jetzt erreicht. Ähnlich wie der Pahlmeyer dürfte er locker noch ein paar Jahre länger im Keller liegen um seinen Höhepunkt zu erreichen.
Beiden ist ein langer und komplexer Abgang gemein doch auch hier zeigen sich wieder die Unterschiede im Entwurf dieser beiden Weine. Der Kalifornier bleibt auch im hier eine muskulöse Zehnkämpferstatur mit einer famosen Mischung aus Kraft und Leichtigkeit, der Pontet-Canet bleibt alter Adel und verabschiedet sich ruhig, mit ausholender Gestik und lange noch sieht man den Vierspänner am Horizont.
Zwei typische Vertreter beider Länder, zwei, die den Erwartungen gerecht werden und die man schwer miteinander messen kann. Letzendlich gefiel mir der Pontet-Canet besser, so wie er sich präsentierte, als Archetyp des Pauillac. Aber, wer weiss, das kann an einem anderen Abend wieder anders sein.
Sehr geehrte Damen und Herren,
eine sehr schöne und aufschlußreiche Verkostungsnotiz. Mich würde noch interessieren, wann die Verkostung stattfand. Habe leider keinen Hinweis hierauf gefunden. Können Sie mich aufklären?
Herzlichen Dank
Ingo Knifka
Hallo Herr Knifka,
die Verkostung fand im November 2010 statt.
herzliche Grüße, Christoph Raffelt