Blanc de Blancs Champagne: Teil 4 – Cedric Bouchards Roses de Jeanne und der Weißburgunder

Bevor ich zum letzten Teil der Serie über Blanc de Blancs Champagner komme, wo sich der renommierte Kleinwinzer Vincent Laval mit Billecart-Salmon, André Thinault und dem Comte de Champagne misst, möchte ich gerne einen Champagner vorstellen, der so ungewöhnlich wie selten ist. In Wahrheit hätte ich gerne zwei aus Pinot Blanc gekelterte Champagner vorgestellt doch der 1999er Ligne 79 von Champagne Charles Dufour hatte leider Kork. Bleibtalso ein Wein, der für mich persönlich der Star des Abends war. Wenn ich den Geschmack dieses Champagners jetzt, während ich schreibe, erinnere, frage ich mich, warum sich nicht mehr Winzer trauen, das Potential und den Charakter des Weißburgunders für ihre Zwecke zu nutzen. Wenn es gut gemacht, und bei Bouchard ist es gut gemacht, hat man einen charakterstarken Individualisten im Glas, einen mit Tiefe, mit Eleganz, mit Länge und mit Stoff. Doch ausser den beiden Winzern kenne ich momentan keinen Winzer in der gesamten Champagne, der einen reinsortigen Weißburgunder Blanc de Blancs keltern würde.

Die vier kleinen Rebsorten, die neben Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier erlaubt sind führen in der Champagne wahrhaft ein Schattendasein. Arbane, Petit Meslier, Pinot Gris und Pinot Blanc, denn um die handelt es sich, werden auf gerade einmal 90 Hektar kultiviert. Das ist bei einer Gesamtfläche von über 33.000 Hektar so gut wie nichts. Arbane und Petit Meslier sind wirkliche Exoten, uralte, französische, etwas divenhafte, spätreifende Rebsorten, die nur noch aus Traditiongründen angebaut werden und meist in kleinen Mengen anonym in den Wein wandern. Lediglich von Olivier Horiot aus Les Riceys weiss ich, dass er in seinem 5 Senses neben den drei Hauptrebsorten auch Pinot Blanc und Arbane erwähnt.

Bei Cédric Bouchard war es mehr Zufall als Leidenschaft für den Pinot Blanc, der ihn dazu geführt hat, diesen reinsortig auszubauen denn er hat vor einigen Jahren eine Parzelle Land kaufen können die mit Pinot Blanc, mit altem Pinot Blanc bestockt war, wie er erst nach dem Kauf herausgefunden hat. Bouchard selber verfügt lediglich über knapp einen Hektar eigener Weinberge, die sein Vater ihm gegeben hat. Hinzu kommen ein paar Hektar, die er bis 2015 pachten konnte. In der Champagne ist es so schwierig, Land zu kaufen, dass häufig das Los entscheidet. So war es auch bei der 0,2107 ha Parzelle La Bolorée. Es gab mehrere Interessenten und Bouchard hatte das Glück, dass das Los auf ihn viel. Als er das erste Mal auf den Land durfte – er hatte das Stück auf gut Glück erworben – fand er neben der Tatsache, das er alte Pinot Blanc-Stöcke trug heraus, das er nun seine erste Parzelle mit Kreideunterlage zu seinem Besitz zählen durfte. Bisher hatte er lediglich Argilo-Calcaire, und nun also auch die Möglichkeit, ein neues Individuum mit aufzunehmen.

Cédric Bouchard und seine Tanks | Fotos  ©: Thomas Iversen, Mad about Wine

Cédric Bouchard gehört zu den großen Individualisten der Champagne, ähnlich wie Selosse, Prévost, Leclapart oder Lassaigne und doch wieder ganz anders. Er mag eigentlich gar nicht so gerne Champagner, er mag die Bläschen nicht. Deshalb reduziert er den Druck von üblichen 6 bar auf 4.5 bar. Er mag auch, im Gegensatz zu Selosse und Schülern, kein Holz. Alles, was er produziert, macht er im Edelstahl. Holz, so sagt er, fügt etwas hinzu, was eigentlich nicht da ist. Das mag er nicht, also lässt er es. Seine Weine entstammen immer einer Rebsorte, einer Lage, einem Jahrgang. Es wird nicht chaptalisiert, nicht gefiltert, nicht geschönt, nicht dosiert. Einzig ein wenig Schwefel als Stabilisator kommt hinzu. Dafür hat er noch keinen Ersatz gefunden. Ansonsten sind diese Weine absolut pur.

Was unterm Strich nach 38 Monaten Hefelager herauskommt sind um die 900 Flaschen voll purer Energie. Für eine Probe ist der Wein tendenziell schwierig. Er ist noch zu jung, er braucht Luft, er entwickelt sich über Stunden. Es ist ein großer Wein. Und wie bei großen Burgundern gibt man ihnen Jahre, bis man sie öffnet, und Stunden, in denen man sich mit ihnen beschäftigt. Das alles haben wir nicht getan, auch wenn ich frühzeitig geöffnet und dekantiert habe. Trotzdem war für mich die Größe dieses Champagners klar zu schmecken. Ein duftiger und leicht fruchtiger Wein, mineralisch, dicht, leicht würzig, etwas feuersteinig, mit einem Hauch von Heu und Tee in der Nase. Am Gaumen ein Wechselspiel von kreidiger Mineralität, ja nasser Kreide, Aromen von exotischen Früchten (Mango), reifen Grapefruit, Limettenschalen, etwas Honig, etwas Ingwer sogar. Der reduzierte Druck reicht völlig aus, um den Champagner Champagner sein zu lassen. Der Rest ist gar nicht klar zu vergleichen. La Bolorée steht einfach für sich.

 

2 Kommentare

  1. […] So kann man heute von zwei Wegen sprechen, auf denen sich die Produzenten der Champagne bewegen. Es ist der Weg der Cuvée und der Weg der Individualisierung. Beide Produzentengruppen, die großen Häuser wie die Winzer gehen meist beide Wege, wobei die Häuser generell für die Kunst des Blendings stehen während die Winzer sich durch die Kunst des Einzellagenvinifizierens hervorheben. So unterschiedlich die Wege sind, so klar ist doch, dass beide auf ihre Weise Ausdruck des Terroirs der Champagne sind, wie man ihn in einer eher allgemeinen doch nicht zu verwechselnden Art beispielsweise in einem Dom Pérignon ebenso findet wie man ihn ganz anders in La Bolorée von Cédric Boucard entdecken kann. […]

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