Jetzt bin ich ja seit einigen Wochen in Hamburg, und immer wenn ich vom Bahnhof Altona zu meiner Interims-Behausung laufe, komme ich an einem kleinen Getränkemarkt vorbei. Seit einigen Tagen stehen dort 4-Packs mit Ratsherrn Pils, Rotbier und Pale Ale. Zuerst dachte ich “Ratsherrn? Puh, war das nicht so ein abgestandenes Bier das genau so langweilig schmeckte, wie es hieß?” Das mag sein, ich kann es nicht mehr verifizieren, denn das alte Ratsherren gibt es schon lange nicht mehr und die drei neuen Macher haben lediglich die Marke übernommen.
Was Thomas Kunst, Philip Bollhorn und Nils Timmann in den Hamburger Schanzenhöfen vorhaben, ist aller Ehren wert und sollte von jedem, der Spaß an besonderen Bieren hat, mit regem Kauf unterstützt werden. Der Idee der Craft-Bier-Bewegung folgend werden hier seit Neuestem ein paar durchgängig vorrätige Biere produziert und dazu saisonal bedingt und begrenzt besondere Biere. Neben der eigentlichen Abfüllung der drei Stammbiere Pilsener, Rotbier und Pale Ale gibt es dazu also in Zukunft eine Mikrobrauerei für Spezialitäten. Ziel ist, die interessantesten Biere des Nordens, wenn nicht deutschlandweit zu produzieren und das ist hier, weil man ja das deutsche Reinheitsgebot beachten muss weit schwieriger als in den USA, England oder Italien, wo neben Belgien momentan die spannendsten Biere entstehen.
Also, was kann das Hamburger Pale Ale, dessen Rezeptur vor vielen Jahren von England nach Hamburg kam und dort auch gebraut wurde, also eine gewisse Tradition hat?
Zunächst haben die Braumeister vor allem die aktuellen amerikanischen Pale Ales studiert, denn die setzten gerade gewissermaßen den Standard. Hier hat man sich auch an der Auswahl der Hopfen orientiert. Beim Hopfen ist es so ähnlich wie bei der Wahl der Traubensorten für einen Wein. Sie bestimmen das spätere Geschmacksbild entscheidend mit und es gibt eine riesige Auswahl. Die üblichen Verdächtigen, also die großen Brauereien verwenden jedoch fast alle die gleichen neutralen drei oder vier Sorten. Kein Wunder, dass das fast alles ähnlich schmeckt.
Für das Ratsherrn Pale Ale wurde Herkules, Tradition, Cascade, Saphir und Hallertauer Mittelfrüh verwendet. Dies zusammen mit besonderen, ale-typischen Malzen ergibt ein würziges (Stammwürze 13.5%) und doch sehr frisches, intensives Bier, das neben der prägnanten Würze und einer nicht zu verleugnenden Herbe mit schönen Zitrus- und einigen Blütenaromen aufwarten kann. Es ist vor allem harmonisch ausgeglichen und fast ein bisschen cremig. Das gefällt mir ausserordentlich gut und ich bin gespannt, was die beiden anderen Biere zu bieten haben, abgesehen davon, dass ich wissen will, was sich auf Dauer in der Mikrobrauerei tun wird.
Oh Bier. Hier? Sehr fein.
Ja. Leider zu selten, ich stecke da auch nicht so tief drin in der Materie und ich finde auch zu selten Bier, über das ich schreiben wollen würde.
Dann empfehle ich eine kleine Landpartie nach Grönwohld bei Trittau. Ruf aber vorher mal an und frag nach, ob sie gerade das “Spezial” da haben. Das ist nämlich gekühlt nur vier Wochen haltbar.
http://www.groenwohlder.de
Ach, und die hier sind natürlich auch ganz fantastisch. Schon bekannt?
http://www.mostofapples.de/
Gruß
Ulf
Ich trinke gerade das Ratsherrn (ohne ‘e’) Rotbier, auch lecker. Und wenn du noch besondere Biere aus der Region suchst, wirst du hier fündig: http://www.ricklinger-landbrauerei.de/
Besonders das Stout ist hervorragend. Und die Biere sind nicht pasteurisiert!
@Mark: Ich habe das “e” mal rausgenommen. :), Danke. Und vielen Dank für die Empfehlung. Sobald ich wirklich hier angekommen bin, werde ich mal eine Landpartie machen.
@Ulf, auch nach Grönwohld. Danke!