Ich muss zugeben, ich stehe der Verdejo-Schwemme des letzten Zeit ein wenig kritisch gegenüber. Spaniens Weißwein-Exportschlager Nummer 1 wirkt auf mich oft allzu gemacht, allzu konform, allzu nichtssagend. Es gibt natürlich löbliche Ausnahmen und vor allem die aufwendiger vinifizierten, im Holzfass ausgebauten Weine können richtig gut sein. Exemplarische wären da zu nennen der Naiades der Bodega Naia, der Verdejo Barrica von José Pariente und der Ossian. Bei allen drei Weinen merkt man, das der Verdejo ein großes potential weit über die superfrischen Sommerweine hinaus hat. Bei manchen Weinen wirken ja langes Hefelager, Holzfassausbau und stark reduzierter Ertrag etwas deplaziert und gewollt, bei diesen drei ist dies keineswegs so.
Doch zurück zu den eigentlichen Verdejos. Diese wachsen irgendwo zwischen Ribera del Duero und Toro. Es gibt noch eine ganze Menge alter Stöcke in Buscherziehung, das Meiste aber steht in Reih und Glied und dank des Booms wurde kräftig investiert und modernisiert. Die Weine werden normalerweise kalt vergoren, damit die Frische erhalten bleibt und ich habe den Eindruck – die Nähe zum Sauvignon Blanc ist unverkennbar – dass auch häufig genau jene SB-Hefen verwendet werden, die schon aus vielen Sauvignon Blancs, südafrikanischen Chenin Blancs, sizilianischen Grillos, norditalienischen Pinot Biancos und sogar österreichischen Veltlinern einen unidentifizierbaren Einheitsbrei voll von Maracuja-Noten machen.
Nicht so hier. Der Menade 2011, übrigens einer der besten Jahrgänge bisher in Rueda, besticht durch eine absolut konsequente Note. Ich würde mal behaupten, dass dieser Verdejo genau so schmeckt, wie er in Reinform schmecken sollte. Absolut pur nach Stachelbeeren und weißen Johannisbeeren, etwas frisch gemähtem Gras, Kalk und Stein und einer deutlichen herben, kräutrigen Note hinten raus. Auch wenn ich einen solchen Wein nicht ständig trinken könnte, andere stehen sehr auf solche Weine und das finde ich auch völlig ok, ist das richtig gut gemachter Stoff und jetzt, wo es noch ein paar warme Sommertage gibt, ein Best-Buy. Das Schöne: Er ist Bio und in den meisten Bioläden für ca. € 9,- zu finden denn die haben fast eh immer das gleiche Programm.
Letzten Sommer hatte ich auch mal zwei Verdejos gekauft, und zwar solche, die im Peñín gut weggekommen waren. Aber – ganz wie Du es beschreibst: eine komplett überparfümierte Sauvignon Blanc-Art, Grasnoten wie mit Glutamat angereichert. Ich habe dann als spanische Weißweinalternative zum Viña Tondonia Reserva aus den späten 80ern gegriffen. Das hat mich wieder versöhnt (ist aber natürlich schon sehr speziell…). In diesem Sommer habe ich übrigens noch gar keinen Wein getrunken (peinlich, aber wir sind ja unter uns). Sobald es endlich mal kühler wird, sollte das aber wieder möglich sein ;).
Ich sehe gerade. Dein Kommentar ist der tausendste in der Geschichte dieses Blogs. Solltest Du je wieder Wein trinken, gebe ich Dir eine Flasche aus.