Gestern stand ein Paket mit Bier, genauer gesagt mit Crew Pale Ale vor der Tür. Zuerst dachte ich. die Jungs von der Brauerei hätten es mir zu Test- und Werbezwecken geschickt, aber dann war es der Holgi, der wusste, wie gerne ich Pale Ale trinke. Einen Tag vorher schon war das Paket angekommen, das ich selber bestellt hatte, mit einer Auswahl deutscher und internationaler Biere, denn es steht an, die Rubrik Bier, vor allem Craft-Beer mit mehr Leben zu füllen.
Die Brauform Pale Ale stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Es ist ein Bier, das obergärig durch warme Gärung erzeugt wird und dessen Malz ursprünglich über Kohle getrocknet wurde. dies hatte zur folge, dass das daraus entstandene Bier heller, also more pale war als die anderen Biere zu der Zeit, die dann in etwa so ausgesehen haben dürften, wie Guinness heute. Die Pale Ales zeichnen sich durch ein ausgeprägtes Hopfenaroma aus.
Das Sierra Nevada Pale Ale stammt aus der gleichnamigen kalifornischen Brauerei, die mit zu den Craft-Beer-Pionieren in den USA gehört und heute den ganzen Kontinent beliefert. Heute werden über das Jahr hinweg 17 verschiedene Typen gebraut, das Pale Ale ist allerdings das populärste der Brauerei. Leider gibt es keine Angaben zu den verwendeten Hopfensorten, es schmeckt allerdings nach Cascade, wie ich ihn auch beim Firestone Pale schon erwähnt habe – es ist für mich eine Mischung aus Pinienharz und Grapefruit. Dazu gesellen sich bei diesem dunkelgoldenen, karamellsirupfarbenen Bier ein paar weitere tropische Noten, Bitterorange und Ananas, würde ich sagen, dazu im Duft und am Gaumen schöne Malznoten. Überhaupt, der Gaumen: Hier findet sich neben dem Malz eine cremig-tropische Note und natürlich die bittere, aletypische Note. Das Bier gehört jetzt nicht zu den komplexesten Vertretern seines Fachs, ist aber gut gemacht.
Das Crew Pale Ale allerdings ist meiner Meinung nach besser. Da haben die beiden Selfmade-Brauer Mario und Tim aus München etwas wirklich Süffiges hinbekommen, das dem auch schon gelungenen Ratsherrn Pale Ale aus Hamburg deutlich Konkurrenz auf dem noch überschaubaren Pale Ale Markt in Deutschland macht. Das PA wird mit 40er Stammwürze und Herkules, Nelson Sauvin, Chinook, Citra und Cascade-Hopfen gebraut. Es besitzt eine rötlich-braune Farbe und eine stabil-dichte Schaumkrone. In der Nase hat mich etwas Cassis überrascht, dazu kommen Limetten- und Orangenschalen. Das Bier hat nicht die krassen Bitternoten etwas traditionellerer Ales, es wirkt, ähnlich wie das Sierra Nevada, eher etwas leichter, wässriger als es der gemeine Ale-Trinker gewohnt sein dürfte. was ich angenehm ist, dass sich die Süße deutlich im Hintergrund hält. der Hopfengeschmack ist, wie gesagt, nicht zu bitter aber schön komplex, was kein wunder ist bei der Vielfalt an verwendeten Sorten. Ich finde, man sollte dieses Projekt definitiv unterstützen, und ich bin gespannt auf das zweite Bier, was die beiden im Programm haben, das IPA.
Zum Schluss das International Arms Race zwischen Flying Dog und Brewdog. Das sind zwei der abgefahrensten Brauereien auf dem Craftbeer-Sektor, so was wie selbsternannte (Post-)Punks, oder wie es bei Brewdog heißt: BrewDog is a post Punk apocalyptic mother fu*ker of a craft brewery. Ähnlich unkonventionell wie ihr Auftreten sind ihre Biere. die Flying Dogs brauen in den USA, die Brew Dogs in UK.Die Brew Dogs haben eine relativ übersichtliche Anzahl von Ales im Programm und bei den Fyling Dogs hat man das Gefühl, die brauen alles, was geht, Pumpernickel zum Beispiel. Oder eben das Zero IPU IPA mit Lorbeeren, Rosmarien, Wacholder, Minze, Holunderblüten und Orangenschalen. Das Bier duftet dann auch nach all diesen Dingen – auf einmal. Das ist nicht unsexy. Auch wenn es nicht unbedingt nach Bier riecht. Es ist jetzt auch nicht so, dass ich solche Aroma-Biere nicht gut fände, nur dieses spezielle gefällt mir nicht. Die 7.5% Alkohol wirken unharmonisch neben der Frucht, die ziemlich konzentriert ist. Daneben wiederum fehlt es an Frische und Bitterkeit, um ein Gegengewicht zu dieser Fülle von allem anderen zu bilden. trotzdem, spannend ist es allemal.
die Biere gibt es allesamt beim Bierzwerg. Skøl!
Mir blutet das Herz: Ein amerikanisches Massenbier und einmal Angeberplörre, nur das deutsche klingt wirklich interessant. Im Mai machen wir das dann zusammen noch mal richtig, mit Kernel Pale Ale, Sambrooks Pumphouse & Windsor & Eton Windsor Knot.
Ja, das ist das Problem. An diese Biere komme ich hier halt nicht ran. Deswegen freue ich mich schon allein wegen der Ales auf London.
Schöner Bericht! Im Sierra Nevada sind übrigens Magnum, Perle und Cascade Hopfen. Habe es letztens auch getrunken und finde, dass man es unbedingt aufgrund des Cascades probieren sollte. Nicht das beste Pale Ale aber ein (für Deutschland) außergewöhnlich interessant.