Jeden (zweiten) Tag ein Buch – Die Krimis von Manuel Vázquez Montálban

Es ist schon einige Jahre her, da bin ich mehr durch Zufall über eine Krimireihe des Manuel Vázquez Montálban gestolpert. Ich hatte mal so eine Phase, in der ich ziemlich viele Krimis hintereinander weggelesen habe. Es waren vor allem skandinavische Autoren, die mich gepackt hatten. Am stärksten in Erinnerung geblieben sind jedoch die Bücher von Montálban, die in Barcelona spielen. Montálban, der 2003 auf dem Flughafen in Bangkok gestorben ist, war ein politisch links aktiver Lyriker, Essayist und Roman-Autor, dessen frühe Jahre durch die Inhaftierung seines Vaters geprägt waren, der gegen Franco gekämpft hatte. International bekannt wurde er, der mit unterschiedlichen literarischen Techniken experimentiert hatte, mit eben jener Krimi-Reihe rund um den Privatdetektiv Pepe Carvalho. Die Serie bildet im Prinzip die transición ab, den Wandel Spaniens vom Miliärregime zur Demokratie. Die teils ausufernden politischen Diskussionen der ersten Bände wurden zunächst gar nicht ins Deutsche übersetzt. Das hat sich mittlerweile geändert, seitdem die Bände in dem ja auch nicht so ganz unpolitischen und unabhängigen Verlag Klaus Wagenbach erscheinen. Neben den Krimis und Essays hat man nach seinem Tod mehr als 8.000 verfasste Artikel gezählt, wovon allein über 2.000 in El País erschienen sind.

montalban

Warum aber stelle ich Autor und Krimireihe hier vor? Weil Montálban ein ausgesprochener Gourmet war und neben allem anderen eine Reihe  von Kochbüchern vefasst hat und weil seine Krimifigur, Pepe Carvalho ebenfalls ein Gourmet ist und die Krimis vor Verweisen auf Speis’ und Trank in Barcelona nur so strotzen. Bei vielen anderen Autoren wirkt das mittlerweile gewollt und abgeschmackt. Nicht so hier. Bei Montalbán gehört es einfach dazu und es ist meistens urkomisch. Überhaupt sind die Bände nicht nur kurzweilig und gut geschrieben, sie sind gefüllt mit beißendem Sarkasmus, schwarzem Humor und aberwitzigen, teils surrealen Geschichten rund um Pepe und seinen Sidekick Biscuter, seinen Arbeits- und Küchengehilfen.

Die im Piper-Verlag erschienenen Bände, zu dem auch Die Küche der läßlichen Sünden. Kochen mit Pepe Carvalho gehört, sind samt und sonders nur noch antiquarisch zu erwerben. Doch, wie schon gesagt, beginnt der Wagenbach-Verlag mit einer Wiederauflage. So habe ich den allerersten Fall, Carvalho und die tätowierte Leiche erworben, und fange gerade wieder bei null an. Ich hoffe ja inständig, dass zu den Neuauflagen Der Mord im Zentralkomitée gehört, wo Carvalho nach Madrid muss, was natürlich eine Beleidigung für seinen verwöhnten Gaumen darstellt und Krieg um Olympia, eine aberwitzige Burleske rund um die Olympischen Spiele in Barcelona.

Einer der größten Bewunderer Montálbans ist übrigens der italienische Bestseller-Krimiautor Andrea Camilleri, der seinen Krimihelden als Hommage Commissario Salvo Montalbano genannt hat.

Hier ein Interview mit Montálban auf arte.

5 Kommentare

  1. Hätte ich auch beinahe empfohlen, danke Christoph! Denn neben Fruttero & Lucentini ist Montálban der vielleicht literarisch ganzheitlichste Krimiautor gewesen. Der beste sowieso.
    Was mich am Protagonisten Pepe Carvalho, neben aller angewandter Kulinarik und politischer Renitenz, immer besonders fasziniert hat, ist die Resignation im Geiste, aus der wiederum immer beiläufige Aktion entsteht. Nicht umsonst heizt er seinen Kamin ein mit den Beständen seiner Bibliothek. Bücherverbrennung ist für uns Deutsche ja immer ein heikles Thema – hier wirkt sie fast nachhaltig.

  2. Absolut Jörg! Sag mal, hast Du eigentlich meinen Kommentar zu Deinem Artikel zur Insel des zweiten Gesichts nicht bekommen? Ich habs vom Büros aus geschrieben und ich habe den Eindruck, dass das von da aus manchmal nicht klappt.

  3. War im WordPress-Spamordner gelandet, warum auch immer. Hab’s wieder hervorgeholt – danke für den Kommentar!

  4. hallo.danke für den blogeintrag.bin selber großer fan von carvalho.die bücher sind wirklich super,vor allem die essensbeschreibungen.”Die Leidenschaft des Schnüfflers” ist übrigens ein weiteres buch nur mit rezepten aus den krimis. auch sonst ein schöner blog hier.werde mir auch mal den podcast zu gemüte führen.bin gespannt.

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