Es ist schon ziemlich lange her, das habe ich in den Sommerferien in einer Gastfamilie in Sète im Süden Frankreichs gewohnt. Ich habe Sprachurlaub gemacht und Weinurlaub. Sprache gab es in der Familie und morgens in einem Sprachkurs, nachmittags haben wie entweder etwas mit den Sprachlehrern unternommen – raus in den Etau de Thang fahren, Austern schlürfen und Picpoul trinken, in die Abbaye de Valmagne fahren, Weinprobe abhalten und Konzerte besuchen, abends zum Muscheln essen in ein Strandlokal. Ferien halt. ich selber bin damals das erste Mal bis Coullioure und Perpignan gekommen und habe diverse Winzer besucht. Das war noch ziemlich zu Anfang meiner Weinleidenschaft, und die Ferien haben nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Aber um den Wein geht es heute ausnahmsweise nicht. Es geht darum, dass meine Gasteltern kaum Wein getrunken haben. Bei denen stand abends immer Ricard auf dem Tisch und tagsüber gab es Anis als Sirup, genauso mit Wasser verdünnt wie Ricard. Ich fand das sehr lecker damals, habe dieses Getränk aber seitdem nicht mehr zu mir genommen. Bis gestern, denn kürzlich, auf der Suche nach alkoholfreien, abwechslungsreichen Getränken, viel mir dieser Anissirup wieder ein und ich habe mich auf die Suche gemacht.
Wenn man in Deutschland Sirup sucht, landet man meist beim französischen Hersteller Monin. Früher ein reiner Bar-Ausstatter mit Zusätzen für Cocktails, hat er längst Einzug in die Supermarktregale gefunden. Dort kennt man ihn vor allem für Zusätze für Kaffee – Haselnuss, Praliné, Vanille und so weiter. Mein Sohn trinkt gerne mal Erdbeersirup in der warmen Milch oder Mandelsirup. Bei Monin bin ich auch beim Anis fündig geworden. Und während ich so im Angebot stöberte, habe ich direkt noch eine Flasche Bitter mit eingepackt, den hatte ich auch schon mal getrunken, Außerdem bin ich über einen Gin-Ersatz gestolpert. Darauf war ich sehr gespannt, also habe ich die drei Sorten probiert.
Monin Bitter
Fangen wir mit der an, die ich gelungen finde. Der Bitter sieht nicht nur aus wie Campari, er schmeckt von den dreien auch dem Original am ähnlichsten. Das wirklich Positive ist: er ist nicht so süß. Beziehungsweise wird das Süße durch die Bitteraromen gepuffert. Ich könnte mir vorstellen, dass Monin hier eine ähnliche Zusammensetzung an Zutaten hinbekommt, vor allem die Rinde des Kaskarillabaums, einem Wolfsmilchgewächs, das auch neben Orangenschalen und Ginseng mit für die Bitterstoffe verantwortlich ist. Füllt man den Bitter mit Orangensaft auf, fehlt mir hier nicht viel und auf die charakteristische Geschmacksnote kann ich gut verzichten.
Monin Anis
Anders geht es mir mit dem Anis. Hier fehlt der Alkohol. Und zwar nicht, um mich zu erheitern sondern als Geschmackskomponente. Dem Anis von Monin fehlt eine gewisse Härte und dafür hat er eindeutig zu viel Süße. Ich weiß nicht, ob das damals in Südfrankreich auch schon so war und mir die Süße nicht aufgefallen ist oder ob ich noch mal auf die Suche nach einer Alternative gehen sollte. Hier jedenfalls ist es so, dass ich nicht den richtigen Mix mit Wasser gefunden habe – entweder zu süß oder zu wenig Anis-Geschmack.
Monin Saveur Gin
Der dritte im Bund ist eine eigenwillige Komposition. Gin soll der Sirup ersetzen. Es gibt auch einen Sirup, der soll Rum ersetzen, aber den spar ich mir. Denn dieser Gin-Ersatz hat mit Gin nicht viel zu tun. Gin muss schweben können. Ein Gin muss, trotz hohen Alkoholgehaltes, fein, raffiniert und leicht sein, duftig gewissermaßen. Außerdem braucht es neben Wacholder und Zitronenschalen eine Menge Kräuter und Gewürze, um einem Gin eine gewisse Klasse zu verleihen. Dieser Sirup hier hat gar nichts davon. Er schmeckt noch nicht mal richtig nach Wacholder. Eigentlich erinnert er mich am ehesten an billiges, süße Bitter Lemon mit dem unangenehmen Beigeschmack unreifer, fast fauliger Limonen. will man so was trinken? Nein, i give it a pass.
Wie geht es Euch? Was trinkt Ihr gerne abends abseits von Wein, Bier oder Longdrinks?
Ich greife an alkoholfreien Abenden gerne auf ein, zwei Gläser 100%igen Arionasaft zurück. Beispielsweise aus der ansprechenden Flasche von van Nahmen in schönen Weingläsern serviert, ergibt sich ein feines, gerbstoffreiches Genusserlebnis.
Fliederbeersaft (Holunderbeere) mit zweidrittel sprudeligem Wasser gemischt schmeckt mir besser als jede Weinschorle … Achtung: oft wird Holunderbeersaft mit Zucker gepanscht, das schmeckt dann gruselig.
1/3 reiner Saft plus 2/3 reinem perligen Wasser ist wunderbar 🙂