Wer große Weine sucht, fährt selten an die Loire. Die Hotspots sind woanders und fast immer sind es die gleichen: Bordeaux, Burgund, Piemont, Napa oder Toskana. Dass wir uns nicht missverstehen, natürlich entstehen dort große Weine, doch es gibt eben auch andere Orte für unvergessliche Tropfen. Einer davon ist das große Gebiet der Loire. Und dort hat man dann zwei Vorteile gegenüber den ungleich berühmteren Appellationen, denn erstens sind diese Weine im Vergleich natürlich total günstig, denn es gibt kaum jemanden, der mit ihnen spekuliert. Und zweitens explodiert da im Zweifel etwas auf der Zunge, was man so nicht erwartet hat.
Eines der Weingüter, die im trockenen wie süßen und edelsüßen Bereich seit Jahrzehnten ausgezeichnete und teils grandiose Weine keltern ist die Domaine Huet in der Appellation Vouvray. Hier wird nur exakt eine Rebsorte angebaut – die meisten Rieslingwinzer wird das nicht erstaunen, wenn man exakt auf das fokussiert ist, was man am besten kann und wofür die Voraussetzungen stimmen. die Rede ist vom Chenin Blanc und diese Rebsorte wird in ihrer gesamten Bandbreite ausgelotet. Ähnlich vielseitig wie der Riesling ist der Chenin Blanc, die historische weiße Rebsorte der Loire, die hier so viele Facetten zeigt wie nirgendwo sonst (auch wenn sie in Südafrika ebenfalls Grundlage für ausgezeichnete Weine sein kann). Bei Huet entstehen Schaumweine, trockene Weine, halbtrockene, Auslesen und Beeren- sowie Trockenbeerenauslesen. Alles ist Chenin Blanc und stammt vor allem aus drei Lagen: Clos du Bourg, Le Mont und Le Haut Lieu.
Der verkostete Wein entstammt dem vielleicht letzten grandiosen Jahrgang, den Noel Pinguet verantwortet hat. Dieser hat 1976 die Leitung von seinem Schwiegervater Gaston Huet übernommen und den Stil des Hauses im Wesentlichen weitergeführt. Manch Terroiristen und Fan der Weine des Nicolas Joly dürften die Weine aus dem Hause Huet schon zu glatt sein, ich nenne sie eher ausgesprochen elegant und präzise.
So präzise wie der 2009er Le Mont Moulleux Première Trie. In der Nase spürt man schon die Rasse. Mineralität findet sich neben Steinobst, Vanille, viel Grapefruit, Schwarztee und exotischen Aromen. Am Gaumen eine angenehme, extrem frische Süße. Wieder Exotik, Grapefruit, Bitterorange, Steinobst. Die ganzen Aromen finden sich in einer großartigen Komposition ineinander verwoben und doch irgendwie getrennt. Sie baden geradezu in kühler Mineralität und frischer Säure, die exakt zur Süße des Weines passt. Und zum Schluss endet das Ganze in einem grandiosen Finale. Das hat wirklich Kalsse und erinnert in seinem Aromenspektrum und dem Süße-Säure-Wechselspiel zwar in gewisser Weise an große Riesling-Auslesen, und doch ist das wieder was anderes. eine andere Rebsorte, eine andere Handschrift, einzigartig und brillant. Ich ziehe meinen Hut!
Wer sich umfänglich und doch ausgesprochen kurzweilig über die Loire, ihre Rebsorten, Stile und Weingüter informieren will, dem empfehlen ich die gerade im Entstehen begriffe mehrteilige Serie meines Freundes Matthias Neske über das Gebiet, eine Reise, die hier beginnt.
Diesen Wein gibt es kaum noch irgendwo zu erwerben. Andere Weine, auch Raritäten finden sich bei vinaturel.de
Je suis tombée sur votre blog par chance et je ne le regrette point !