Terroir sticht Rebsorte – drei Jahrgänge Vigna d’Alceo, Castello dei Rampolla

Dafür liebe ich meinen Job. Dafür, dass einer um die Ecke kommt und mich fragt, ob ich Lust hätte, drei Jahrgänge d’Alceo des toskanischen Weinguts Castello dei Rampolla zu probieren. Natürlich habe ich Lust.

Rampolla

Bekannt geworden ist das Gut durch Alceo di Napoli, nach dem auch dieser Wein benannt wurde. Er hat das Gut, das vorher ein Mischbetrieb war in den Siebzigern in ein reines Weingut verwandelt und angefangen toskanische Tradition und moderne, international erfolgreiche Önologie zusammenzubringen. Seine Enkel Maurizia und Luca di Napoli haben noch eins drauf gesetzt und zwischen 1994 und 1998 auf Biodynamie umgestellt, nicht Steiner sondern des Weins zuliebe. Die Weine sind seitdem noch markanter geworden. Das schmeckt man vor allem dem kompromisslosen Chianti Classico an.

Beim Vigna d‘Alceo reden wir von drei Weinen, die durch die Bank weg mit zwischen 96 bis 100 Punkten bewertet wurden und so um die hundert Euro kosten. Das ist wahrlich nicht günstig und doch, wenn man diese Weine mit entsprechend bewerteten Weinen aus dem Bordelais vergleicht ist es günstig – so verschiebt sich das dan. Man könnte auch deshalb den Vergleich anstellen weil diese Weine aus Cabernet Sauvignon und Petit Verdot bestehen, also alles Andere als traditionelle toskanische Rebsorten darstellen. Ich bin bei solchen Weinen, die in dieser Zusammensetzung ja eher aus der Appellation Bolgheri stammen und dann als Super-Tuscans bezeichnet werden tendenziell ein wenig zurückhaltend, denn gerne verleugnen diese Weine ihre Herkunft und schmecken einfach top aber meiner ansicht nach zu international gestylt.

Nicht so der Vigna d’Alceo. Bei diesem Wein wird für mich mal wieder über die Maßen klar, was Herkunft bedeutet. Es sind drei Weine die aus drei durchaus unterschiedlichen Jahren stammen. Alle drei Weine haben im Vergleich ihre Vor- und Nachteile, aber definitiv und vor allem Vorteile. Sie sind unterschiedlich und doch gibt es eine gemeinsame Klammer. Die drei Weine haben den gleichen Alkoholgehalt (14.5%, also so hoch, dass ich so was eigentlich gar nicht mehr gerne anfasse). Die drei Weine werden aus den beiden oben genannten Sorten gemacht, wobei ich keine Info darüber habe, wie unterschiedlich die Prozentanteile sind. Das ist auch egal. Das eigentlich Interessante an diesen Wein ist, dass sie nach Toskana schmecken und ich mich keinen Augenblick gewundert hätte, wenn sie aus Sangiovese und Canaiolo erzeugt worden wären. Hier steht die Herkunft, die Hand des Winzers, der Boden, die Hefen des selbstverständlich spontanvergorenen Weins über der Rebsorte: Die Art der Frucht, die Struktur des Weines, die Säurebalance des Weins (die den Alkohol gasr nicht sichtbar macht), all das bleibt mehr oder weniger gleich. Es sind drei Kinder derselben Eltern, das ist die Klammer, denn die Gene sind praktisch gleich aber der Charakter ist unterschiedlich.

Ich verzichte auf eine tiefergehende Beschreibung, aber wer mal die Chance hat, einen d’Alceo zu probieren sollte diese nicht an sich vorübergehen lassen, denn diese Weine sprechen Herz und Verstand gleichermaßen an und wenn ein Wein das tut, dann hat er für mich Größe.

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