Auf der Suche nach charaktervollem und zugleich bezahlbarem Wein zur Weihnachtszeit bin ich im Bordelais ja in der letzten Woche schon fündig geworden. Nun habe ich mal nach einem solchen Pendant für die Nord-Rhône gesucht. Dort sind solche Weine viel schwieriger zu finden als an der Süd-Rhône. Und was soll ich sagen? Ich bin fündig geworden.
Der Weinmacher, der solche Weine macht, heißt Eric Texier. Der ehemalige Ingenieur hat 1995 seinen ersten Jahrgang vinifiziert und das in einem Teilgebiet, welches heute fast völlig unbekannt ist. Daher erklärt sich teilweise auch der Preis und man findet dabei eine Parallele zum Bordeaux aus dem vorherigen Artikel. Brézème hat eben nicht den Ruf wie St. Joseph, Condrieu oder Hermitage und entsprechend günstiger sind diese Weine zu haben. Das war übrigens nicht immer so. Mitte des 19. Jahrhunderts konkurrierte Brézème mit Hermitage. Mitte des 20. Jahrhunderts dann bekam das Gebiet zwar eine eigene AOC, und trotzdem verwaiste es zusehens, bis es in den Sechszigern nur noch lediglich einen Hektar Weinfläche gab. Seitdem ist die Größe langsam und stetig wieder auf 22 Hektar angestiegen. Brézème liegt am südlichen Rand der nördlichen Rhône, ca 36 Kilometer unterhalb der Hermitage-Weinberge auf der gleichen Flussseite.
Textier hat übrigens, und da ist er gerade an der Nord-Rhône nicht alleine, früh, das heißt 2001, auf Biodynamie umgestellt. Es waren eher praktische als ideologische Überlegungen denn er wollte definitiv auf Herbizide verzichten und war der Meinung, dass Biodynamie besser funktioniert als bio-organischer Anbau. Er ist laut Aussage von Jamie Goode bei demeter und ecovin zertifiziert, auch wenn er es nicht auf seine Etiketten schreibt. Neben seinen eigenen Weingärten ist Texier, der im Beaujolais gleich um die Ecke von Jean-Paul Brun wohnt, Negociant und bietet auch Weine anderer Appellationen aus dem Burgund (Mâcon) und von der Rhône (Châteauneuf-du-Pape) an.
Zwei Artikel hintereinander mit Superlativen zu besetzen ist ja immer so eine Sache. Trotzdem komme ich nicht umhin. Dieser Wein ist für diesen Preis einfach umwerfend. Syrah, der geradezu archetypisch nach Nordrhône duftet. Er hat genau die Mischung aus Frucht, aus Pfeffer und Gewürzen, Erde, Oliven, aus blondem Tabak und diesem Fleischigen, das Syrah dort besitzt. Der Wein hat gerade einmal 12% Alkohol und hat etwas entsprechend Leichtes, auch Duftiges und die Säure ist einfach toll. Der 2010er ist noch sehr jung und hat Potential für ein Jahrzehnt, da bin ich mir ziemlich sicher. Holz schmeckt man hier übrigens nicht, und Brett, also diese besondere Bakterienart namens Brettanomyces, die den Wein stark animalisch schmecken lassen kann und an der Nord-Rhône häufig vorkommt, ist hier ebensooffensichtlich nicht vorhanden.
Für mich ist das im Zusammenspiel aus Qualität und Preis zusammen mit dem Le Petit Champs 2010 einer der schönsten Weine der letzten Monate und mit ziemlicher Sicherheit der beste reinsortige Syrah unter 20 €, den ich bisher probiert habe, so pur und klar, wie man Syrah selten probiert. Aktuell fiele mir im Vergleich noch der Crozes-Hermitage Les Picheres Rouges von Ferraton ein. Der Wein macht ebenfalls viel Spaß. Aus dem gleichen Einkauf habe ich noch einen St. Joseph von Vincent Paris, mal sehen, was der im Vergleich können wird. Gekauft habe ich die Weine dort, wo der Champs des Treilles nicht mehr zu erwerben ist, nämlich bei einfachweinkaufen.de Hier wird der Brézème unter Süd-Rhône geführt, was allerdings nicht ganz richtig ist.
Hallo Christoph,
ein sehr animiernder Bericht der mich auf jeden Fall den Brézème bestellen läßt, um das nach zu vollziehen. Ich hatte aus dem Gebiet dieses Jahr auch schon ein ähnliches Erlebnis, bei dem ich auch dachte, dass wäre auf eine bestimmte Art der beste Syrah den ich je getrunken habe : Domaine Flacher Saint Joseph. Den gibt es in zwei Ausführungen. Waren allerdings 2009er und ist auch etwas teurer. Damit aber vielleicht topgeignet um einen Vergleich zu machen.
Auf jeden Fall scheint es dort gute Voraussetzungen für Syrah in den letzten Jahren gegeben zu haben.
beste Grüße aus dem Gaillac
Der 2000er Brézème von Texier ist immer noch sehr gut und charaktervoll, und sein Châteauneuf-du-Pape “Réserve IX Improbable” ist bei sehr guter Konzentration umwerfend fein und elegant, geradezu burgunderartig, bei unglaublichen 13 % Alkohol. Eine Entdeckung.