Kürzlich traf ich Nigel Greening im Rahmen der Roadshow New Zealand Wines all over Germany und ich hatte endlich einmal die Möglichkeit, einiger seiner Pinots zu probieren. Nigel Greening ist der Inhaber von Felton Road. Das Weingut liegt im Herzen von Central Otago und gehört zu den wenigen voll zertifizierten biodynamisch arbeitenden Betrieben dort.
Gerade in einem Vergleich mit anderen Weinen aus Neuseeland wird deutlich, wie stark sich biodynamische Wirtschaftsweise auf die Weine auswirkt. Neuseeland ist weltweit bekannt für das hohe Niveau, auf dem sich der Weinbau dort bewegt. Schlechten Wein aus Neuseeland bekommt man eigentlich nicht. Was ich aber zunehmend problematischer finde, und das fällt mir gerade beim Sauvignon Blanc aus Neuseeland auf, ist die Seelenlosigkeit der Weine. Alles ist supersauber gemacht, doch schmeckt es eben vor allem nach perfekter Kellertechnik. Das macht viele Weine im Boomland Neuseeland für mich ziemlich unattraktiv. Allerdings gibt es glücklicherweise auch die andere Seite der Medaille und eines dieser anders arbeitenden Weingüter ist eben Felton Road. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Weg, den Felton Road eingeschlagen hat und den ja in Teilen auch beispielsweise Dog Point geht, der Weg ist, den viele Spitzenweingüter in Neuseeland auf Dauer gehen werden. Nachhaltigkeit wird dort ja eh schon groß geschrieben doch für die, die wirklich hoch hinaus wollen und Weine mit individuellem Charakter keltern wollen, kann Felton Road nur Vorbild sein.
Deutlich wird der Unterschied zu den meisten anderen Neuseeland-Pinots schon in der Frucht. Während viele Weine aus diesem Gebiet eher Richtung Erdbeeren und Himbeeren im Geschmacksprofil tendieren, wirken die Felton Road Weine deutlich dunkler. Schwarzkirschen und Brombeeren sind hier präsent. Dazu schmecken die Pinots von Felton Road erdiger und, ja, eben auch mineralischer. Dazu kommt eine deutlich florale und auch kräuterige Note, die ich bei beiden Felton Road Weinen wahrnehmen konnte, die ich probiert habe. Die Weine, die glücklicherweise nur eine zurückhaltende Holznote aufweisen, sind bei aller Erdverbundenheit elegant. Was hier beeindruckt ist die Kombination aus Struktur und Frucht. Die Felton Roads Pinots haben alle eine Basis, auf denen die deutliche Frucht, die den neuseeländischen Weinen auf Grund des speziellen Klimas eigen ist, aufsetzt. Dieses Zusammenspiel macht die Felton Road Weine charaktervoll und ausgesprochen harmonisch. Für mich sind das die ersten neuseeländischen Pinot Noirs, die wirklich in der internationalen Spitzenklasse mitspielen. Probiert habe ich, nebenbei gesagt, die noch blutjungen 2012er Pinot Noir Bannockburn und Calvert, wobei der Calvert die Flightpartner auf dem Foto oben, die jetzt auch nicht zu den ganz Schlechten zählen, meiner ansicht nach um eine gute Länge geschlagen hat. Durch den zurückhaltenden Holzeinsatz, die pure, jetzt deutliche Primärfrucht und angenehme Säure, machen diese Weine auch in diesem jungen Stadium viel Spaß.
Central Otago ist übrigens mit 45 Grad Süd das Südlichste aller Weinbaugebiete. Die Temperaturschwankungen sind hoch, nicht nur im Jahresmittel sondern auch im Tag-Nacht-Unterschied. Entsprechend aromaintensiv entwickeln sich die Beeren. An den Ausläufern der Bergregionen finden sich Schiefer, Ton, Lehm, Sand, Löss und Kieselböden. Meist sind diese Schichten unterfüttert mit Schiefer oder Grauwacke samt guter Drainage. Central Otago liefert gerade einmal 3% der Gesamtweinproduktion in Neuseeland, allerdings mit deutlich steigender Tendenz. Pinot Noir liegt hier mit knapp 1.400 Hektar um ein Vielfaches vor aromatischen Rebsorten wie Pinot Gris, Riesling oder Gewürztraminer. Chardonnay und Sauvignon Blanc liegen dagegen bei je knapp über 40 Hektar.
Ich habe letztens mal den Felton Road Pinot Noir verkostet – der war so ganz anders als ich von Neuseeland gewohnt bin. Gar nicht fett und kräftig, sondern sehr europäisch zurückhaltend, elegant und voller Finesse. Mir hat dieser Wein gefallen!