Letzten Donnerstag war ich nachmittags bei einer Veranstaltung des Sherry-Hauses Gonzalez-Byass. Es ist das Haus, das mit dem Tio Pepe Fino den am meisten verkaufen Sherry weltweit auf den Markt bringt. Da die Absatzzahlen jedoch noch immer genau so rückläufig sind wie die Größe der Anbaufläche, muss man etwas tun, um diesem Negativ-Trend etwas entgegenzusetzen. Das Eine ist, neue, interessante Produkte auf den Markt zu bringen, das Andere ist, gezielt Fachleute anzusprechen, die als Multiplikatoren wirken. So gab es letzten Donnerstag eine ganze Reihe neuer Produkte – und weil ich die teilweise wirklich großartig fand, bin ich gerne Multiplikator. Dass ich ein Sherry-Fan bin, habe ich letztes Jahr schon mal Kund getan, und zwar in einer kleinen Reihe von Artikeln, die als Basis dessen dienen, was ich hier beschreibe. Gerade die verschiedenen Stile habe ich letztes Jahr schon mal aufgeführt, und ebenso das besondere Verfahren, das meist als Solera-Verfahren bezeichnet wird.
Am Anfang der Reihe stand der knalltrockene, leichte, kristalline Tio Pepe. Ein einfacher, blitzsauber gemachter Fino, den es für unter 10 Euro gibt und der nach Hefe und Apfel duftet und nur eine ganz kleine Spur nach grünen Nüssen. Er lag einige Jahre unter der Florschicht, bevor er abgefüllt wurde. Tio Pepe ist Fino auf gutem Niveau. Interessanter wird es beim Tio Pepe En Rama. Der Sherry durchläuft nicht so lange die Solera sondern wird jung und unfiltriert abgefüllt (während der Fino filtriert wird und kältestabilisiert wird). Der En Rama ist junger, wilder Sherry voller Hefe, Salz, Fenchel und Zitrus. Ich kann mir so etwas sehr gut zu Pata Negra-Schinken vorstellen, zu Fisch mit Zitrone vom Grill oder zu Artischocken. Was folgte war eine neue Serie von Sherry namens Una Palma, Dos Palmas, Tres Palmas und Cuatro Plamas, lediglich unterbrochen von drei Sherry, die ihr Leben als Fino unter der Deckschickt des Hefeflors verlassen haben oder von vornherein so ausgebaut wurden, um als Amontillado, Palo Cortado oder Oloroso weiterzuleben. Diese drei bilden zusammen mit dem Cuatros Palmas die obere Reihe der Gläser. Die Varianten Una, Dos und Tres Palmas sind Finos, die sechs, acht bzw. zehn Jahre gereift sind und deren Fässer Stück für Stück ausgewählt wurden. Die Farbe der Finos wird immer dunkler, sie wirken immer gereifter und, ich muss es klar sagen, sie werden mit jeder Palme großartiger bis sie mit dem Tres Palmas einen Reifegrad erreicht haben, wo die Hefen nichts mehr ausrichten können. Der Tres Palmas duftet wie karger, tiefer, dichter Walnusslikör, hat etwas Süße in der Nase und ist ausgesprochen cremig und lang am Gaumen. Gerade einmal ein Fass gibt es von diesem Wein, den man im Handel für ca. €35,- erwerben kann und der jeden einzelnen Cent wert ist. Was mich ebenfalls beeindruckt hat – bevor es zum Highlight des Nachmittags kam – war der Alfonso Oloroso. Das ist ein 8 Jahre alter cremig süßer Sherry, der nie ganz trocken ausgebaut wurde und direkt auf 18% Alkohol aufgespritet wurde. Da in diesem Bereich die Hefen nicht mehr arbeiten, hat er nie unter einer schützenden Fino-Schicht gelegen sondern ist im Laufe der acht Jahre, die er die Solera durchlaufen hat, oxydiert. Der Wein duftet nach getrockneten Früchten, Vanille und Holz. Er ist zwar leicht süß, hat aber letztlich nur 4.5 Gramm Zucker.
Was zum Schluss kam, war der Cuatro Palmas, ein 48 Jahre gereifter Wein, der mich schon etwas sprachlos gemacht hat, so gut war er. Er wurde aus einem von gerade noch sechs bestehenden Fässern abgefüllt, die die so genannte Museo Solera bilden. Der Amontillado duftet und duftet nach Zedernholz, nach alten Möbeln, nach Tabak, nach getrockneten Früchten, nach einer Spur Hefe. Alles ist lang und konzentriert, es gibt etwas Süße und etwas mehr Säure, es gibt 21% Alkohol, der in dieser Stärke überhaupt nicht auffällt. Puh, das ist großes Kino!
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