Vor einigen Tagen fand in Hamburg ein Abend statt, an dem der Weinhändler Norbert Müller einige bemerkenswerte Beaujolais präsentiert hat – und zwar bei Madame Hu in Hamburg, in angemessener Atmosphäre also. Ich wäre gerne dabei gewesen, war aber auf der Vievinum, was ich auch nicht hätte missen wollen. Um so schöner, dass der Hamburger Weinfreund und Gastautor Stephan Bauer den Abend zusammenfasst:
Wenn einem Fußballer nachgesagt wird, er sei ein ewiges Talent heißt das in der Regel nicht nur Gutes, impliziert diese Bezeichnung doch, dass der Fußballer sein Talent nicht abgerufen hat.
Auch beim Beaujolais könnte man in letzter Zeit auf die Idee kommen, er sei das ewige Talent unter den Rotweinen Frankreichs. Mittlerweile dürften genügend Journalisten, Blogger und auch Weinhändler der breiten Öffentlichkeit mitgeteilt haben, dass die heutzutage im Beaujolais erzeugten Weine nichts mehr mit den schnell vinifizierten Beaujolais, den Beaujolais Nouveau, die schon nach ein paar Monaten keinen Spaß mehr machen, zu tun haben. Gleichwohl erzählen die Winzer im Beaujolais, dass sich ihre Weine nicht von selbst verkaufen, dass – wie auch anderswo in Frankreich – Weinberge brachfallen, weil sich keine Nachfolger für elterliche Betriebe finden, und dass man von einer ungetrübten Aufbruchsstimmung beileibe nicht sprechen kann.
Für die Weinliebhaber, die gerne erfrischende Rotweine trinken, die gut zum Essen passen, sich dafür aber nicht knietief ins Dispo stürzen wollen, ist das Beaujolais so weiterhin ein Eldorado. Wie in vielen anderen Weinbauregionen auch, tut sich im Beaujolais laufend etwas. Neue Erzeuger treten auf den Plan, Generationswechsel stehen an, das Sortiment wird ausgeweitet und differenziert, lange praktizierte Methoden der Weinbereitung werden auf den Prüfstand gestellt. Zusätzlich bieten die Gamays aus dem Beaujolais ebenso wie ihre roten Nachbarn, die Pinot Noirs aus dem Burgund und die Syrahs von der nördlichen Rhône, die Möglichkeit, sich mit Haut und Haaren ins Detail zu stürzen, zu schauen, ob einem ein Morgon Côte du Py von Basalt- und Schieferböden oder ein Fleurie von sandigen Granitböden besser schmeckt, ob ein Fleurie aus der Lage Chapelle des Bois südlich des Dorfes sich anders präsentiert als einer aus der Lage La Roilette am Rande der Appelation Moulin-à-Vent und ob und wie ein Gamay, der nach burgundischer Art vinifiziert wurde, anders schmeckt, als einer, der mit macération carbonique oder macération semi-carbonique vinifiziert wurde.
Eine Gelegenheit, sich solchen Details zu nähern und zusätzlich kennenzulernen, dass Beaujolais zu allererst kein Verkostungswein, sondern ein Trinkwein zum Essen ist, bot jüngst der von Weinhändler Norbert Müller organisierte Abend Beaujolais meets Barbecue im Restaurant Madame Hu bei der Schilleroper in Hamburg. Zwölf überwiegend junge Weine aus seinem Programm stellte Norbert an. Dazu servierte Kit Hu sieben Gänge vom Grill, die ihre hervorragende Kochkunst an der Schnittstelle zwischen deutscher, französischer, chinesischer und internationaler Küche noch einmal unterstrichen.
Den Aperitif nahmen wir draußen ein, nämlich den Crémant de Bourgogne von Pierre-Marie Chermette (Domaine de Vissoux), der hier als Kir mit einem Crème de Cassis der Domaine des Nugues zu Salsiccia from Grill mit Senf und Belugalinsen serviert wurde.
Gleich die ersten beiden Weine waren spannend zu trinken. Während das Beaujolais ganz überwiegend für Gamay bekannt ist, gibt es auch ein wenig Syrah und Chardonnay. Aus Chardonnay wurden auch die beiden Beaujolais Blancs erzeugt, die Norbert Müller zu einer köstlichen gegrillten Wassermelone mit Ziegenfrischkäse und Edamame-Bohnen einschenkte. Dies war zum einen der 2012 Beaujolais Blanc von Pierre-Marie Chermette (Domaine de Vissoux), zum anderen der 2012 Beaujolais Blanc „Clos de Rochebonne“ vom Château Thivin. Der Vissoux wurde im Stahltank ausgebaut, der Thivin in gebrauchten pièces. Auch das den Weinen zugrunde liegende Terroir ist unterschiedlich. Der Thivin kommt von Kalkmergelböden mit Sandsteinanteilen (den sog. pierres dorées, aus denen im südlichen Beaujolais viele Häuser gebaut sind). Der Vissoux stammt aus drei Parzellen mit Granitböden, Kalk-Silex-Böden und Kalkmergelböden. Zu der Wassermelone passte der Vissoux mit seiner kühlen Frische und feinen Art besser, die leichte Holznote und stämmigere Struktur des Thivin hingegen hatte mit dem Essen leichte Schwierigkeiten.
Ab dem folgenden Gang tranken wir nur noch Rotweine. Kit Hu ist große Liebhaberin von Innereien, so dass es auch in ihrem Barbecue-Menü Innereien geben sollte, hier gegrillte Nierenspießchen mit Pfirsichchutney und Rotkohlsalat. Traditionell wird wohl der meiste Beaujolais in Lyon getrunken, wo Innereien und gerade Nieren (Rognons) zu den Spezialitäten gehören. Insofern passten die Nieren auch kulturell hervorragend zu den nächsten beiden Beaujolais, beide von der Domaine des Nugues: 2012 Beaujolais-Villages und 2012 Fleurie. Der Fleurie war für mich eindeutig der bessere Wein der beiden, hatte mehr Struktur, mehr Stoff, mehr Potenzial für die zukünftige Entwicklung. Zu den Nierchen mit ihren dezenten Bitternoten passte hingegen der Beaujolais Villages besser, da er weniger Tannin hatte und einen besseren Ausgleich zu dem Geschmack der Nieren darstellte.
Noch ein Beaujolais-Villages stand zum nächsten Gang auf dem Tisch: Aus zwei jeweils 1 ha großen Parzellen mit jeweils über 100 Jahre alten Reben erzeugt Pierre-Marie Chermette (Domaine de Vissoux) seinen Beaujolais-Villages Coeur de Vendanges, hier aus dem Jahrgang 2012. Der Wein kostet lediglich um die 10 Euro und dürfte jeden verzücken, der ein Herz für Beaujolais hat. Er ist dicht, komplex, voller Energie, erinnert an kleine schwarze und rote Beeren und hat die für Beaujolais von Granitböden typischen kühlen steinigen Noten. Man darf sich von der Bezeichnung als Beaujolais Villages und von dem niedrigen Preis nicht in die Irre führen lassen. Dieser Wein wird sicher über die nächsten fünf bis zehn Jahre eine schöne Entwicklung durchlaufen. Nicht ganz mithalten konnte in diesem Duo der 2012 Brouilly „Reverdon“ von Château Thivin, ein durchaus angenehm zu trinkender Wein, aber ohne die Finesse und den Charme des Vissoux. Dazu gab es einen Garnelenburger vom Grill mit chinesischem Brokkoli, zu dem die beiden Gamays nicht wie Fremdkörper wirkten, zu dem sie aber auch nicht wirklich gut passten.
Auf die nächsten beiden Weine war ich besonders gespannt. Neu im Programm von Norbert Müller sind die Weine von Raphael Chopin, der gerade einmal 25 Jahre alt ist. 2008 hat er die Domaine seines Vaters mit 5 ha Weinbergen in Morgon und Regnié übernommen und stellt die Weinberge jetzt langsam auf Bio-Anbau um. Zwei Morgons aus 2012 hatten wir zum Essen, den 2012 Morgon Charmes und den 2012 Morgon Archambault. Der Charmes passte sehr gut zum Essen (Kalbsrücken vom Grill Jerk Style mit Mango und Ananas) und war – Nomen est Omen – durchaus charmant. Es lohnt sich aber, ein paar Euro mehr in den Morgon Archambault zu investieren. Der Jahrgangsvorgänger aus 2011 war schon hervorragend, der 2012er steht dem 2011er in nichts nach, präsentiert sich aber deutlich anders – straffer, säurebetonter, transparenter, ein bisschen mineralischer. Den Namen Raphael Chopin wird man sich merken müssen.
Im nächsten Gang waren die Weine und das Essen etwas schwierig zu kombinieren. Ein in Alufolie schonend gegrillter und saftiger Steinbeißer in einem köstlichen Sud mit Lauch war einfach zu zart für die beiden durchaus gehaltvollen Moulin-à-Vents, die dazu serviert wurden. Es gab vom Château du Moulin-à-Vent den 2011 Moulin-à-Vent und den 2011 Moulin-à-Vent Champ de Cour. Für die Weine aus der AOC Moulin-à-Vent (der einzige Cru, der nicht nach einem Dorf benannt ist, ein Dorf Moulin-à-Vent gibt es nicht) habe ich eine besondere Schwäche. War man einmal oben auf dem Plateau im Weiler Les Thorins, wo die Windmühle (franz.: Moulin-à-Vent) steht, muss man den Weinen eigentlich verfallen. Hier stellt sich dasselbe Gefühl ein, das man bezüglich der Pinot Noirs aus dem Burgund hat, wenn man vom Dörfchen Vosne-Romanée in Richtung Mittelhang geht und das Kreuz vor dem Grand Cru Romanée Conti sieht: Das Gefühl, an einem erhabenen Ort zu sein.
Die berühmte Windmühle in Les Thorins ist von der Lage Le Clos umgeben, einer Monopollage der Domaine Labruyère. Auf der anderen Seite der Straße folgt die bekannte Lage Grand Carquelin, die die Domaine Labruyère und Château des Jacques (Louis Jadot) unter sich aufteilen. Östlich davon zieht sich der Champ de Cour um den Hang herum. Nicht viele Domaines dürfen sich glücklich schätzen, im Champ de Cour begütert zu sein. Das Château du Moulin-à-Vent gehört zu den Glücklichen. Zusätzlich hat das Château du Moulin-à-Vent noch in weiteren Spitzenlagen Parzellen, u.a. der Lage Croix des Vérillats. Hier oben auf dem Hügel erzeugen durchaus einige Domaines ihre Weine nach burgundischer Art, d.h. entrappt mit ein paar Tagen Kaltmazeration und längerem Ausbau in 228-Liter-Fässern mit teils auch neuem Holz. Der Grund dafür ist gut erkennbar, wenn man die Weine trinkt. Während ein Fleurie, Chiroubles oder Saint Amour sich durch Leichtigkeit, florale Noten und sehr feine Frucht auszeichnet, hat ein Moulin-à-Vent (und teils auch ein Chénas) deutlich mehr Struktur, Fülle, Volumen und auch Tannin. Dieses Plus an Materie hält eine etwas offensivere Vinifikation durchaus aus.
Zu den Weinen: beide Weine hatte ich zuvor schon bei anderen Gelegenheiten getrunken. Noch ein Jahr vorher war der Moulin-à-Vent Champ de Cour noch recht stark vom Holzausbau geprägt, so langsam beginnt das Holz, sich besser zu integrieren. In jedem Fall ist der 2011 Champ de Cour ein Wein mit sehr viel Potenzial und einer großen Sinnlichkeit, er hat die für Moulin-à-Vent typischen würzigen Noten, eine gewisse pflaumige Fülle. Das gilt mit nur leichten Abstrichen auch für den 2011 Moulin-à-Vent Village. Auf der anderen Seite ist der Village schon jetzt gut zu trinken. Wer den Stil von Château des Jacques mag, wird auch den Stil des Château du Moulin-à-Vent mögen. Deren Moulin-à-Vents sind füllige und sehr strukturierte Weine, die für ein langes Leben gedacht sind.
Noch zwei weitere Weine folgten, zwei weitere 2011er, nämlich der 2011 Côtes de Brouilly Cuvée Zaccharie von Château Thivin und der 2011 Moulin-à-Vent Vieilles Vignes von Thibault Liger-Belair. Thibault Liger-Belair, Winzer aus Nuits St. Georges im Burgund, ist seit ca. 2008 im Beaujolais engagiert und erzeugt derzeit vier Weine, zwei Lagen Moulin-à-Vents (Rocheaux und La Roche), einen einfachen Moulin-à-Vent und einen raren Moulin-à-Vent von über 130 Jahre alten Reben. Schon der einfache Moulin-à-Vent Vieilles Vignes kommt von 60 bis 80 Jahre alten Reben. Auch Thibault vinifiziert seine Beaujolais nach burgundischer Art. Seit dem ersten kommerzialisierten Jahrgang (2009) habe ich nun alle Jahrgänge seines Moulin-à-Vent Vieilles Vignes getrunken, der 2011er reiht sich hinter dem sehr fülligen 2009er und dem sehr straffen und mineralischen 2010er als recht typischer Vertreter des 2011er Jahrgangs ein – eher vollmundig und saftig, jedoch ohne die Opulenz von 2009 und ohne die straffe Art von 2010. Harmonisch, gut balanciert, schmeichelnd und tief. Für einen Preis von etwas unter 20 Euro wird man im burgundischen Stil im Beaujolais kaum einen besseren Wein finden.
Von Château Thivin hatten wir mit der Cuvée Zaccharie den Spitzenwein der Domaine im anderen Glas. Die Cuvée wird aus den ältesten Reben der Domaine in den Lagen La Chapelle und Godefroy erzeugt. Wähnt man sich auf dem Hügel bei der Windmühle in Les Thorins auf dem aristokratischen Gipfel der Weine des Beaujolais, so erinnert der Mont de Brouilly, von dem die Weine der AOC Côte de Brouilly stammen, an den Corton Hügel in Ladoix-Serrigny bzw. Pernand-Vergelesses im Burgund. Es dauert eine gute halbe Stunde, bis man von der Ebene den Gipfel des Mont de Brouilly erklommen hat. Hier findet sich ein ähnliches Terroir wie an der Côte du Py in Morgon – vulkanisches Gestein mit Schiefer-, Mangan- und Basaltanteilen. Die Reben gehen einmal vollständig um den Mont de Brouilly herum. Dies führt dazu, dass die Weine von der Nordseite etwas kühler in der Art sind als die von der Südseite, auf der auch die Reben des Château Thivin überwiegend stehen. Auch die Cuvée Zaccharie ist ganz leicht vom Holz geprägt, aber auch hier finden wir wieder diese Fruchtfülle und würzige Art. Im Vergleich zum Thibault, der durchaus zeigt, was er hat, ist die Cuvée Zaccharie aber zurückhaltender, als ob sie sagen wolle Noblesse Oblige. In jedem Fall passten beide Weine wunderbar zu einem Rindersaté-Spieß vom Grill.
An diesem Abend zeigte sich einmal mehr, dass die Weine des Beaujolais letztlich schon seit Jahren eine Klasse erreicht haben, die man im Hinterkopf behalten sollte bzw., es unbedingt zu entdecken gilt. Dabei greifen die häufig zu lesenden Burgund-Vergleiche zu kurz. Sicher ist eine gewisse Ähnlichkeit diverser Beaujolais zu Pinot Noirs aus dem Burgund nicht von der Hand zu weisen, gerade bei burgundischer Vinifikation und mit zunehmender Flaschenreife. Aber auch an die Syrahs der nördlichen Rhône fühlt man sich beizeiten erinnert, denn diese kühle Frische, die Weine von Granitböden hervorbringen können, findet man sowohl an der Rhône als auch im Beaujolais. Letztlich sind die guten Beaujolais dabei so eigenständig und individuell, dass Vergleiche zu Weinen von außerhalb des Beaujolais an Bedeutung verlieren. Ein Beaujolais muss kein preisgünstiger Ersatz für Pinot Noirs aus dem Burgund oder Syrahs von der nördlichen Rhône sein. Er ist gut, wie er ist.
(Erst mal in Klammern 😉 : Ja, ich finde auch, dass es kaum eine bessere Rotwein-Option für herzhaft Wurstiges gibt als einen guten Beaujolais. Aber man muss halt ein bisschen danach suchen – oder andere vorkosten lassen 😉 ) Jetzt aber meine eigentliche Frage: Jules Desjourneys a.k.a. Fabien Duperray soll – wenn man Bettane & Desseauve so liest – aus den alten Gamay-Stöcken Weine bereiten, wie noch keiner vor ihm. Zu Preisen allerdings wie ein Bourgogne Premier Cru (weshalb ich auch noch keinen davon gekauft habe). Hast Du / habt Ihr schon einmal einen Beaujolais von Desjourneys probiert? Da würde mich die Liebhaber-Einschätzung sehr interessieren…
Hallo Matze, ich habe bislang nur einen Wein von Duperray probiert, den Fleurie 2007. Den fand ich gut, aber bei weitem nicht so gut, wie diverse andere Fleuries für die Hälfte des Preises. 2007 war allerdings auch kein Wunder-Jahrgang und der Jahrgang zudem der erste von Duperray. Rein aus Interesse und um den Fleurie Moriers von Duperray mit dem von Chignard (der grandios ist) und den Fleurie Chapelle des Bois mit dem von Dutraive (der ebenfalls grandios ist) vergleichen zu können, habe ich mir ein paar Flaschen von den Fleuries aus 2009 und 2010 in den Keller gelegt. Es bleibt abzuwarten, wie sie sich entwickeln. Insgesamt bleibe ich skeptisch, bis sich ein Aha-Erlebnis einstellt (oder auch nicht). Im Beaujolais gibt es viele Winzer, die auf wurzelechte Reben oder jedenfalls sehr alte zurückgreifen können und ihre Weine zu deutlich niedrigeren Preisen verkaufen (ein Tipp ist der Moulin-à-Vent VV von Bernard Diochon, der zu einem erheblichen Teil aus einer Parzelle mit 120 Jahre alten Reben aus dem Champ de Cour kommt und 13 Euro ab Hof kostet).
Den Wein von Diochon kenne ich leider nicht (und ehrlich gesagt kann ich mich auch nicht daran erinnern, ihn jemals irgendwo im Laden gesehen zu haben). Wenn man von Chermette oder Brun oder ein bisschen auch Lapierre absieht, finde ich es nach wie vor ziemlich schwer, diese alten wurzelechten Rebenweine aus bewusstem An- und Ausbau im Handel zu finden. Wahrscheinlich ist der Name “Beaujolais” für die meisten Weinfreunde immer noch eher Abschreckung als Anreiz, und die Händler listen sie erst gar nicht ein.
Hier in Nürnberg bei Karl Kerler gibt es jedenfalls die Weine von Daniel Bouland, die ich wirklich gut finde. Aber ich ertappe mich doch immer wieder dabei, einen solchen “echten” Beaujolais aufgemacht zu haben und dann realisieren zu müssen, dass es wahrscheinlich noch zu früh dafür war…
Hallo Matze, Diochon wird leider nicht nach Deutschland importiert. Das Beaujolais-Angebot ist mittlerweile in Deutschland recht gut, aber etwas zerklüftet. Norbert Müller dürfte mittlerweile mit die beste Auswahl haben mit Chermette, Thivin, Nugues, Chopin und Thibault Liger-Belair. Von Thibault den Vignes Centenaires zu kriegen, ist aber nicht einfach. Vom 2011er habe ich drei Flaschen ergattert, hab sie aber auch am Tag des Angebots gekauft. Sonst gibt es die Thibault Moulin-à-Vents auch bei Hermann Kratz (www.lepinotnoir.de), der auch Villa Ponciago (gehört zu Henriot/Bouchard) und Olivier Merlin führt. Ein gutes Angebot hat auch Pinard de Picard, wo insbesondere die Morgons von Louis Claude Desvignes und die Moulin-à-Vents von Richard Rottiers empfehlenswert sind. Die Boulands kaufe ich auch jedes Jahr. Die brauchen aber bis auf den Chiroubles tatsächlich lange Reifezeit. Ich finde sie auch sehr üppig, aber das gefällt mir.
Sehr guter Artikel!
Sicherlich ist der Beaujolais ein eigenständiger Wein. Allein schon weil die Gamay zwar auch anderswo in Frankreich angebaut wird, aber nur im Beaujolais die Rolle einnimmt, welche Pinot noir im Burgund hat. Es ist nicht nur geographisch richtig, den (und das) Beaujolais als zwischen Burgund und Rhone gelegen zu verorten. Die Weine sind deutlich stoffiger und robuster als die Burgunder, aber eben dennoch “leichter” und nicht so komplex wie die Rhone-Weine.In Lyon, dass bekanntlich in kulinarischer Hinsicht äußerst günstig gelegen ist, konkurriert der Beaujolais auf den Weinkarten mit den Nachbarn im Norden und Süden, hat aber insofern eine Sonderstellung, als dass er eben der “dritte Fluss” ist, der durch Lyon fließt und damit fest in der Lyoner Kultur verankert ist. Die traditionelle, ziemlich “wurstige” Küche Lyons schreit geradezu nach Beaujolais. Es gibt keine Stadt, wo man so gut Beaujolais trinken kann wie in Lyon. Dort werden die Crus oft erstaunlich preiswert offen (im “pot”) angeboten.
Die Beaujolais Crus unterscheiden sich schon nicht unerheblich voneiander.
Auch wenn es sich bei Beaujolais, Burgunder und Rhone um jeweils eigenständige Weintypen handeln mag,die “objektiv” kaum vergleichbar sind, kann man dem Beaujolais dennoch im Vergleich mit den beiden anderen Regionen ein sehr gutes PLV attestieren. Es wäre schön, wenn das so bleiben würde. Andererseits dürften dann auch solche Artikel wie der obenstehende besser gar nicht erst veröffentlicht werden.
Bei Madame Hu in Hamburg gab es früher übrigens ein paar Weine von Chermette auf der Karte.
gibt es immer noch
Der Morgon Charmes 2012 ist auch 7 Jahre später noch sehr gut! Haben heute die vorletzte Flasche getrunken