Die Vorpremiere der Großen Gewächse des VDP, Jahrgang 2013 – Mosel, Mittelrhein, Baden, Württemberg & Franken

Mosel & Mittelrhein

Es gibt Riesling-Gebiete, da passt die Idee des großen Gewächses nur bedingt. Mosel und Mittelrhein sind für mich solche Gebiete. Der Riesling-Stil, der hier gepflegt wird vielleicht durch eine erste Lage repräsentiert, selten aber durch die Idee des Großen Gewächses. Das merkt man vor allem an der Mittelmosel. Natürlich sind Weinmacher wie Ernie Loosen oder Markus Molitor in der Lage, Weine im Stil eines Großen Gewächses zu machen, das ist gar keine Frage. Aber für mich passt dass nicht immer so ganz zusammen mit dem, was ich typisch finde. Bei Haart oder Fritz Haag zeigt sich das für mich exemplarisch.

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Master of Wine Caro Maurer uns Wine Advocate Stephan Reinhardt – Deutsche Weinspezialisten auf internationalem Parkett. Copyright: Ralph Kaiser, VDP. Die Prädikatsweingüter

Auch hier, an der Mosel hat das Wetter in den letzten Wochen vor der Lese gnadenlos zugeschlagen und es hat massiv geregnet. Da musste man noch einmal sehr viel Zeit in den Weinberg stecken. Reinhard Löwenstein ist jemand, der das getan haben dürfte. Die Weine sind wieder hervorragend geworden, nicht so brillant wie im sensationellen Vorgängerjahrgang, doch er geht diesen präzisen klaren Weg weiter, den er vor zwei Jahren eingeschlagen hat. So ist der dichte, tiefe, ernste Riesling aus der Uhlener Blaufüsser Lay für mich auch momentan das stärkste Gewächs von der Mosel, und zwar eines zum Weglegen, während ich Kirchberg und Uhlen Laubach schon jetzt trinken wollen würde. Clemens Buschs Weine aus der Pündericher Marienburg dagegen sind für mich momentan kaum zu beurteilen. Sie präsentieren sich mit enormer Säure, dazu ziemlich verschlossen. Ich hoffe mal, dass sich diese Säure irgendwann integrieren wird. Von den 28 Großen Gewächsen, die bei dieser Probe präsentiert wurden, kommen gleich sechs von Ernie Loosen. Darunter befindet sich auch der ziemlich gigantische Erdener Prälat, eine Wuchtbrumme voll reifer Frucht, jeder Menge Schieferwürze, viel Säure und einer Balance und Tiefgründigkeit, die diesen Wein zu einem großen Wein macht. Dicht folgt das Erdener Treppchen und das Graacher Himmelreich. Zumindest die drei der sechs Weine machen jetzt und auch die nächsten Jahre großen Spaß. Leise und doch nachhaltig haben sich bei mir dann noch die beiden Gewächse von von Othegraven in meine persönliche Bewertungsskala geschlichen. Ich finde, Andreas Barth hat einen guten Job gemacht, die Weine sind noch etwas scheu, unaufgeregt mit feiner Frucht und einer guten Säurestruktur.

Der Mittelrhein ist für mich ebenfalls kein klassisches Gebiet für Große Gewächse, die von der Struktur her ja trockene Auslesen sind. Der Mittelrhein ist ein Gebiet für saftige, fruchtbetonte Kabinette und Spätlesen. Und doch machen diese Weine Spaß. Sie reichen nicht an GGs der Nachbarn Rheingau, Rheinhessen oder Nahe heran, das macht aber nichts. Denn erstens verleugnen sie ihre Herkunft nicht und bleiben fruchtbetont und zweitens kann man sich diese Weine auch mit kleinerem Geldbeutel leisten. Und alterungsfähig sind diese Weine, vor allem mit der Säure aus 2013.

Was ich mir in den Keller legen würde: Der Oberweseler Oelsberg von Laius-Knab, die Bacharacher Wolfshöhle von Ratzenberger, den Uhlen „Blaufüsser Lay“ von Heymann-Löwenstein, Den Erdener Prälat von Dr. Loosen und den Ockfener Bockstein von von Othegraven.

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Copyright: Ralph Kaiser, VDP. Die Prädikatsweingüter

Baden & Württemberg

Baden ist mit sechs, Württemberg mit 16 Großen Riesling-Gewächsen ins Rennen gestartet. Bei den weißen Burgundersorten kommen natürlich in Baden noch eine ganze Menge dazu. Allein, die habe ich während der zwei Tage nicht mehr geschafft. Für mich lag der Fokus auf dem Riesling, dem Silvaner und den roten Burgundern. Daher habe ich auch die württembergischen Lemberger nicht mehr probieren können, was mich ich sehr Schade fand.

Insgesamt hatten die Weine eine gute Qualität, wenn mich auch kaum ein Wein umgehauen hat. Vor allem die badischen Rieslinge sind nicht so mein Fall, sie sind mir zu weich in der Säure. Unter den Württembergern sind mir drei Weine aufgefallen, die mir sehr gut gefallen haben. Die beiden Pulvermächer-Rieslinge von Beurer und Haidle sowie der Drusenstein von Ellwanger. Das sind drei wirklich ausdrucksstarke, würzige Rieslinge, wobei der Drusenstein der vielleicht dunkelste und tiefgründigste der drei Weine war, Haidles Pulvermächer präsentierte sich gelbfruchtig und etwas leichter als der von Beurer während dieser am meisten druck hatte, gelbe Frucht mit einer schönen Blütenaromatik kombiniert hat, unterlegt mit Steinsalz und Kräutern.

Was ich mir in den Keller legen würde: Stettener Pulvermächer von Beurer.

Franken

Die Franken haben es schon seit Jahren nicht leicht. Das Wetter schlägt seine Kapriolen und haut immer wieder hart zu. So kann man zu vielen Großen Gewächsen aus Riesling und Silvaner nur schweigen. Manche wie die von Bickel-Stumpf aus 2012 vermisst man schmerzlich. Trotzdem finden sich einige wirklich gute Weine. Ganz klar dazu gehören der Silvaner und auch der Riesling Kallmuth von Fürst Löwenstein. Das sind wilde Weine außerhalb des Mainstreams, phenolisch, dicht, steinig, kräutrig mit hellen Tabaknoten und viel Biss. Sie wirken fast so ein bisschen dahingrotzt, trotzig. Die haben mir beide Spaß gemacht. Stark auch die würzigen, dunklen, steinigen Küchenmeister von Paul Weltner. Mit besserem Wetter ginge das alles noch besser, aber das ist schon ziemlich gut. Salzig ist der Riesling, medizinisch wirkt er fast, auch hier wieder ein Hauch Tabak, Kräuter, ich mochte da sehr gerne. Neben dem fast tänzelnden Centgrafenberg von Fürst hat mir die Kollektion von Hans Wirsching dieses Jahr wieder deutlich besser gefallen als in den letzten Jahren. Spielerisch leicht präsentierten sich die Weine aus dem Kronsberg, fordernder, robuster die Weine aus dem Julius-Echter-Berg, der Riesling mit gelber Frucht, gelben Pflaumen, der Silvaner mit süßer Reife, Noten von Grapefruit, Kräutern und Stein.

Was ich mir in den Keller legen würde: Iphofener Julius-Echter-Berg Riesling von Hans Wirsching, Homburger Kallmuth Silvaner von Fürst Löwenstein, Rödelseer Küchenmeister Hohe Leite Riesling von Paul Weltner.

Hier geht es zu den Notizen Rheinhessen & Pfalz

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Hier geht es zu den Früh- und Spätburgundern

Hier geht es zur Erläuterung, was ein Großes Gewächs überhaupt ist

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