Drei Flaschen Bier: Buddelship Mitschnagger, Blanker Hans, Brügge

Die Hamburger Bierszene ist um zwei weitere Craftbeer-Brauereien reicher. Nach Ratsherrn und Kehrwieder heißen die beiden neuen Buddelship und Von Freude. Von Freude wird Thema eines späteren Artikels sein, hier geht es heute um drei Biere des Hamburgers Simon Siemsglüß, der bei einem längeren Aufenthalt in Kanada seine Liebe zu Craftbeer entdeckt hat. Eigentlich wollte er dort bleiben und schon dort mit dem Brauen anfangen, hat sich dann aber doch entschieden, sich in Berlin zum Brauer ausbilden zu lassen um dann an diversen weiteren Stationen im Ausland Erfahrung zu sammeln. Zum Beispiel bei Evin O’Riordain von The Kernel, einer der für mich besten Brauereien, die es momentan gibt.

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Nun ist Siemsglüß zurück in der Hafenstadt und hat in Stellingen eine alte Fischfabrik aufgetan, in der er ganz alleine seine 10-Hektoliter-Anlage konstruiert und aufgebaut hat. Das ist Craft, sprich Handwerk pur. Gebraut wird das obergärige Bier in offenen Gärbottichen, das untergärige in zylondrokonischen Tanks. Siemsglüß baut zwei Linien auf. Im Heimathafen gibt es heimische Biere wie Pilsener, Weiße oder Rotbier, Auf hoher See finden sich dann die exotschen Biere wie IPA oder Saisonbiere.

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Buddelship Mitschnagger Pils
Zu den typischen Bieren des Nordens gehört das Pils in einer besonders herben, nordisch kühlen Art. Siemsglüß‘ Pils ist eher moderat hopfig und deutlich malzig. Es schmeckt nach Getreide, Zitrus mit grasigen Noten und einer ganz leichten Süße und einer angenehm präsenten Kohlensäure. Das ist ein ehrliches, gut gemachtes Pils mit 5,3% Alkohol, 12,5% Stammwürze und ca. 40 Bittereinheiten. Siemsglüß verwendet hier Hopfen der Sorte Northern Brewer, Saphir und Saaz.

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Buddelship Blanker Hans Weißbier
Auch die Weiße, man glaubt es kaum, hat ihre Tradition im Norden und ist nicht etwa ein bayrisch-fränkisches Phänomen. Mit dem Aussterben der vielen Brauereien im Norden ist jedoch irgendwann auch die Weiße praktisch gänzlich verschwunden. Mit Ratsherrn (ganz seltsame Weiße, ehrlich) und dem Blanken Hans kommt das Bier langsam zurück nach Hamburg. Überzeugt hat mich jedoch auch diese Weiße nicht. Sie schmeckt insgesamt ziemlich unspektakulär fruchtig (Aprikose, Banane) und leicht süßlich malzig mit zurückhaltender Kohlensäure. Wirkt auf mich etwas parfümiert und war nicht mein Fall. Das Bier hat 5,3% Alkohol, eine Stammwürze von 13,5% und ca. 12 Bittereinheiten. Gebraut wird es mit Hallertauer Mittelfrüh.

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Buddelship Brügge Belgian Season
Diesen Bierstil dürfte Siemsglüß in Kanada schätzen gelernt haben, denn dort gibt es viel belgisch inspiriertes Bier wie beispielsweise das Saisonbier. dieses hier wird mit East Kent Golding, Citra und Galaxy gebraut und hat bei 5,6% Alkohol 13,5% Stammwürze und ca. 30 Bittereinheiten. Genutzt wird neben Pilsener-, Weizen-, Pale-ale- und Wiener Malz eine spezielle belgische Hefe. Das Bier wird nur kurz gelagert und hat den für Saisonbier typischen leichten Karamell-Geschmack. Brotkruste hatte ich in der Nase, Aprikose, Zitrone, Mango, Vanille, gelben Apfel und Gewürze. Am Gaumen weich mit leichter Herbe und balanciertem Kohlensäureeinsatz. Das ist ein tolles, harmonisches, im deutschen Biermarkt bisher selten anzutreffendes Bier, von dem ich gerne eine Kiste im Keller hätte.

In der Buddelship-Brauerei geht es übrigens Ende des Jahres weiter mit heimischen Biersorten (Schwarzbier und Rotbier) sowie einem Pale Ale und einem Gotland-Porter. Ich bin gespannt.

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