Das Glück war mir am vergangenen Wochenende hold und ich konnte zum dritten Mal in diesem Jahr Le Jardin de la Grosse Pierre trinken – einen der ausdrucksstärksten und schönsten Champagner, die ich kenne.
Er wurde von Benoit Lahaye in Bouzy, Montage de Reims, vinifiziert. Lahaye, ein biodynamisch arbeitender Winzer, dessen Weine keinen bis wenig Schwefel aufweisen, verfügt über das einzigartige Glück, einen alten Weinberg mit einem Gemischten Satz zu besitzen. Gemischter Satz heißt ja, ich habe es hier schon ein paar Mal erwähnt, dass unterschiedliche Rebsorten bunt gemischt im Weinberg stehen und gemeinsam geerntet und vindiziert werden. Das war bis ins 19. Jahrhundert normal, heute ist es die Ausnahme und in der Champagne kenne ich keinen einzigen Weinberg außer eben Le Jardin de la Grosse Pierre. Er wurde 1923 von Benoits Großvater angepflanzt und einige kaputte Stämme wurden in den 1950er Jahren ersetzt. Das eigentlich Besondere an dem Gemischten Satz ist, dass dort viel mehr Rebsorten stehen, als in der Champagne zugelassen sind. Neben den Hauptrebsorten Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier sind das Pinot Blanc, Pinot Gris, Arbanne und Petit Meslier. In diesem Rebgarten steht aber noch eine ganze Reihe weiterer, über deren Identität ein Mantel des Schweigens gehüllt wird. Lahaye hat den Grundwein 10 Monate im Barrique ausgebaut und die Abfüllung dann vier Jahre sur lattes gelegt. Auch dieser Champagner hat nur wenig Schwefel erhalten und hat kein Gramm Dosage erhalten.
Aus den einzigartigen Voraussetzungen hat Lahaye einen höchst komplexen Wein kreiert, der wenig mit einem üblichen Champagner zu tun hat. Der Champagner duftet nach Erde, ein wenig nach Champignons und Morcheln, nach sauberem Apfelmost, nach Kirschkernkissen, Orangenzesten, Nuss und ein wenig zerkrümeltem Brioche. Am Gaumen dann zeigt Lahayes Wein seine ganze Klasse: dunkel, erdverbunden wirkt die Aromatik, die Frucht zeigt sich reif und füllig, so dass man kaum glauben kann, dass hier null Gramm Dosage im Spiel sind. Die reife Säure wirkt perfekt eingebunden, der Champagner hat eine hervorragende Länge. Wie so häufig gerade bei biodynamisch erzeugten Weinen, verändert sich auch Le Jardin de la Grosse Pierre im Laufe des Abends ständig und wird dabei immer tiefer und komplexer. Er bleibt dabei immer leise mit einem Hauch von Aristokratie. Ich würde den Champagner zum Essen servieren und Fisch oder Kalb dürfen etwas Cremiges zur Seite haben, gerne auch Pilze, Morcheln beispielsweise.
Le Jardin de la Grosse Pierre gibt es bei vinaturel und kostet € 89,-
ist das die Lage dazu? http://weinlagen-info.de/#lage_id=5375
Dieser könnte mein “Sprudel” zum Jahreswechsel werden – danke für den Tipp!