Einmal im Monat schreibe ich für die taz.nord eine Kolumne namens Mundwerk. Dort geht es um Genuss, um Handwerk, wie man es nur noch selten findet, es geht um Nachhaltigkeit und um regionale Produkte. Die Kolumne über die Ricklinger Landbrauerei ist im Februar in der taz.nord erschienen.
Es ist eine Binsenweisheit, dass die meisten Trends in den großen Städten entstehen und nicht auf dem Land. So verhält es sich auch beim Craftbeer, einem höchst populären Trend, der längst auch den Norden erfasst hat. Allein in der ehemaligen Bier-Metropole Hamburg ist in den letzten Jahren ein gutes halbes Dutzend neuer Mikrobrauereien wie Buddelship oder Kehrwieder entstanden.
Doch diesmal waren die Städter nicht die Ersten, die diesem Trend so früh gefolgt sind. Schon bevor die Marke Ratsherrn wiederbelebt und das erste hanseatische Ale gebraut wurde, konnte man raus aufs Land nach Rickling fahren. In der dortigen Landbrauerei werden seit vielen Jahren hervorragende handwerklich gemachte Biere angeboten. Die Ricklinger Landbrauerei ist eine kleine Gasthofbrauerei mit viel Lokalkolorit, traditioneller Schankwirtschaft und Biergarten – nur dass man dort eben keinen Vertrag mit einer großen Brauerei hat, sondern der Braumeister Udo Lämmer die Biere selber braut. Dabei hat er das verinnerlicht, was andere heute wieder neu lernen müssen: Die Biere werden aus Naturhopfen handwerklich gebraut und so naturbelassen wie möglich abgefüllt. Das heißt, dass sie nicht zusätzlich filtriert, pasteurisiert und stabilisiert werden. Die Folge ist zwar, dass die Biere nur wenige Wochen haltbar sind, dafür überzeugen sie aber mit einer unvergleichlichen Frische. 17 verschiedene Biere braut Udo Lämmer im Jahr, wobei neben Klassikern wie dem Pils auch ein Märzen und vor allem ein exzellentes Stout ganzjährig gebraut werden. Über das Jahr hinweg entstehen vom Maibock bis zum Weihnachtsbock fünf verschiedene Bockbiere. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe Spezialbiere wie das so populäre India Pale Ale. Besonders angetan bin ich vom Porse Bier. Der Stil stammt eigentlich aus dem benachbarten Dänemark, wo man Porse, zu Deutsch Sumpf-Post, eine Zeit lang als Hopfenersatz verwendet hat. Das Bier hat Wacholder-Geschmack, duftet nach Erde und Moos und ist in seiner Art einzig.Mittlerweile liefert die Brauerei ihre Biere zwar schon an verschiedene Gastronomen, Händler und sogar nach Hause (siehe Website), doch wirklich lohnen dürfte sich ein Besuch in der Brauerei, vor allem dann, wenn man an einem der Brauseminare teilnimmt, um zu erfahren, weshalb man beim Bierbrauen darrt, läutert oder ausschlägt.
Ricklinger Landbrauerei, Grüner Weg 1, 24635 Rickling, www.ricklinger-landbrauerei.de